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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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einem Schweigeorden. Dann richtet Ihr wenigstens kein Unheil mehr an.«
    Nach seinen letzten, vor Hass triefenden Worten drehte sich Sigrun um und rannte heulend hinaus.
    Während sich die beiden alten Männer schweigend anblickten, kniete Lukas erneut vor ihnen nieder.
    »Vater, Herr Bruno. Ihr habt mir den Eid abgepresst, Sigrun zur Frau zu nehmen. Und weil ein Sohn seinem Vater Gehorsam schuldet, hatte ich mich damit abgefunden, mein Leben an der Seite eines Weibes zu verbringen, das ich verabscheue.«
    Er ignorierte die entrüsteten Einwürfe der beiden alten Männer.
    »Ich habe noch einen anderen Eid abgelegt, vor Jahren schon, freiwillig und aus ehrlichem Herzen: Meinen Herrn und die Seinen zu schützen. Wie kann ich hinnehmen, dass meine Braut seiner Gemahlin den Tod gebracht hat? Ganz gleich, wie Ihr mich bestraft – ich werde beim Bischof um Erlaubnis ersuchen, das Verlöbnis aufzukündigen.«
    Der Silberfuchs fuhr auf. Seine buschigen Augenbrauen zitterten, als er seinen Sohn anschrie: »Ich dulde nicht, dass du ihr Vergehen – so ehrlos es auch ist – zum Vorwand nimmst, um dich vor dieser Hochzeit zu drücken. Das Wort eines Vaters ist Gesetz. Entweder du heiratest sie, oder du wirst enterbt.«
    »Lieber ohne Land als ohne Ehre«, entgegnete Lukas kühl, nickte den beiden Alten knapp zu und ging.
    »Du bist nicht mehr mein Sohn«, rief ihm sein Vater wutentbrannt nach.
    Lukas drehte sich noch einmal kurz um und warf einen letzten, unergründlichen Blick auf seinen Vater. »Dann soll es so sein.«Lukas fielen vor Müdigkeit fast die Augen zu, als er am Nachmittag wieder in Christiansdorf ankam. Nur grimmige Entschlossenheit hielt ihn wach.
    »Ich habe keine Familie mehr, keinen Namen und keinen Erbanspruch.« Das war alles, was er bei seiner Ankunft erklärte.
    »Und keine Braut«, mutmaßte Christian.
    Lukas zuckte nur gleichgültig die Schultern. »Ich schätze, nun werde ich mir nie einen Knappen leisten können. Behältst du mich trotzdem in deinen Diensten?«
    Christian überging die Frage. »Komm herein und lass dir etwas zu essen geben. Du siehst aus, als würdest du gleich aus den Stiefeln kippen.«
    Sie hatten die Halle kaum betreten, als ihnen Peter aufgeregt nachgerannt kam.
    »Mein Herr Christian, mein Herr Christian!«, stieß er atemlos hervor.
    Als sich der so Gerufene ihm zuwendete, stürzte der Junge auf ihn zu und verfing sich in seiner Hast beinahe in den Binsen, die den Boden bedeckten.
    »Da draußen … im Wäldchen … wo ich immer die Schweine zur Mast hintreibe … ein fremder Ritter … und er sagt, er hat Neuigkeiten von Dame Marthe für Euch«, brachte der Junge zwischen den Atemstößen hervor.
    Christian und Lukas fuhren gleichzeitig auf. Lukas taumelte, Christian wurde kreidebleich.
    Er packte den Jungen bei den schmalen Schultern. »Was genau sagte er?«, fragte er heftig. »Und warum ist er nicht mit dir gekommen?«
    »Er sagt, er sei heimlich hier. Ihr sollt zu ihm kommen, allein. Und ich soll niemandem sonst etwas erzählen.«
    Misstrauisch blickte der Junge auf Lukas. Gerade ging ihmauf, dass er diese Anweisung des fremden Ritters missachtet hatte.
    »Klingt gewaltig nach einer Falle«, knurrte Lukas.
    »Wie sah er aus? Hast du ihn im Dorf schon einmal gesehen?«, fragte Christian unbeirrt weiter.
    »Nein, noch nie.« Peter suchte nach einer passenden Beschreibung. »Groß. Stark. Vielleicht so alt wie Ihr.«
    Vom Alter abgesehen, passt die Beschreibung so ziemlich auf jeden Ritter, dachte Christian grimmig. Weil sich die Adligen besser und vor allem von Fleisch ernährten und von jungen Jahren an jeden Tag den Umgang mit schweren Waffen übten, waren die meisten von ihnen nicht nur stärker, sondern auch größer als einfache Bauern.
    »Sein Pferd?«
    »Ein Fuchs. Ohne Blesse.«
    Auch das war kein Anhaltspunkt.
    Christian gürtete sein Schwert und eilte zum Stall. Lukas lief ihm nach. »Ich komme mit. Irgendwer will dich in einen Hinterhalt locken.«
    Christian drehte sich kurz zu ihm um, während er den Grauschimmel sattelte. »Nein. Die Bedingungen waren eindeutig. Und wenn es ein Hinterhalt ist, dann ist es besser, sie erwischen nur einen statt zwei. Bleib hier und kümmere dich mit Gero und Richard um den nächsten Silbertransport.«
    Er sah dem Freund hart in die Augen. »Das ist ein Befehl. Wenn du in meinen Diensten bleiben willst, halte dich daran.«
    »Wenn du für immer verschwindest, werden wir nie erfahren, was geschehen ist«, widersprach der Jüngere

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