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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Bettkante hockend. Die Kälte schien ihm nichts auszumachen, während Marthe sich fröstelnd die Decke über die Schultern zog.
    »Ich hätte nur nicht gedacht, dass ihm so viele folgen würden.«
    »Ja, die werden weiter für ihn stehlen. Und bald wird er wieder ein paar ganz Kleine verprügeln und zu ›Nettigkeiten‹ zwingen«, meinte sie bitter.
    »Wir können nicht die ganze Welt verbessern«, erwiderte Christian ungeduldig. »Es ist schon schwierig genug, aus diesem einen Dorf einen friedlichen Ort zu machen.«
    Und sollte Randolf wirklich wieder hierherkommen, dann können wir diesen Traum wahrscheinlich ganz begraben, dachte er grimmig.
    Er blieb sitzen, aber nun drehte er sich zu ihr um, und seine Stimme bekam etwas verdächtig Beiläufiges. »Übrigens … während ich beim Hoftag bin, wird Herwart mit ein paar seiner Leute hier ins Haus einziehen. Ich habe das heute früh mit ihm abgesprochen.«
    Überrascht setzte sich Marthe auf und zog die Bettdecke bis zum Hals. »Was befürchtest du?«
    Christian stieß ein kurzes Lachen aus. »Vorahnungen sind in dieser Familie deine Sache. Es ist nur eine einfache Vorsichtsmaßnahme.«
    Er stand auf, löschte die Kerze und legte sich wieder zu ihr. Doch in dem winzigen Moment, bevor die Dunkelheit sie erneut umhüllte, hatte Marthe in seinen Augen gesehen, dass auch ihn Dämonen der Vergangenheit quälten.
     
    Während Christian am nächsten Tag gemeinsam mit seinem Sohn unterwegs war, nahm Marthe eine heikle Angelegenheit in Angriff.
    Sie rief Anna zu sich, die – frisch gewaschen und in ein Kleid gesteckt, das ihr noch zu groß war und einer der Töchter der Köchin gehört hatte – in der Küche half.
    »Möchtest du deinen Bruder besuchen?«, fragte sie das Mädchen,das sie mit großen Augen ansah und sofort nickte. Marthe beschrieb ihr den Weg zu Elsas Haus und drückte ihr ein Leinensäckchen mit Thymian in die Hand. »Frag sie höflich in meinem Namen, ob sie deinen Bruder für einen halben Tag entbehren und zu mir schicken kann. Gib ihr dafür diese Arznei gegen den Husten. Sie soll regelmäßig einen Löffel voll davon aufbrühen, durchseihen und den Sud trinken.«
    Schüchtern wiederholte Anna den Auftrag und huschte davon. Es dauerte nicht lange, bis sie mit ihrem Bruder wieder auftauchte.
    »Was Ihr auch wünscht, schöne Dame, es wird sofort erledigt«, prahlte Peter und verbeugte sich tief vor Marthe, ein keckes Lächeln auf den Lippen. Anna sah ihn bewundernd an.
    Es wärmte Marthe das Herz, zu sehen, wie die Geschwister aufgeblüht waren. Was ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, Wasser, Seife und ein bisschen Zuwendung ausmachen, dachte sie.
    »Ich habe einen wichtigen Auftrag für dich. Aber er ist nicht leicht zu erfüllen.«
    »Sagt es nur, und ich bin schon unterwegs«, versicherte der kleine Dieb eifrig.
    »Du suchst nacheinander alle Huren des Ortes auf und bittest sie in mein Haus. Sag ihnen, es gibt etwas Wichtiges zu besprechen«, verkündete Marthe. Der Junge riss erstaunt die Augen auf, verkniff sich aber jede Bemerkung und sauste davon. Marthe war sicher, dass er den Auftrag bestens erfüllen würde. Er war ein Straßenjunge und hatte in den Tagen seit seiner Ankunft im Ort bestimmt genau beobachtet, was hier vor sich ging. Er würde wissen, wann und wo er die Frauen treffen konnte.
    Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis die ganze Gruppe kam. Einige der Huren waren noch jung, andere alt und mit klaffendenZahnlücken. Bei zweien konnte man sehen, dass sie schwanger waren; eine stand kurz vor der Niederkunft.
    Laut schwatzend blieben sie vor dem Haus des Dorfherrn stehen, bis Marthe sie hereinbat.
    »Wollt Ihr von uns ein paar Ratschläge, wie Ihr Euren Gemahl im Bett an Euch fesseln könnt?«, fragte eine vorwitzig.
    »Oder sollen wir uns um ihn kümmern? So einen stattlichen und edlen Ritter würde bestimmt jede von uns gern nehmen«, rief eine andere dazwischen.
    »Ähm … das wird nicht nötig sein. Wir kommen zurecht«, murmelte Marthe, während ihr das Blut ins Gesicht schoss.
    »Davon haben wir gehört«, rief eine der jungen Huren mit üppigen blonden Locken lachend.
    Noch einmal öffnete sich die Tür. Jonas, der Schmied, trat ein und erlöste Marthe aus ihrer Verlegenheit, um selbst sofort von den Frauen umringt zu werden.
    »Was für ein starker junger Mann. Wenn du willst, erfülle ich dir deine geheimsten Wünsche«, gurrte eine unter dem Gelächter ihrer Begleiterinnen und strich über Jonas’ muskulösen

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