Die Sprache unserer Organe
ausgelöst wird, der
das Rektum und die Geschlechtsorgane versorgt (Nervus pudendus). Dies verursacht unerträgliche Schmerzen. Der Nervus pudendus wurde früher auch als »Schamnerv« bezeichnet. Zur damaligen Zeit waren es Mönche, die sich mit der Anatomie befassten, und alles, was die Geschlechtsorgane betraf, galt als beschämend. Wenn sich Moral und Medizin vermischen, führt das gelegentlich wirklich zu merkwürdigen Auslegungen.
Die Behandlungstechniken werden äußerlich oder innerlich angewendet, je nachdem, welche Bänder betroffen sind und an welcher Stelle zwischen Kreuzbein und Steißbein liegen.
Noémie ist eine leidenschaftliche Reiterin. Eines Tages stürzt sie von ihrem Pferd und fällt auf das Steißbein. Die Röntgenbilder zeigen keine Fraktur. Man verschreibt ihr eine klassische Behandlung mit Antiphlogistika und Analgetika. »Das wird wieder gut«, sagt man ihr. Aber so ist es nicht. Sie leidet immer wieder unter Lumbago und Lumbalgien, sodass sie kein Pferd mehr besteigen kann. Viel zu spät beschließt sie, einen Manualtherapeuten aufzusuchen, dem es zwar gelingt, ihren Zustand zu bessern, der die Verletzung jedoch nicht ungeschehen machen kann. Eine Schwäche in der Lendenwirbelsäule bleibt. Sie hätte ihn sehr viel früher aufsuchen müssen, denn so hatte die Verletzung Zeit, einen Umbau des Bindegewebes der Damm-Muskeln und der tiefen Bänder im Becken zu verursachen.
Lordose und Hyperlordose
Lordose ist der medizinische Fachbegriff für eine nach vorn gerichtete Krümmung der Wirbelsäule. Im Bereich Halswirbelsäule und der Lendenwirbelsäule ist eine gewisse Krümmung normal. Erst wenn die Lordose übertrieben stark ist, spricht man von Hyperlordose, dem besonders bei Frauen verbreiteten Hohlkreuz. Früher lastete man dem Hohlkreuz häufig weibliche Kreuzschmerzen an. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass Frauen mit Hyperlordose nicht unbedingt unter Rückenschmerzen leiden müssen.
Steißbein und Fruchtbarkeit
Henriette, 40 Jahre alt, klagt über ihre Kinderlosigkeit. Sie wurde umfassend untersucht und hat es sogar mit künstlicher Befruchtung versucht, erfolglos.
Sie konsultiert mich wegen tief gelegener Kreuzschmerzen, die in den unteren Bauch ausstrahlen. Tests zeigen eine eingeschränkte Beweglichkeit des Steißbeins und die Palpation erzeugt Schmerzen. In solchen Fällen behandelt man das Steißbein äußerlich und rektal mit inneren Techniken.
Drei Monate später ruft sie in der Praxis an und verkündet glücklich, dass sie endlich schwanger geworden ist. Und sie beglückwünscht mich zu dem Erfolg: »Ich denke, das hängt mit Ihrer Behandlung meines Steißbeins zusammen.«
Man muss sich als Therapeut davor hüten, solche Erfolge für sich in Anspruch zu nehmen, insbesondere wenn Unfruchtbarkeit vorliegt, bei der die Einflussfaktoren sehr zahlreich sind. Die einzige Schlussfolgerung, die wir hinsichtlich Henriette ziehen können, ist, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Schwangerschaft und dem Steißbein bestehen kann. Die Erfahrung hat gezeigt, dass wir durch eine Lockerung des Steißbeins alle Spannungen im kleinen Becken lockern, in dem auch die Eileiter liegen. Die Öffnung zwischen Eileiter – der übrigens die Form einer Trompete hat und daher den lateinische Name »Tuba uterina« trägt – und Uterus ist nur etwa 0,6 Millimeter groß! Man kann annehmen, dass eine allgemeine Spannung im kleinen Becken zu einer Verkrampfung der Eileiter führen kann. Dies wird verständlich, wenn man weiß, dass die Eileiter kleine Muskeln besitzen, die, wenn sie sich zusammenziehen oder verkrampfen, den Durchmesser der Öffnung zur Gebärmutter hin verkleinern können. So wird begreiflich, wie schwierig es für Ei und Spermium ist, zusammenzutreffen, wenn eine Nervenreizung in Kreuzbein und Steißbein vorliegt.
Skoliose
Skoliosen, seitliche Verkrümmungen der Wirbelsäule bei gleichzeitiger Verdrehung der Wirbel, sind seltener geworden. Häufig sind sie genetisch bedingt und betreffen mit über 70 Prozent deutlich mehr Frauen als Männer. Das Tragen eines Korsetts, das früher aus Gips bestand, ist sehr umstritten. Alles hängt vom Grad der Skoliose und vor allem von ihrer Entwicklung ab. Eine starke Skoliose, die sich verschlimmert, muss meist apparativ gestützt werden. Das Korsett darf nicht auf Herz und Lungen drücken. Der Patient muss sich beim Atmen absolut frei fühlen.
Der Therapeut berücksichtigt bei der Entscheidung über die Art der Behandlung mehrere
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