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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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aus.

    Jost hat verstanden. »Aber ja, wir müssen aufpassen, dass
wir da nicht reingeraten. Das Moor ist seeehr gefährlich.« Dazu hebt er den
Zeigefinger wie ein Pastor, der mit Tod und Teufel droht.

    »Da sind schon viele ertrunken, obwohl sie guuut
schwimmen konnten!«

    »Erst neulich ein Bäckergeselle! Und ein junges Mädchen,
das er bald heiraten wollte. Wie traaaagisch das ist!«

    Willem weiß noch was Besseres, erzählt lauthals von
Moorhexen, die einen ins Bein beißen und hinabziehen. Dazu fallen Jost
grüngesichtige Trolle ein, die junge Männer für ihre Armee suchen, um gegen die
Werwölfe in den Krieg zu ziehen. Vergeblich!
    Als die Sonne den Zenit überklettert, trotten sie heim
zur Mühle, wo die Bauern mit ihren Fuhrwerken schon Schlange stehen.

    »Buuuhhh!«, empfangen sie Willem, schimpfen ihn einen
Faulsack und Hundsfott.

    »Wenn du nicht den feinsten Mühlstein hier herunten
hättst, Willem, da würd ich dir ab heut den Rücken kehren!«, pladdert ein
Bäcker aus Hassum.

    Willem ist zu bedrückt, um zu antworten, hilft, die Säcke
vor der Rampe aufzureihen, Weizen links, Roggen rechts, wie immer. Dann lädt er
sich einen Sack nach dem anderen auf den Buckel, schleppt sie zum Aufzugseil.
Und vermisst den Bub schon doppelt.

    Den Jost scheinen die Hexen, Trolle und Werwölfe weiter
zu beschäftigen. Brabbelt den aufgebrachten Bauern den Mund zu, erzählt von
einem verwunschenen Gaul, der mit ihm durchgegangen wär, von einer Moorhexe,
die ihn gebissen, und dem tapferen Willem, der ihn gerettet hätte.

    »Gerade der Willedm mit seidnedm schlidmmedn Beidn?« Der
Emil will das anfangs gar nicht glauben.

    »Doch, doch!«, versichert der Jost. Sein Leben habe der
Willem riskiert. Für ihn, den Jost, seinen guten Freund!
    Da sind die Männer ganz ergriffen, schleppen allein ihre
Säcke bis zum Aufzug und sehen zu, dass dieser mutige Müller aus Hommersum mit
all seiner Arbeit noch am selben Nachmittag fertig wird.

    Willem bedankt sich artig für die Unterstützung, lächelt
tapfer. Das Kopfweh, das tagsüber wie weggeblasen schien, kehrt wieder. Nicht
bloß im Schädel spürt er jetzt den Kater, auch in allen Gliedern. Am
schlimmsten aber ist der Schmerz in seinem Herzen. Laut heulen würde er am liebsten,
weil der Franz oder Vincent vielleicht im Moor ersoffen ist. Und weil er, der
Willem, an allem schuld ist. Hätte er doch gleich merken müssen, dass mit dem
Bub was nicht stimmt! Hätte ihn dringlicher befragen müssen, hätte ihm Hilfe
anbieten müssen! Und der Jost, der kann heute palavern, wie er will, der Willem
ist schuld und lässt sich das nicht ausreden.

    Am Abend hängen sie beide auf ihren Strohsäcken, als
hätten sie den ganzen Tag in der eisernen Jungfrau zugebracht, wollen weder
reden noch saufen, nur schlafen.
    Da nähert sich ein Karren, holpert hinter dem dran zerrenden
Gaul her. Das ist Lisbeth!

    »Die haben den Vincent eingefangen«, japst sie. »Jetzt
hockt er im Gefängnis! In Geldern!«

12     von Wolzogen

     
    Im Vestibül des Neuen Flügels von Schloss
Charlottenburg hat sich seit den Morgenstunden ein strenger Duft breitgemacht.
Ein Dutzend Kamele, Geschenk eines osmanischen Sultans an Se. Majestät den
König von Preußen, erwarten im hinteren Teil der Außenanlagen ihren Umzug in
die Menagerie. Die Tiere wanken über die Beete, fressen die austreibenden
Porreepflanzen, die Hofgärtner Christian Ludwig Krause mittels viel Fleiß und
Substrat angelegt hat, entlassen eine unglaubliche Menge an Gasen – aber auch
an Haarflusen, welche in Schwaden von ihren Höckern herabsinken, um sich am
Boden mit ihren Exkrementen zu mischen und in Krusten wieder an ihren Bäuchen
festzukleben.

    Giselher von Wolzogen hält die Luft an, versucht jeden
Blick aus dem Fenster zu meiden. Er ist in Friedrichstadt, dem vornehmsten
Viertel Berlins, aufgewachsen und kennt solchen Gestank nicht, ganz zu
schweigen von solchem Anblick. Er müht sich, seine Gedanken auf ein Schreiben
zu richten, welches ihm von Jakob Friedrich Freiherr von Bielfeld übersandt
worden ist und das nun samt blau-weiß-roter Banderole auf seinem Schoß liegt.
Darin wird er beauftragt, den erkrankten Legationsrat würdigst zu vertreten,
indem er die heutige Unterredung Sr. Majestät mit dero Herren Ministern und
General- sowie Flügeladjutanten begleitet und hernach zu Protokoll bringt. Dies
ist eine hohe Ehre, ganz zweifellos, die ihn freilich verlegen macht, da er
nicht recht weiß, wie sie ihm eingedenk

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