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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Sachen, mit denen sie mich vollstopfen will«, wehrte er ab. Doch dann merkte er, wie hungrig er war, und griff zu, während er die beiden ausfragte, was im Dorf geschehen war und wie sich Josef als Dorfschulze machte.
    Jonas prustete verächtlich. »Er spielt den Ergebenen, solange Ihr da seid, aber kaum habt Ihr den Waldrand erreicht, stolziert er herum, befiehlt dieses, befiehlt jenes. Kaum etwas davon hat je Sinn – außer ihm die Taschen zu füllen. Es wird wohl unterhaltsam sein, zu erleben, wie er sich aufführt, wenn erst Randolf hier Einzug hält«, meinte Jonas zähneknirschend.
    »Wir vermissen Pater Bartholomäus«, seufzte Emma.
     
    Wie vorausgesehen tischte die Köchin Christian kräftig auf und schalt, weil er den ganzen Tag in den nassen Sachen durch das Dorf gelaufen war.
    Doch Christian ließ sie reden und suchte nach Till, der gedankenversunkenin der halbfertigen Kapelle hockte und nicht zu merken schien, dass er langsam einschneite, weil der Anbau noch kein Dach hatte.
    Christian legte ihm die Hand auf die Schulter, was ihn aus düsteren Gedanken zu reißen schien, und schob ihn zu Mechthild. »Hier hast du jetzt jemanden zum Bemuttern«, meinte er mit gutmütigem Spott.
    Während Till von der Köchin mit heißer Suppe, Brot und Bier versorgt wurde, trat Johanna ein, mit glitzernden Schneeflocken auf dem langen blonden Haar und von der Kälte geröteten Wangen.
    Marthe hat recht, sie wird allmählich zur Frau, noch dazu zu einer bildhübschen, ging ihm verwundert durch den Kopf. Und vermutlich hat daran ein gewisser rothaariger Bursche nicht unerheblichen Anteil.
    Johanna errötete noch mehr, als sie seinen Blick spürte, dann senkte sie den Kopf und begrüßte ihn genauso schüchtern, wie sie es immer tat.
    »Setzt euch her«, bat er Johanna und Till und schickte alle anderen hinaus. »Ich will eine ehrliche und erschöpfende Antwort: Macht Sebastian euch Ärger?«
    Von allen Dorfbewohnern außer Marthe und Christian, die derzeit für ihn unerreichbar waren, mussten dem Eiferer die junge Kräuterfrau und der einstige Vagant, der ihn in einem theologischen Disput geschlagen hatte, ein besonderer Stachel im Fleische sein – noch dazu, da beide Christians Haushalt angehörten.
    »Er ist sehr streng«, sagte Johanna leise. »Vor allem den Frauen gibt er harte Bußen auf. Aber er sagt nichts dagegen, dass ich meine Arbeit tue.«
    »Im Vergleich zu seinem Auftritt hier als Sigruns Beichtvater hält er sich noch zurück«, meinte Till. »Mir kommt es so vor,als ob er noch auf irgendetwas wartet, bevor er richtig zuschlägt.«
    Der einstige Spielmann lachte ein bitteres Lachen. »Es geht jetzt deutlich freudloser zu als zu Bartholomäus’ Zeiten. Lachen, Singen, das alles hält er für schlimme Sünden, von der Teufelei des Tanzes ganz zu schweigen. Und ich denke, es wird bald Schwierigkeiten geben wegen des Hurenhauses. Das ist für ihn die Pforte zur Hölle. Jeden Sonntag wettert er dagegen. Als ob die Kerle aufhören würden, zu den Huren zu gehen, wenn sie hier wieder jede für sich im Zelt oder in einer Scheune ihre Kundschaft bedienen.«
     
    Christian blieb über Nacht, dann sattelte er anstelle des auffälligen Rappens sein unauffälliges Packpferd und machte sich auf die Suche nach Ekkehart.
    Er fand ihn zu seiner Erleichterung bereits an dem ersten Ort, an dem er ihn gesucht hatte, auf seinem Stammsitz.
    Der Ritter mit der ansonsten so undurchschaubaren Miene war diesmal offenkundig denkbar schlechter Laune. Gerade verpasste er auf dem Hof einem jungen Burschen ein Dutzend wuchtiger Peitschenhiebe. Erst als er fertig war, bemerkte er den sich nahenden Besucher, warf die Rute fort und wischte sich die Hände ab. Einem blutjungen Mädchen mit rotbraunem Haar, das jämmerlich schluchzend daneben stand, befahl er schroff: »Du gehst nach oben in meine Kammer und wartest dort auf mich.«
    Völlig eingeschüchtert befolgte das Mädchen den Befehl, nachdem es noch einmal einen verzweifelten Blick auf den jungen Burschen geworfen hatte.
    Christian, der am liebsten dazwischengegangen wäre, betrachtete die Szene angewidert und kam dabei zu einer unliebsamen Erkenntnis. Der Blick, mit dem Ekkehart dem Mädchen nachsah,als es mit ängstlichen Schritten zum Wohnturm ging, bestätigte seinen bislang uneingestandenen Verdacht, warum ausgerechnet Randolfs Kumpan unter so großem persönlichen Wagnis Marthe geholfen hatte.
    Wozu war er fähig, um sie zu bekommen?
    Der Ritter mit dem hageren, kantigen

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