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Die Spucke des Teufels

Die Spucke des Teufels

Titel: Die Spucke des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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kann, so sagt er, zumal die
Region immerzu bedroht ist von den Ambitionen der Franzosen, Belgier, Spanier
und Holländer. Doch seine Freifrau mit den Zwillingen hat dem Major nicht bis
hierher folgen wollen, da Potsdam ein besonders schöner Aufenthalt ist auf
Erden und in seiner Eleganz nicht einmal mit Trier oder Speyer vergleichbar.

     
    Mittwoch, 11. Februar

    Er könnt mir indes zumindest ein Trinkgeld lassen,
der Herr Major, für die Rasur, für das viele Sandelholzduftwasser und dafür,
dass er mir das Herz wortreich ausschüttet, denn seit er verkündet hat, sich
für mich bei der Kreisverwaltung zu verwenden, kommt er an zwei Tagen in der
Woche zu mir, zahlt mir aber keinen Groschen, sodass ich recht erleichtert bin,
ihn ab März für eine Weile los zu sein. Er hat die hohe Aufgabe erhalten, einen
frisch angeworbenen französischen Küchenmeister, welcher derzeit in Kleve zu
Gast ist, über Hannover nach Berlin zu geleiten, was eine Weile in Anspruch
nehmen dürfte.

     
    Samstag, 14. Februar

    Meine Geschäfte gehen ansonsten gut, denn ich hab
viele und angesehene Kunden, auch von Adel, die mich zu sich für eine Rasur
bestellen oder ihre Perücken bei mir in Pflege geben. Auch verkauf ich meine Tinkturen,
die die Manneskraft stärken sollen, und meine Schönheitspillen überraschend
gut. Hab mir unterdessen einen neuen Mantel aus Kuhfell besorgt, der mich wärmt
bis zum Fuß. Er ist recht buntscheckig, sodass die Menschen stehen bleiben,
lachen und gern bei mir kaufen, vor allem meine Tropfen gegen die Schwermut,
die ich ihnen mit viel witzigen Sprüchen empfehl und sie mir also gern glauben,
dass die Tropfen fröhlich machen.

    Bei meinem Müller aber wollen die Tropfen nicht recht
helfen, denn der ist dieser Tage voller Kummer, weil seine angebetete Witwe
anscheinend nichts von ihm wissen will und einen anderen hätt, so sagt der
Müller. Sie spiele im Dorf die trauernde Witwe, sei kurz angebunden zu allen
Leuten, besonders zu ihm, dem Müller, aber sie empfange ihren preußischen Liebhaber
heimlich, sodass er, Willem, ihr nun gänzlich entsagen will, doch er mag nicht
über die Sache reden, besonders über die Wirtin will er nicht mehr reden und er
schaut sich auch in der Kirche nicht mehr nach ihr um, sondern starrt nur vor
sich hin auf seine Füße und macht ein mürrisches Gesicht, wenn sie ihm einen
guten Tag wünscht, und so scheint er mir völlig verbittert, der arme Mann!

    Gottlob hat er viel Arbeit, weil die Fastnacht bevorsteht
und alle Welt frisches Mehl für Brezeln und Küchlein braucht, sodass ein Müller
tagaus, tagein arbeiten muss, wenn nur der Bach keinen Frost hat, sondern zügig
rinnt, und wie alle harte Arbeit macht das Mehlmahlen genügsam und froh und
heilt dem Müller vielleicht bald die verletzte Seele.

     
    Montag, 16. Februar

    Nun mach ich mir noch mehr Sorgen um den Müller,
denn er ist schon vor Wochen in die Gesellschaft von Aufrührern geraten, welche
gegen den Bischof opponieren, und will ihnen helfen, ein Schreiben zu
verfassen, welches eine Protestnote wider den Kartoffelzehnt sein soll. Die
Aufrührer kommen aus Dortmund, wo man noch nicht das Schreiben gelernt hat,
aber dafür Kartoffeln anbaut, weil die Not so groß ist und die Knollen in den
Armenküchen verteilt und an das Vieh verfüttert werden, wenn keine andere
Speise mehr da ist. Dieses aber macht kein Einkommen für die Bauern, weshalb
sie also keinen Zehnt abgeben wollen.

    So möchten sich die Aufrührer dieser Tage mit dem Müller
treffen und die Schrift aufsetzen und kommen dazu eigens aus Dortmund gefahren,
denn einer von ihnen hat Pferde und einen Wagen. Ich sag dem Willem immer, dass
es nicht gut ist, solche Nähe zu den Aufrührern, denn das ist ein politischer
Akt und ein Vergehen vor der Obrigkeit. Doch der Müller lacht mich aus und
sagt, man lebe hier schließlich unter dem Preußenkönig, der selbst keinen Zehnt
für den Kartoffelanbau verlangt, sondern im Gegenteil Kartoffeln säckeweise
verschenkt, damit die armen Leute sie nehmen und in die Erde setzen. Auch habe
der Bischof am Niederrhein gar nichts mehr zu sagen, weil hier ja auch viele
Protestanten, Hugenotten und Juden wohnen.

    Ich aber weiß wohl, dass der König und die Kirche sich ab
und an streiten, zur allgemeinen Verwunderung ihrer Untertanen, die dann ratlos
sind und sich, sofern sie gescheit sind, nicht dazu äußern. Denn wo Aufrührer
sind, da verbünden sich die Herren recht plötzlich miteinander und sind

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