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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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der Verantwortung nicht ausweichen durfte.
    »Gott hat dir diese Gabe geschenkt und erwartet von dir, dass du sie zum Wohle anderer einsetzt«, hatte die alte Josefa sie vor Jahren ermahnt und damit nicht nur ihre Begabung zum Heilen, sondern auch ihre Hellsichtigkeit gemeint.
    Nun, wenn sie an das Gefühl unmittelbarer Gefahr dachte, das sie bei Richenzas Umarmung erlebt hatte, würde sie von jetzt an wohl wieder beides dringender denn je brauchen.
    Sie kam gar nicht mehr dazu, ihre lindernden Kräuter anzuwenden, denn jäh setzten bei Hedwig die Presswehen ein. Nun verlief die Geburt mit unerwarteter Geschwindigkeit. Doch Hedwig verlor viel Blut – so viel, dass Marthe einen Moment lang befürchtete, sie könnte nichts mehr für sie tun.
    Wenn das Kind feststeckte, weil es zu groß war wie bei Ekkeharts Frau, oder bei einer schweren Blutung war auch die erfahrenste Wehmutter machtlos.
    Zu Marthes großer Erleichterung trat nicht ein, was sie befürchtet hatte. Wenig später reichte sie der erschöpften Markgräfin ihre neugeborene Tochter.
    »Sie ist gesund und kräftig«, versicherte sie.
    Sofort setzte erneut heftige Betriebsamkeit ein. Mägde beseitigten die blutigen Spuren der Entbindung, säuberten und wickelten das Neugeborene, wuschen und kämmten die Wöchnerin und legten ihr frische Kleidung an.
    Diesmal kam Otto bald, um nach dem Kind und seiner Frau zusehen. Marthe erinnerte sich noch gut, wie es beim letzten Mal war: Damals lag der Markgraf in den Armen seiner Geliebten, während Hedwig im Gebärstuhl um Leben und Tod kämpfte. Hedwig dachte offenbar ebenfalls daran, denn sie zuckte unwillkürlich zusammen und schien sich abwenden zu wollen, als Otto auf sie zugestürzt kam und nach ihrer Hand griff, um sie zu küssen.
    Was tut sie da?, dachte Marthe erschrocken. Wenn Hedwig Ottos Gunst verlor, war sie ganz verloren. Bitte, nehmt alle Kraft zusammen, um Euch nichts anmerken zu lassen!, flehte sie in Gedanken.
    »Ich bin glücklich, Euch wohlauf zu sehen, meine Teure«, rief der Markgraf freudig. Seiner Tochter schenkte er nur einen kurzen Blick, aber er verlor nicht ein Wort darüber, keinen Sohn bekommen zu haben. Er teilte mittlerweile Hedwigs Meinung in diesem Punkt. Zwischen Söhnen – und die seinen waren bereits seit dem Kindesalter zutiefst zerstritten – musste er sein Land aufteilen wie einst sein Vater oder dem Ältesten alles überlassen, wie es allgemein üblich war, während die anderen leer ausgingen. Töchter hingegen konnte man verheiraten und damit neue Verbündete gewinnen.
    Hedwig hatte ihre Fassung wiedergewonnen und dankte Otto mit höflichem Lächeln für die Glückwünsche.
    Bald kam der Kaplan und taufte das Neugeborene nach einer von Ottos Schwestern auf den Namen Adela. Die eigentliche Tauffeier würde erst später mit großem Prunk stattfinden, aber niemand konnte riskieren, dass die Seele des winzigen Wesens unerlöst blieb. Zu oft starben Kinder schon kurz nach der Geburt.
    »Ich werde Boten zu meinen Brüdern schicken«, verkündete Otto hochzufrieden. »Sie sollen gemeinsam mit uns die Taufe feiern.«
    Hedwig zuckte schon wieder kaum merklich zusammen. Von neuem spürte Marthe die Welle großer Verzweiflung, die die Wöchnerin überkam. Sie darf sich nicht aufregen, sonst bekommt sie noch Fieber, dachte sie bestürzt.
    Allmählich zogen sich die Hofdamen zu ihrer unterbrochenen Nachtruhe zurück. Die herbeigerufene Amme nahm das Neugeborene, legte es zum ersten Mal an und verschwand mit der kleinen Adela, nachdem diese getrunken hatte.
    »Ich werde bei Euch wachen«, versprach Marthe der erschöpften Wöchnerin. Sie war solche Nachtwachen gewohnt. Nur der Herr selbst wusste, warum es Ihm gefiel, dass die meisten Kinder nachts geboren wurden.
    Sie rückte einen Stuhl neben Hedwigs Bett und machte es sich darin so bequem, wie es ging.
    Hedwig drehte den Kopf ihr zu.
    »Danke«, sagte sie, Tränen in den Augen. »Ich weiß, was du meinetwegen gewagt hast.«
    Marthe erwiderte nichts, sondern zeigte nur ein vorsichtiges Lächeln.
    »Ich schwöre beim Leben meiner Tochter, ich werde alles tun, um dich zu schützen«, flüsterte die Markgräfin ihr hastig zu.
    »Mein Gemahl und ich werden dem Bischof einen Altar für seine Kathedrale stiften, als Dank für die glückliche Geburt, und dabei deinen Anteil gebührend herausstellen. Dann kann er dir das Heilen nicht verbieten, und wenn er es nicht tut, muss sich auch euer strenger Dorfpfarrer danach richten.«
    Doch was wird mit

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