Die Spitze des Eichbergs
Liga.
Nachfolger von Rolf Schafstall: Horst Franz
Und eines war auch klar: Olaf Thon würde den Verein verlassen. Der Schalker Nationalspieler hatte Angebote zuhauf, entschied sich dann für den FC Bayern (für 3,5 Millionen Mark Ablösesumme). Auch ein Toni Schumacher war in der Zweiten Liga nicht mehr zu finanzieren, er ging in die Türkei ins Tor von Fener-bahce Istanbul. Sein Nachfolger im Schalker Dress wurde Werner Vollack, als zweiter Torhüter wurde ein gewisser Jens Lehmann, damals 19 Jahre alt, von Schwarz-Weiß Essen verpflichtet.
Rolf Rüssmann hatte man unterdessen per »Blauem Brief« aus dem Verein ausgeschlossen. Rüssmann hatte auch weiterhin massive Vorwürfe gegen den Vorstand und insbesondere Günter Siebert gerichtet. Die gipfelten darin, dass er Siebert verfehlte Einkaufspolitik, erhebliche Neuverschuldung und schlechte Darstellung des Clubs in der Öffentlichkeit vorwarf: »Siebert ist Ballast für den Verein und muss weg!« Siebert dazu: »Nicht eine Behauptung Rüssmanns stimmt. Wir sind es jetzt leid, er hat den Club in höchstem Maße mit seinen Unterstellungen über Monate hinweg geschadet.«
EIN HAUCH VON EUROFIGHTER
Bei der Zweitliga-Mannschaft von Schalke gab es einen großen Schnitt, viele Alte gingen (oder mussten gehen), viele Neue kamen. Vielleicht war der Schnitt zu stark. Ingo Anderbrügge wurde vom Revierkonkurrenten BVB losgeeist (er spielte dort vier Jahre), Andreas Müller wechselte von Hannover 96 in den Ruhrpott, hinzu gesellte sich aus der Schweiz vom FC Aarau auch noch Torjäger Uwe Wassmer, Jürgen Luginger von Fortuna Düsseldorf verstärkte die Abwehr. Schalkes junge Truppe hatte bei manchem Auftritt gerade mal ein Durchschnittsalter von 21,5 Jahren.
Mit so einer unerfahrenen Mannschaft musste Schalke Lehrgeld für die fehlende Cleverness zahlen. Es lief einfach nicht rund. Schalke verlor bei Rot-Weiss Essen (1:2), Darmstadt 98 (1:2), gegen Osnabrück (0:2) und in Saarbrücken (1:2). Selbst in der Zweiten Liga stand Schalke schon wieder mit dem Rücken zur Wand.
Die 0:1-Niederlage vor gerade mal noch 7.000 Zuschauern im Parkstadion beim darauffolgenden Spiel gegen Hertha BSC hatte Konsequenzen. Horst Franz musste seinen Trainerstuhl frei machen für einen alten Bekannten: Diethelm »Didi« Ferner, der Schalke bereits 1984 zum Aufstieg verhalf und dann wegen »fehlenden Charismas« von Dr. Fenne entlassen wurde, war der neue Mann auf der Kommandobrücke. Der Trainer vom »alten Schlag« hatte immer noch viele Freunde in Gelsenkirchen, dennoch war es eine mutige Entscheidung, zwei Tage vor der nächsten Schalker Jahreshauptversammlung.
51. SIEBERT IN DIE WÜSTE GESCHICKT
»Das Kapitel Schalke ist für mich abgeschlossen.« Das sagte Günter Siebert am Abend der Versammlung am 19. September 1988, als er von seinem Präsidentenamt zurückgetreten war. Siebert, von vielen Kritikern gedrängt, hatte am Schluss der Veranstaltung die Vertrauensfrage gestellt und war bei der Abstimmung unterlegen.
Die Konsequenz war der Rücktritt, der in den letzten Wochen schon Tendenzen der Amtsmüdigkeit erkennen ließ: »Da macht man hier als Ehrenamt einen Fulltime-Job und muss sich von jedem öffentlich runterputzen lassen.« Heruntergemacht wurde Siebert in erster Linie wegen der prekären sportlichen Entwicklung des Vereins - die finanzielle Gesundung auf eine Verschuldung von etwa 1,7 Millionen Mark war weniger ein Thema. Der Schuldenabbau wurde auf Kosten der sportlichen Substanz betrieben. Die Diskussion darum, was man anders und besser hätte machen können, wurde wie so oft emotional geführt. Und am Ende stand fest: Schalkes Fußballvolk schickt Günter Siebert in die Wüste.
Auf einer auf den 21. November 1988 terminierten außerordentlichen Jahreshauptversammlung sollte ein komplett neuer Vorstand und Verwaltungsrat gewählt werden. Einig war sich der Restvorstand darin, die Geschäfte bis zu dieser Versammlung welter zu führen. Wer sich um Schalkes Präsidentenamt bewerben wird, stand noch nicht fest. Es wurde aber bereits gemunkelt, dass die zwei Oppositionsgruppen um Rolf Rüssmann und Volker Stuckmann antreten wollten.
WER HOCH FLIEGT
Mittlerweile war Schalke zum dritten Mal abgestiegen, auch Trainer Horst Franz konnte nicht mehr helfen. Eigentlich war Schalke bei den englischen Buchmachern Aufstiegskandidat Nummer Eins, und am Anfang lief es unter Ferner auch ganz gut. 11:1 Punkte aus seinen ersten sechs Spielen machten wieder Mut. Es handelte sich aber
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