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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Fall, gegen die Gene ist man machtlos.
    Michael, der wird ihr kleiner Prinz.
    Wenn sie es richtig anpackt.
    Aber Natalie ...
    Mütterchen Russland geht ins Bad, putzt die Zähne, wäscht sich das Gesicht, dann greift sie zur Haarbürste.
    Hundert Striche jeden Morgen und jeden Abend, damit ihr Haar so voll und kräftig bleibt, wie Dasjatnik es an ihr liebt.
    Als sie fertig ist, tritt sie einen Schritt zurück, um sich im Spiegel zu betrachten.
    Da sieht sie den Mann.
    Das muss einer von den neuen Wachen sein.
    Aber die Frechheit, einfach in ihr Schlafzimmer einzudrin-gen –
    Bevor sie sich empören kann, hält ihr der Mann den Mund zu.
    Presst ihr ein Tuch vor die Nase.
    Und es wird dunkel.

123
    Nicky gönnt sich einen Joint.
    Genießt das süßliche Aroma, saugt es tief ein, lässt es in der Lunge kreisen und stößt es langsam wieder aus. Mit dem Rauch weicht auch die ganze Anspannung von ihm.
    Alle Probleme lösen sich in der Nachtluft auf.
    Tratchev tot.
    Seine Brigade festgesetzt.
    Rubinsky und Schaller mit ihren Leuten – ausgeschaltet.
    Der verstorbene Dr. Howard als Polizeispitzel gebrandmarkt.
    Paul Gordon gefeuert.
    Kazzy Azmekian ist Treibgut. Oder Strandgut? Nicky verwechselt das immer. Ist auch egal.
    Er nimmt einen weiteren Zug, streift die Sachen ab und lässt sich ins dampfende Wasser des Jacuzzi gleiten.
    Fünfzig Millionen Dollar prasseln morgen auf ihn nieder. Er ist am Ziel.
    Eine einzigartige Nacht. Ein einzigartiger Stoff.
    Jetzt fehlt nur noch Lev mit der Meldung, dass die Schwester liquidiert ist. Nicky macht sich keine Sorgen. Was Lev anfängt, bringt er zu Ende. Lev wird gleich hier sein.
    Und Nicky kann diese einzigartige Nacht in vollen Zügen genießen. Die ganze Polizeimaschine arbeitet für ihn, Tratchev ist tot, morgen ist Zahltag, und das Leben ist ein Fest. Er schließt die Augen und streckt die Beine aus, da spürt er etwas Rundes an den Füßen.
    Dabei hat er Michael ausdrücklich verboten, den Fußball in den Pool oder den Jacuzzi zu schießen.
    Nicky greift nach dem Ball und schreit auf.
    Flieht in die äußerste Ecke des Jacuzzi.
    Und starrt auf Levs abgetrennten Kopf, der im brodelnden Wasser auf und ab tanzt.
    Dani, alarmiert von Nickys Schrei, kommt angerannt, zieht Levs Kopf am Haarschopf heraus und heult auf vor Entsetzen.
    Levs Hals ist mit einem Band zugeschnürt.
    Auf dem Band steht etwas geschrieben, aber sie können nicht lesen, was da geschrieben steht.
    Es ist Vietnamesisch.
    Nicky rennt ins Haus.
    Zu Mutter.
    Ihre Tür ist angelehnt, er sieht das Flackern des Fernsehers.
    Er öffnet, ohne zu klopfen.
    »Mutter –«
    Ein Mann sitzt auf ihrem Bett und sieht fern. Er dreht sich um, richtet die Pistole auf Nicky.
    »Hallo, Daz«, sagt Karpozow. »Man nennt dich jetzt Nicky, oder?«
    »Genosse Oberst ...«
    »General«, sagt Karpozow. »Ohne Genosse.«
    Nicky ist kurz vorm Durchdrehen, aber er bleibt cool.
    »Gratuliere«, sagt er.
    »Danke«, sagt Karpozow. »Ist das HBO ?«
    »Nein, Cinemax.«
    »Der Sender gefällt mir.«
    »Das freut mich.«
    »Nun«, sagt Karpozow, »ich gratuliere dir, Nicki. Wie ich sehe, hast du Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt. Ausgezeichnet. Unser Land ist stolz auf dich. Du wirst uns doch an deinen Erfolgen beteiligen, nicht wahr, Nicky? Oder hast du geglaubt, es gäbe uns nicht mehr?«
    »Ein wenig hatte ich die Hoffnung«, sagt Nicky. »Wo ist meine Mutter?«
    »Sie bleibt ein Weilchen bei uns.«
    »Was heißt ein Weilchen?«
    »Nun, Nicky, sagen wir so: Bis wir unser Geld haben.«
    Unseren Anteil.
    Von California Fire and Life.

124
    Langsam bricht der Morgen an, Jack erkennt die ersten Umrisse.
    Es ist die Stunde, die man Morgengrauen nennt.
    Jack klettert die Schlucht hinauf, die sich in das Steilufer einschneidet. Er klettert, bis er zu dem alten Drahtzaun kommt. Kriecht drunter durch, wie er es seit jeher macht, und steht auf dem alten Campingplatz.
    Sehr seltsam das Gefühl, dass der Platz jetzt Nicky Vale gehört. Dass Nicky hier Reihenhäuser und Townhouses bauenwill. Dass er seine Frau ermordet hat, um sich das Kapital zu beschaffen.
    Jack sucht seinen Weg zwischen den Eukalyptusbäumen und Kiefern, vorbei an den alten Stellplätzen und dem Müllcontainer.
    Er klappt den Deckel auf, leuchtet mit der Taschenlampe hinein und zuckt zurück.
    Zwei verkohlte, zerbrochene Schädel.
    Tommy Do und Vince Tranh.
    Jack klappt den Deckel zu.
    Läuft weiter zur alten Mehrzweckhalle, die er so gut kennt. Sie war seine Festung, als er

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