Die Spucke des Teufels
ganz
eins.
Mittwoch, 18. Februar
Heute habe ich die schöne Wirtin wiedergetroffen
und sie war gar nicht so kühl und verschlossen, wie der Müller behauptet,
sondern freundlich und leutselig. Sie war recht gefällig angetan mit einem
neuen schwarzen Kleid mit gehäkelten Litzen und einer dazu passenden Haube. Ihr
Wirtshaus scheint ihr recht viel einzubringen, denn sie hat auf dem Markt
weißes Kattun gekauft für Bettwäsche, wie sie sagt. Ich wollte ihr erneut von
den Indianern erzählen, doch da hat sie abgewunken und gesagt, dass sie inzwischen
genau Bescheid weiß. Dafür fragte sie mich diesmal nach den Holländern aus, als
seien die ihr ein noch größeres Rätsel als die Indianer, und speziell nach
einer Stadt namens Herzogenbusch hat sie gefragt, welche ich nicht kenne, von
der ich ihr aber dennoch viel erzählt habe, denn warum sollte es dort anders
sein als anderswo?
Sie glaubt, dass sie dort eine Base wohnen hat, die sie
gar zu gerne besuchen würde, was aber nicht erlaubt ist, weil es Feindesland
ist. Ich habe ihr versprochen, meinen Passierschein zu verwenden und
hinüberzufahren und der Base einen Brief zu überreichen und die Antwort
mitzubringen. Die Wirtin tut dabei geheimnisvoll und hat mich beim heiligen
Bartholomäus schwören lassen, dass ich niemandem davon erzähle, denn sie möchte
nicht, dass die Leute darüber reden, dass sie Verwandtschaft in Holland hat.
Die Base sei gewiss jung und sehr schön von Gestalt und
von Angesicht, hat die Ochsenwirtin vermutet, sodass ich mich bereit erklärt
hab, dieses Herzogenbusch beizeiten zu bereisen und die Base zu suchen, die
vielleicht ja Ähnlichkeit mit der Wirtin hat und damit schon schön genug für
mich wäre.
Sonntag, 29. Februar
Sie ist mir schon ein Rätsel, die Frau Wirtin! Hab
meinen Auftrag rasch erledigt, bin nach Herzogenbusch gereist, welches nicht
weit ist, hab die Base gefunden, welche zwar jung, aber nicht schön ist,
sondern eine Kokotte mit falschem Haar, und hab ihr den Brief überreicht und
auf Antwort gewartet. Bei der ganzen Handelsreise hab ich zwei Kanister Met
nach Holland gebracht, wovon ich einen dem Zoll lassen musst, hab mir von dem
schwachen Erlös zwei Laib Käs einkauft, von denen ich auf der Rückreise wieder
einen dem Zoll lassen musst, sodass meine Geschäfte nun ganz umsonst waren,
denn den Met hätte ich hierzulande leichter losgeschlagen als den Käse, der
sich als labbrig und fade erweist.
Was aber passiert, als ich meiner Auftraggeberin den
Antwortbrief überreich und sie die Zeilen entziffert? Sie guckt erst ungläubig
drein, wird sodann leichenblass, schlägt die Hände vors Gesicht und schaut mich
an, als sei ich ein Bote des leibhaftigen Satans. Bekreuzigt sich, zahlt mir
stolze fünf Taler für meine Müh, schwebt dünn und blass wie ein Gespenst von
dannen und verschanzt sich in ihrem Gasthof, sodass niemand mehr hineinkommt. –
Ich sollt versuchen, mit ihr zu reden. Vielleicht erfahr ich noch das eine oder
andere. Wenn’s nötig ist, schwör ich gern wieder beim heiligen Bartholomäus,
dass ich nichts sag, zumal das unverbindlich wäre, weil der, soweit ich weiß,
weder für Barbiere noch für fahrende Händler zuständig ist.
11 Willem
Schon fast Abend. Willem hat sich den Mehlstaub
von den Händen und aus dem Gesicht gewaschen, hat es sich auf einem Strohsack
bequem gemacht und liest in einer zerfledderten alten Gazette, die ihm die
Dortmunder zugesteckt haben. Da ist von einem Pachtmüller namens Arnold aus
Züllichau die Rede. Dem hat der eigene Pachtherr das Wasser abgegraben, um sich
einen Fischteich anzulegen, aber die Pacht weiter eingefordert. Dagegen klagte
der Müller vor Gericht, bekam aber nicht sein Recht und schrieb eine Petition
an Friedrich II. Der hat daraufhin nicht nur dem Müller zu einer
trefflichen Entschädigung verholfen, sondern auch die Richter abgesetzt und
einsperren lassen, weil sie nicht nach dem Gesetz entschieden hätten, sondern
nach bloßem Standesdenken. Willem ist ergriffen. Was für einen guten und
gerechten König wir doch haben! Willem braut sich zum Feierabend einen heißen
Pfefferminzsud, kippt einen Branntwein dazu, will ihn just trinken, da nähert
sich noch ein Gefährt.
Ker-lipp, ker-lopp, ker-lipp, ker-lopp, man könnte meinen,
der Gaul schämt sich für die Verspätung. Willem rappelt sich von seinem
Strohsack auf. Auch Nachzügler muss er bedienen. Wenigstens muss er das Korn
annehmen und zusagen, es am Morgen als
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