Die Springflut: Roman (German Edition)
doch Bertil Magnuson bedroht …«
»Sie dachten, man würde Magnuson die Schuld an seinem Tod geben?«
»Vielleicht. Hat man das getan?«
Mette und Stilton sahen sich kurz an.
*
Am Abend herrschte keine ausgelassene Stimmung in Mettes Wagen. Sie waren auf dem Weg zu ihrer großen Holzvilla in Kummelnäs. Jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach.
Stilton dachte an die Aufklärung des Ufermords und daran, dass ein einziges, kleines Ereignis eine solche Kettenreaktion voller Gewalt auslösen konnte. Zwei Schweden begegnen sich auf einem anderen Kontinent und teilen sich eine Flasche Wein. Der eine erzählt dem anderen etwas, was auf einmal etwas erklärt, worüber er dreiundzwanzig Jahre lang nachgegrübelt hat. Er fährt nach Schweden, um den Mord an der Frau zu rächen, die er geliebt hat. Dann besucht er seine frühere Lebensgefährtin und wird getötet, woraufhin er von Mette gefunden wird, die auf seinem Oberschenkel ein Muttermal entdeckt, das ihr bekannt vorkommt, während gleichzeitig Olivia beginnt, in Sachen Ufermord zu recherchieren.
Seltsam.
Anschließend schweiften seine Gedanken zu wesentlich schwierigeren Dingen ab, die in Kürze bei Mette und Mårten auf der Tagesordnung stehen würden, und er fragte sich, wie er die Sache angehen sollte.
Mette dachte daran, wie falsch sie bei ihrer Jagd auf Bertil Magnuson gelegen hatte. Andererseits hatte er trotz allem einen Mord in Auftrag gegeben, sich der Anstiftung zum Mord schuldig gemacht. Seinen Selbstmord würde sie nicht auf ihre Kappe nehmen.
Olivia dachte an Jackie Berglund. Was für ein Irrtum. Hätte sie sich nicht so auf diese Frau versteift, wäre Elvis noch am Leben. Eine teure Lektion.
»So muss es gewesen sein.«
Mette brach als Erste das Schweigen. Sie hatte das Gefühl, dass sie alle den Fall hinter sich lassen mussten. Bald würden sie ihr Haus erreichen, und dort wollte sie weder Schweigen noch bedrückte Gedanken verbreiten.
»Was meinst du?«, fragte Stilton.
»Bertil Magnuson muss die Typen geschickt haben, die bei Eva Carlsén eingebrochen sind und sie niedergeschlagen haben.«
»Warum?«
»Um dort nach der Kassette zu suchen. Magnuson hat mit Sicherheit genau wie wir alle Hotels überprüfen lassen und dabei festgestellt, das nirgendwo jemand namens Wendt übernachtet hat, und daraufhin ist ihm Wendts frühere Lebensgefährtin eingefallen, immerhin müssen sie damals regen Kontakt gehabt haben, da beide Sommerhäuser auf Nordkoster besaßen, und daraufhin ist er auf die Idee gekommen, dass Wendt sich vielleicht bei ihr versteckt hält und die Aufnahme dort verwahrt.«
»Das klingt logisch«, meinte Stilton.
»Und der Ohrring?«, meldete sich Olivia zu Wort. »Wie ist der in Adelitas Manteltasche gelangt?«
»Schwer zu sagen«, antwortete Mette, »vielleicht, als sie und Adelita im Haus miteinander gerungen haben.«
»Ja.«
Mette hielt vor ihrem Haus.
Auf dem Weg zur Haustür klingelte Mettes Handy, und sie blieb im Garten stehen. Es war Oskar Molin. Er kam gerade aus einer Besprechung mit Catrin Götblad, bei der sie über einen Namen in Jackie Berglunds Kundenkartei gesprochen hatten, den er von Mette bekommen hatte.
»Was habt ihr beschlossen?«, erkundigte sich Mette.
»Uns vorerst zurückzuhalten.«
»Warum denn das? Weil es um Jackie Berglund geht?«
»Nein, weil es die Umstrukturierungsmaßnahmen stören würde.«
»Okay. Aber er wird informiert?«
»Ja. Das übernehme ich.«
»Gut.«
Als Mette die Verbindung trennte, sah sie, dass Stilton zwei Meter weiter stehen geblieben war und ihr Gespräch mitgehört hatte. Mette ging wortlos an ihm vorbei und stieg die Eingangstreppe hoch.
Einen Arm um Jolene gelegt, öffnete Abbas die Tür. Olivia wurde von ihr herzlich umarmt.
»Wir haben Hunger!«, verkündete Mette.
Sie kreuzten durch die Zimmer in die große Küche, wo Mårten mit zahlreichen Zutaten zu einem Essen jonglierte, das er als den kulinarischen Höhepunkt des Sommers ankündigte.
Spaghetti carbonara mit aufgetauten Pfifferlingen.
Der restliche Familienclan war bereits abgefüttert und hatte sich im Haus verteilt, weil Mårten erklärt hatte, seine Frau wünsche sich Ruhe und ihre Gäste wollten ungestört essen. Wer das nicht akzeptiere, werde zu Ellen hochgeschickt und müsse Maschen zählen.
Es war relativ ruhig im Haus.
»Setzt euch!«
Mårten zeigte auf den gedeckten Tisch, auf dem eine ganze Reihe von Mettes Töpferarbeiten verteilt stand. Schüsseln, Teller und eventuell Tassen.
Sie
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