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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Otto mit Rücksicht auf sie die Tafel zu fortgeschrittener Stunde aufhob und auch Christian und Marthe sich zurückziehen wollten, kam zu ihrer Verwunderung der junge Böhmenherzog auf sie zu, Ottos Schwiegersohn Ulrich.
    Er griff nach Marthes Hand, beugte sich über sie und hauchte einen galanten Kuss darauf. »Ihr seid wirklich eine außergewöhnliche Frau, Dame Marthe«, sagte er, während er ihr tief in die Augen sah.
    Dann wandte er sich lächelnd an Christian. »Jetzt verstehe ich, warum Ihr immer wieder so viel für sie wagt.«
    Marthe sah irritiert auf den jungen Böhmen. War dies einfach eine höfische Floskel oder machte er ihr Avancen? Darauf schien zumindest Christians Reaktion hinzuweisen. Obwohl er Ulrich verpflichtet war – er hatte ihr erzählt, dass Ulrich ihm, Christian, überraschend gegen Otto beigestanden hatte –, spürte sie sein Unbehagen. Besitzergreifend nahm er ihren Arm und führte sie aus der Halle.
     
    »Am liebsten würde ich heimreisen«, gestand Marthe, als sie später in kleinerer Runde mit Christian, Lukas, Raimund, Elisabeth, Richard und Gero zusammensaßen. Ihr graute schon vor dem bald nahenden Tag, an dem Christian sie hier allein zurücklassen würde. Dann würde sie weder Halt noch Trost haben.
    »Und Sebastian direkt in die Klauen«, holte Christian sie gnadenlos aus ihren Träumen zurück.
    »Du hast ja recht«, sagte sie traurig. »Aber ich vermisse die Kinder. Und ich werde dich vermissen.«
    »Du fürchtest dich vor dem Geistlichen, der dich bei der Messe so angestarrt hat«, konstatierte er mit undurchdringlicher Miene.
    »Ich fürchte mich derzeit vor jedem Geistlichen, der mich scharf ansieht«, erwiderte sie brüsk.
    »Dann bleib hier und rühr dich nicht von Hedwigs Seite, bis die Kapelle fertig ist.« Versöhnlicher fügte er hinzu: »Wenn du willst, hole ich Clara hierher. Thomas wird nicht von unserenPferden wegwollen, aber die Kleine ist bei dir sicher besser aufgehoben. Ich muss in den nächsten Tagen sowieso einige Botengänge erledigen, da kann ich sie und Marie mitbringen. Hedwig wird nichts dagegen haben, wenn ihre ältere Tochter noch eine Spielgefährtin bekommt.«
    Seine Freunde hatten ihn verwundert angestarrt, als er von Botengängen sprach. Doch niemand sagte etwas.
    Am nächsten Morgen verließ Christian allein den Burgberg. Für eine besondere Mission, wie er sagte, ohne weitere Erklärungen abzugeben.
     
    Christian ritt zuerst in sein Dorf, um zu sehen, was dort während seiner Abwesenheit geschehen war.
    Die Dorfbewohner grüßten ihn ehrerbietig und erleichtert, sein Sohn stürzte begeistert auf ihn zu, und Clara quietschte vor Vergnügen, als sie ihren Vater erkannte. Marie führte ihm stolz die Fortschritte seiner Tochter vor, die inzwischen immer mehr neue Worte plapperte, und freute sich über das Tuch, das er ihr schenkte.
    Auch für die Köchin und die anderen Mitglieder seines Haushaltes hatte er kleine Geschenke mitgebracht.
    Er suchte nach Johanna, mit der er dringend sprechen musste, doch sie war nicht im Haus. So tat er das, wozu es ihn besonders trieb, und suchte Herwart auf, der wie eh und je unerbittlich seine Männer über den Übungsplatz scheuchte.
    Wie Herwart berichtete, hatten seine Leute die Wälder um Christiansdorf in weitem Umkreis durchsucht. Aber nirgendwo fand sich eine Spur, die darauf hinwies, dass sich hier eine Gruppe Bewaffneter oder eine Bande Gesetzloser versteckt hielt. Sie konnten wohl davon ausgehen, dass die Gegner – woher sie auch kamen – keine neuen Überfälle planten, bevor der verräterische Schnee geschmolzen war.
    »Eure beiden besonderen Schützlinge machen sich allmählich«, berichtete Herwart und wies auf Kuno und Bertram, die auf dem Hof schweißüberströmt mit Übungsschwertern auf ein paar ältere Männer einhieben. Christian sah den beiden zu und konstatierte mit Befriedigung, dass die harte Zusatzausbildung, der er ihnen hatte zukommen lassen, inzwischen Früchte zu tragen schien.
    Bevor Christian wieder nach Hause ging, stattete er dem Schmied und seiner Frau einen kurzen Besuch ab. Jonas und Emma saßen mit ihren Kindern beim Essen und wollten sich erheben, als er eintrat, doch er winkte ab und zog einen Schemel heran, um mit ihnen am Tisch Platz zu nehmen.
    Emma füllte eine Schüssel mit Brei, schob ihm Brot und Käse zu und schenkte ihm lächelnd Bier in einen hölzernen Becher.
    »Ich werde Ärger mit Mechthild bekommen, wenn ich nicht mehr genug Platz im Magen habe für all die

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