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Die Spur der Kinder

Titel: Die Spur der Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Winter
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Antwort.
    Vorwurfsvoll schüttelte Adrian den Kopf und holte Luft, als wollte er ansetzen, etwas zu erwidern, verkniff sich dann aber seinen Kommentar und nahm einen Tetrapak Milch aus dem Kühlschrank.
    »Es gab Ärger mit einer Gruppe englischer Touristen.« Er nahm einen großen Schluck, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und stellte die Milch zurück. »Stell dir vor, diese Idioten wollten partout ihre letzte Runde nicht bezahlen.«
    »Musstest du die Polizei rufen?«
    »Die Polizei? Nein, zum Glück war ja Rolf da. Der brachte diesen Sauhaufen zur Besinnung. Ich war heilfroh, sonst hätte das Ganze noch wer weiß wie lange gedauert.«
    Gähnend streckte er die Arme über seinem Kopf aus und ließ sie abrupt fallen. »Ach Gott, bitte entschuldige, Fiona. Ich komme dir hier mit belanglosem Restaurantgeschwätz, dabei …«, er legte einenbesorgten Gesichtausdruck auf, »die Sache mit diesem Jungen … und dann dieser nervige Kommissar Karstens mit seinen ganzen Fragen … Das hat dich ganz schön mitgenommen, stimmt’s?«
    Fiona verschränkte die Arme und starrte mit leerem Blick auf die Spüle. Leise seufzte Adrian und kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, doch Fiona hob die Hände und lief wortlos an ihm vorbei ins Badezimmer.
    »Ach komm schon, Fiona.« Er folgte ihr über den Flur, als er unvermittelt feststellte: »Da brennt ja Licht in deinem Arbeitszimmer.«
    Mit schnellen Schritten kam er ins Bad. »Du hast dein Arbeitszimmer doch ewig nicht mehr betreten – hast du etwa geschrieben?«
    Er blinzelte irritiert.
    Fiona legte die elektrische Zahnbürste beiseite und betrachtete die blasse, sommersprossige Frau im Spiegel, die eindeutig zu müde war, um noch irgendeine Ausrede zu erfinden. »Das erste Kapitel.«
    Adrian schlug die Hände wie zum Gebet zusammen. »Gott sei Dank!« Sichtlich erleichtert schloss er sie in die Arme.
    Eine seltene Geste. Fiona wusste nicht, ob ihr zum Lachen oder zum Weinen zumute war. Sie entschied sich für ein Lächeln, das sich jedoch rasch wieder verflüchtigte, als ihr plötzlich klarwurde, dassdas Schicksal sie mit dem Schreiben dieses Romans abermals vor eine Zerreißprobe stellte.
    »Und, willst du mir nicht verraten, wovon die Geschichte handelt?«, fragte Adrian, Fiona noch immer im Arm haltend.
    »Dreimal darfst du raten.«
    Er zuckte wortlos mit den Achseln. Als Fiona darauf nicht reagierte, ließ er schlagartig von ihr ab. »Du willst mir doch wohl nicht sagen, dass …«
    »Doch, will ich«, unterbrach sie ihn.
    Fassungslos schüttelte er den Kopf. »Aber ich dachte … ich meine … Doktor Mierau hat dir doch dringend davon abgeraten, die Sache in einem Roman zu verarbeiten. Verdammt, Fiona, du weißt doch, was er gesagt hat – das Risiko ist viel zu groß, dass deine Phantasie beim Schreiben mit dir durchgeht! Gott weiß, was du dir da alles zusammenreimst …«
    Fiona funkelte ihn erbost an. »Verstehst du denn nicht, dass es für mich der einzige Weg ist, mich der Vergangenheit zu stellen?« Sie stützte sich am Waschbeckenrand ab und musterte Adrian. »Dachtest du wirklich, ich male mir nicht ohnehin ständig aus, was mit Sophie passiert sein könnte?« Fionas Stimme überschlug sich. »Bist du wirklich so ignorant, Adrian?«
    Er senkte den Blick. »Ich wusste nicht, dass … ich meine, ich dachte, du wärst längst einigermaßen …«
    »Ja,genau, gar nichts weißt du!« Mit Tränen in den Augen blickte sie ihn an. Dann stürmte sie aus dem Badezimmer und knallte kurz darauf die Schlafzimmertür hinter sich zu.
    ***

Freitag,12. Juni
    (In Berlin)
    ¡Madre mía! Maria García stand zitternd vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete die Platzwunde auf ihrem Jochbein, die bei jedem Blinzeln brannte. Die faustgroße, pochende Schwellung unter ihrem rechten Auge breitete sich bis zur Schläfe aus. Maria senkte den Blick. Wieder einmal war sie ihm hilflos ausgeliefert gewesen, war Opfer seiner Launen geworden. Sie hatte sich weder gewehrt noch zu schreien getraut, sondern ihn stumm ertragen.
    Vorsichtig tupfte sie sich mit einem Wattepad das Blut ab, das sich mit ihren Tränen mischte und ihr die Wange hinabrann. Was sollte sie ihrer Tochter dieses Mal sagen? Luna war erst vier, doch sie war ein kluges Mädchen, und es war nur eine Frage der Zeit, wann sie ihr nicht mehr glauben würde. Schon jetzt meinte García, in Lunas großen braunen Augen einen Anflug von Zweifel zu bemerken.
    Kinderspüren, wenn etwas nicht stimmt – wie oft soll

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