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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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knappen Bewegung auf eine sich wieder öffnende Wunde an Christians Handgelenk. »Ein Mann von Ehre soll seinem Herrn treu dienen und seine Frau beschützen. Genau das tut er, scheint mir.«
    Überrascht verneigte sich Christian vor seinem jungen Fürsprecher und musterte ihn unauffällig.
    Über Ulrich hatte er Erstaunliches gehört. Der Kaiser hatte den jungen Mann auf dem Hoftag in Hermsdorf – jenem, dem Hedwig nach der Nachricht von Marthes Verhaftung ferngeblieben war – zum Herzog der Böhmen machen wollen. Aber Ulrich hatte zugunsten seines älteren Bruders abgelehnt, der zwölf Jahre lang vom Rivalen seines Vaters gefangengehalten worden war. Auf Befehl des Kaisers war dieser Bruder aus der Haft entlassen und in Prag ehrenvoll empfangen worden. Als ihm aber glaubwürdige Gerüchte zugetragen wurden, er solle erneut gefangengenommen und sogar geblendet werden, floh er zum Hof Kaiser Friedrichs und wurde dort nach Ulrichs Verzicht zum Herzog von Böhmen erklärt. Mit einem Mal hatten die Böhmen also keinen König mehr, sondern nur noch einen Herzog – gute Voraussetzungen, sie zur Teilnahme am bevorstehenden Italienzug zu bewegen, denn Ulrich und sein Bruder galten als dem Kaiser treu ergeben.
    »Ich weiß nicht, warum ich mir ausgerechnet von Euch immer wieder solche Dreistigkeiten bieten lassen muss«, grollte Otto, keineswegs beschwichtigt.
    »Ich denke, es gibt einen Weg, Eure Frau hierherzuholen, ohne ihren Ruf zu gefährden«, sagte Hedwig sanft. »Es würde mich schon beruhigen, zu wissen, dass sie zusammen mit den Frauen meines Gefolges der Geburt beiwohnen würde. Vielleicht tut es ihr gut, in eine andere Umgebung zu kommen.«
    Ein Blick in Christians finsteres Gesicht verriet ihr seine Gedanken. Er glaubte ganz und gar nicht, dass diese Umgebung Marthe guttun würde.
    Noch wusste niemand genau, was sie alles erdulden musste, aber Hedwig hatte nach Christians Bericht Erkundigungen eingezogen und in Erfahrung gebracht, was bei der Wasserprobevor sich gegangen war und in welchem erbarmungswürdigen Zustand die junge Frau damals gewesen war. Nur wenige Schritte vom Ort ihres Leidens entfernt zu sein, das würde die schlimmsten Erinnerungen aufleben lassen.
    »Ich weiß, was Ihr denkt«, sagte die Markgräfin, nun etwas schärfer. »Aber sie kann sich nicht ihr Leben lang verstecken. Ich werde sie in mein Gefolge aufnehmen. Jedermann soll sehen, dass sie sich unverändert unseres Wohlwollens erfreut. Das dürfte jeden Zweifel an ihrer Ehrbarkeit und Frömmigkeit ersticken.«
    Und dann lockte sie Christian mit einer Überlegung, auf die er selbst noch nicht gekommen war: »Sie muss wieder eingesegnet werden. Lassen wir sie doch nicht vor Eurer Dorfkirche und dem neuen Pater knien, sondern hier vor dem Dom, wo der Bischof höchstpersönlich sie einsegnet.«
    In ihren Augen funkelte spöttische Freude darüber, diesem Dorfpfarrer damit ein Schnippchen zu schlagen, der sie bei ihrer nahenden Niederkunft einer kundigen Wehmutter berauben wollte.
    »Also«, beendete der Markgraf die Diskussion, »wir erwarten Euch beide hier in spätestens zwei Wochen.«
    Damit war Christian entlassen.

Der Schwarze Reiter
    Marthes und Christians Ankunft auf dem Burgberg sorgte für gewaltiges Aufsehen.
    Natürlich wusste jeder hier vom geheimnisvollen Verschwindender jungen Frau aus dem Verlies des Bischofs, die sogar die Wasserprobe überlebt hatte. Und Christians verzweifelte Suche nach ihr hatte für ausreichend mitleidige, hämische oder furchtsame Bemerkungen gesorgt.
    Dass sie jetzt wieder auftauchte, goss Öl in das brodelnde Feuer der Gerüchte und war Anlass für unzählige heimliche Gespräche, in denen die wildesten Mutmaßungen ausgetauscht wurden.
    Nicht weniger heizte Christians Anblick die Phantasie der Beobachter an. Den kurzen Bart, den er sich nach Marthes Verschwinden hatte stehen lassen, trug er immer noch, obwohl es nicht der Mode für Männer seines Alters entsprach. Damit wirkte er düsterer denn je. Er hatte darauf verzichtet, sich ein neues Pferd zu kaufen, und ritt nun statt des verlorenen Drago jenen vor Temperament überschäumenden Rappen, den ihm einst Raimund geschenkt hatte. Der Hengst war noch sehr jung und nicht fertig ausgebildet, doch Christian hatte keine Bedenken, auch unter Kampfbedingungen mit dem feurigen Tier zurechtzukommen. Ein gutes neues Pferd hätte ihn ein Vermögen gekostet. Doch er brauchte jetzt jeden Pfennig für die Verteidigung des Dorfes angesichts der zu erwartenden

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