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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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starrte sie ihn an und brauchte alle Kraft, um nicht laut aufzuschreien.
     
    Gut ein Dutzend Männer hatten sich auf dem allgemein bekannten Platz für heimliche Zweikämpfe eingefunden, um diese außergewöhnliche Auseinandersetzung zu verfolgen.
    Hier trat ein bewährter Ritter gegen zwei Männer an, die zugegebenermaßen nicht zu den besten Kämpfern zählten. Dennoch, es waren zwei gegen einen. Und es ging um den Ruf einer Dame, die in vagem Verdacht stand, eine Zaunreiterin zu sein. Dass die Kontrahenten langjährig verfeindete Nachbarn waren, verlieh dem Ganzen zusätzliche Würze.
    Mit fast gelangweilt wirkender Miene nahm Christian vor seinen beiden Gegnern Aufstellung, und weil er wusste, dass sie das nur noch mehr verunsichern würde, ließ er ein verächtliches Lächeln um seine Lippen spielen.
    Er hatte sich seine Vorgehensweise längst zurechtgelegt.
    Die beiden würden damit rechnen, dass er den ersten Angriff gewohnheitsmäßig mit der rechten Hand ausführen würde, und deshalb zuerst seine linke Seite attackieren. Also führte er sofort den ersten Hieb mit Lukas’ Schwert nach links und brachte mit einem schwungvollen Mittelhau Berthold zu Fall, der der schwächere Kämpfer war. Mit der Rechten wehrte er Conrad ab, der von der Seite auf ihn einstechen wollte, und holte zu einem Oberhau aus, weil er erkannte, dass sein Gegner die gleiche Bewegung vorhatte. Dann ließ er seine Klinge an Konrads Klinge entlang bis auf die Parierstange gleiten, löste mit einer blitzschnellen halbrunden Bewegung sein Schwert vom gegnerischen Schwert, schwang es unter der Klinge hindurch und setzte ihm die Spitze an den Hals.
    Die Umstehenden stießen anerkennende Rufe für das geglückte riskante Manöver aus.
    Als Conrad sich mit der symbolischen Geste geschlagen gab, sah Christian aus den Augenwinkeln, dass Berthold wieder auf die Füße gekommen war und sich mit vorgereckter Schwertspitze auf ihn stürzen wollte. Doch er wich aus und brachte Berthold erneut zu Fall, indem er ihm mit flacher Klinge in die Kniekehlen schlug. Mit einem kurzen Blick überzeugte er sichdavon, dass sich Conrad nicht weiter in den Kampf einmischen würde, und setzte Berthold die Spitze seines Schwertes an die Halsgrube unterhalb des Kehlkopfes.
    »Ich sollte dich töten«, erklärte er kaltblütig. Berthold starrte ihn nur an, nicht mehr in der Lage, ein einziges Wort zu sagen.
    »Um den Willen unseres Dienstherrn zu achten, lasse ich dich am Leben, wenn du mir Sicherheit bietest. Du wirst dich mir auf Gnade und Ungnade ergeben, den Ausgang des Zweikampfes als Beweis für die Unschuld meiner Frau ansehen und mir vor Zeugen schwören, nie wieder schlecht Zeugnis wider sie zu reden oder uns sonst irgendwelche Hindernisse in den Weg zu legen.«
    Berthold nickte stumm. Daraufhin nahm Christian die Schwertspitze von seiner Kehle und bedeutete ihm, aufzustehen.
    Aus den Augenwinkeln bekam er eine Bewegung mit und fuhr herum, aber einige der umstehenden Ritter hatten sich schon auf Conrad gestürzt, der nochmals angreifen wollte, obwohl er sich ergeben hatte.
    Erboste Rufe über ein solch ehrloses Verhalten kamen auf.
    »Eine Schande für den ganzen Stand«, meinte Christian verächtlich. Dann rief er voller Wut: »Auf die Knie mit euch! Bevor ich mir es doch noch anders überlege und von meinem Recht Gebrauch mache!«
    Mit betretenen Mienen sanken die beiden vor ihm auf die Knie.
    »Welche Sicherheit bietet ihr mir?«, forderte Christian. »Auf euer Wort kann ich mich nicht verlassen, wie sich gezeigt hat.« Einer der älteren Ritter, ein gestandener Kämpfer und angesehener Gefolgsmann Ottos, trat auf Christian zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Lasst es gut sein, Christian. Ihr habt allein zwei Gegner besiegt. An der Ehrbarkeit und FrömmigkeitEurer Frau besteht kein Zweifel. Wir alle sind Zeugen.« Er sah in die Runde und erhielt die Zustimmung der anderen.
    »Wir werden den Ausgang des Kampfes weitertragen. Und sollte sich einer dieser beiden Ehrlosen gegen Euch oder Euer Weib versündigen, wird ihn unser aller Zorn und Verachtung treffen.«
    Der Wortführer trat einen Schritt zurück und sah in die Runde.
    »So ist es doch, oder?«
    »Genau«, pflichteten ihm mehrere der Umstehenden laut bei.
    »Ehrloses Pack«, knurrte Christian. »Aber Ihr habt recht, lebend nützen sie mir mehr. Im Moment jedenfalls …«, fügte er als unverhüllte Drohung für seine Gegner hinzu.
     
    Inzwischen waren Marthe und Lukas heftig in Streit

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