Die Sprache der Macht
belastet das Brechen der Gesprächsregeln die Beziehung zu den anderen. Deshalb bevorzugen manche Machtmenschen eine interessante Variante, die zudem den Vorteil hat, dass sie den bloßen Regelbruch machttechnisch noch einmal überbietet. Sie ignorieren die Regeln, ohne dass jemand einschreitet. Damit demonstrieren sie ihre Macht. Dann aber weisen sie selbst mit aufrichtigem Bedauern darauf hin, dass sie gerade gegen die Regeln verstoßen haben. Sie rufen sich selbst zur Ordnung und unterstreichen damit doppelt und dreifach, dass sonst niemand in der Runde so etwas wagt.
„Lange genug geredet …“
In der Teambesprechung erzählt Herr Bröder von seinem Golfturnier am Wochenende und findet kein Ende. Damit verstößt er gleich gegen zwei Regeln: Privates wird in diesem Rahmen nicht besprochen und er hält sich nicht an die Redezeit, die das Team offiziell auf fünf Minuten begrenzt hat. Nach zehn Minuten ist der ausführliche Golfbericht zu Ende. Halb erschrocken stellt Herr Bröder fest: „So, jetzt habe ich aber lange genug geredet. Was steht denn heute an?“
Die zehn wichtigsten Aussagen im Überblick
Zum Abschluss dieses einführenden Kapitels finden Sie hier die zehn wichtigsten Aussagen über Macht und Sprache zusammengefasst.
Macht besteht darin, seinen Willen durchzusetzen – auch gegen Widerstreben. Sich selbst in diesem Sinne als wirksam zu erleben, ist ein menschliches Grundbedürfnis.
Wer als mächtig gilt, wird häufig idealisiert. Wer nach Macht strebt, erregt hingegen Argwohn.
Ein Wille muss sich entwickeln, ehe er stark genug ist, um zu wirken.
Sprache erscheint als legitimes Mittel, seinen Willen durchzusetzen, manchen gilt jedoch schon diese Form der Einflussnahme als Manipulation.
Das wirksamste Mittel gegen Manipulation: das Verfahren durchschauen und es beim Namen nennen.
Die Sprache der Macht setzt nicht auf gemeinsames Erörtern oder die Kraft des stärksten Arguments, ihr geht es um das Ziel, den eigenen Willen durchzusetzen.
Die Sprache der Macht kann dazu genutzt werden, bestehende Macht zu demonstrieren (und damit zu festigen).
Sprache besitzt eine natürliche Unschärfe; Begriffe sind mehrdeutig und können gezielt mit neuer Bedeutung aufgeladen werden.
Sprache folgt bestimmten Mustern, die starken Einfluss darauf haben, wer sich durchsetzt.
Sprache ist selbstbezüglich: Sie können die Sprache und ihren Gebrauch thematisieren – ein wichtiger Aspekt im Umgang mit der Sprache der Macht.
Dominanz und Imponiergehabe
Wenn sich zwei Menschen begegnen, entscheidet sich schon nach kurzer Zeit, wer dominiert und wer sich unterordnet. Häufig bemerken sie das nicht einmal bewusst, es ergibt sich einfach so. Die eine Seite bestimmt und die andere gibt nach. Dabei geben oft schon kleine Details den Ausschlag: Wie wir aufeinander zugehen, welche Haltung wir einnehmen, wohin wir unseren Blick richten – und vor allem: Wie wir miteinander sprechen.
Achtung: Wer gibt den Ton an?
Wissenschaftler haben eine ganze Reihe von Gesprächen aufgezeichnet und sind auf einen bemerkenswerten Effekt gestoßen: Filtert man alle Frequenzen über 500 Hertz heraus, bleibt von den Stimmen nur ein tiefes Summen übrig. Bei jedem Menschen klingt das ein wenig anders. Doch im Laufe des Gesprächs schwingen sich beide Partner auf einen Ton ein. Nicht überraschend: Es ist der Ton, den der Dominantere der beiden vorgegeben hat.
Wir taxieren einander, senden Dominanz- oder Unterwerfungssignale und kommen schließlich überein, wer die Führungsrolle übernimmt. Solange das nicht geklärt ist, verläuft die Begegnung unharmonisch und instabil. Es ist ein wenig wie bei einem Tanz, der ebenfalls aus dem Takt gerät, wenn beide Partner führen wollen – oder keiner. Denn es ist keineswegs so, dass Menschen grundsätzlich immer die Führungsrolle übernehmen wollen. Zumal auch die niedrigere Position so ihre Vorteile hat, wie wir gleich noch sehen werden. In solchen Fällen konkurrieren beide Seiten darum, wer sich führen lassen darf. Wer den Kürzeren zieht, muss dann erst einmal die Richtung vorgeben.
Das Aushandeln der Machtpositionen
Will jemand seinen Willen durchsetzen, erscheint es naheliegend, die dominante Position zu übernehmen. Immerhin bestimmt der- oder diejenige dann den weiteren Verlauf der Dinge. Als die dominante Seite hat er (oder sie) das Sagen und kann nicht übergangen werden. Doch der Sachverhalt liegt ein wenig komplizierter. Es ist nämlich nicht immer günstig, das Steuer zu
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