Die Spur der Hebamme
seine Frau vorsichtig nach unten und nahm sie zu sich aufs Pferd.
Marthe lehnte sich an seine Schulter und schloss die Augen. Er würde sie nach Hause bringen.
Die Heimkehr
Lukas hielt sich strikt an Christians Anweisung und sagte niemandem etwas von der rätselhaften Botschaft und Marthes möglicher Heimkehr, so schwer es ihm auch fiel angesichts der Trauernden um sich herum. Die Geschichte von dem geheimnisvollen Fremden machte ihn misstrauisch und besorgt.
Als bald nach Christians Aufbruch Peter zurückgerannt kam und berichtete, wurde ihm noch beklommener zumute. Der geschickte kleine Dieb hatte sich nahe genug an die beiden Ritter im Wäldchen herangeschlichen, um den letzten Teil ihrer Unterhaltung mitzubekommen
»Er hat wirklich von Randolf gesprochen?«, fragte Lukas heftig und packte den mageren Jungen erneut an der Schulter.
»Ja, Herr«, bestätigte Peter erschrocken.
Lukas lockerte seinen Griff und ließ sich genau das Aussehen des Fremden und seines Pferdes beschreiben.
Beim siebten Kreis der Hölle! Das klang nach Ekkehart. Und er durfte Christian nicht nachreiten! Sicher, sein Ungehorsam würde keine Rolle mehr spielen, wenn er durch sein Eingreifen Christian aus einer Falle befreien konnte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. Aber Christian wusste mehr als er. Wenn er bereit war, Ekkehart allein zu folgen, musste es irgendetwas geben, das ihn überzeugt hatte.
Oder war es wieder wie in alten Zeiten, als Christian der Tod nicht kümmerte?
Er kann gut selbst auf sich aufpassen, versuchte sich Lukas zu beruhigen. Er lobte Peter für den geschickt erfüllten Auftrag und schwor sich, bis zum nächsten Mittag zu warten und keinen Augenblick länger. Sollte Christian bis dahin nicht zurück sein, würde er aufbrechen und ihn suchen, ganz gleich, wie seine Befehle lauteten.
Lukas war nach der durchwachten Nacht todmüde, doch zugleich aufgewühlt durch das bei seinem Vater Erlebte und vor Sorge um Marthe und Christian.
Er holte sich von Mechthild Brot und Käse und erteilte der Köchin zu ihrer Verwunderung die Order, ein Huhn zu schlachten und davon eine kräftige Suppe zu kochen. Mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck rief Mechthild nach einem der Stallburschen, damit der ihr ein Huhn fing und schlachtete. Während sie es rupfte, schimpfte sie kopfschüttelnd über die merkwürdigen Zeiten vor sich hin, die angebrochen sein mussten, wenn sich jetzt schon die jungen Ritter in ihre Küchenangelegenheiten einmischten.
Lukas dachte nicht daran, eine Erklärung zu geben. Marthe ließ fast jedes Mal Hühnerbrühe kochen, wenn sie einen Kranken aufzupäppeln hatte, darüber hatte er sogar schon ein paarmal gespottet. Falls es stimmte, was Peter erlauscht hatte, brauchte Marthe die beste Pflege, wenn Christian sie tatsächlich heimbrachte.
Er rief die Knappen, die dabei waren, die Kettenpanzer der Ritter mit Sand vom Rost zu befreien. Sie mit Schwertübungen bis zur völligen Erschöpfung zu treiben, würde der beste Weg sein, seiner Unruhe irgendwie Herr zu werden.
Konrad und Jakob wechselten einen vielsagenden Blick, als sie aufstanden und zu ihm gingen. Jetzt waren sie zwar von einer verhassten, eintönigen Arbeit befreit, aber Lukas’ Gesicht verhieß nichts Gutes.
»Wetten, dass wir gleich die Heldengeschichte aus uralter Zeit vorgehalten bekommen, wie mein Bruderherz kaum älter war als wir jetzt und als Knappe gegen deinen Vater angetreten ist?«, raunte Jakob Konrad zu, während sie Lukas folgten.
»Wer von uns beiden soll denn dagegenhalten?«, meinte Konrad grinsend und stieß mit der Fußspitze lässig einen Stein beiseite.
Sie hätten beide die Wette verloren, denn Lukas fand, die Geschichte wurde in diesem Haushalt schon viel zu oft erzählt.
Wenig später wünschten sich die Knappen, Lukas würde ihnen die Episode erneut vorhalten, denn was nun geschah, war noch demütigender für die beiden Siebzehnjährigen.
Der Ältere ließ die Knappen mit stumpfen Übungsschwertern gegeneinander antreten. Nachdem Jakob einen Sturz mit dem Handgelenk abgefangen hatte, bekamen sie einen zornigen Vortrag über die grundlegenden Anfängerweisheiten im Schwertkampf: sich im Fallen nie mit der Hand abzustützen, auch nicht das Rückgrat oder den Kopf auf den Boden schlagenlassen, sondern sich immer seitlich abrollen, damit man schnell und unverletzt wieder auf die Füße kam. Danach ließ Lukas sie doch tatsächlich nichts weiter tun, als das Fallen zu üben.
»Wir müssen nun ausbaden, dass
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