Die Spur der verlorenen Kinder
Hand nicht greifen, weil sie mit der Handschelle an etwas Metallisches gefesselt war, irgendeine Art Bügel. Sie ließ die Finger über ihren Bauch kriechen, sie achtete darauf, nicht die rechte Hand zu bewegen, denn sie fürchtete, dass Peter jedes Geräusch wahrnehmen würde, dann schob sie die Finger in ihre Tasche und zog das Klappmesser heraus. Sie steckte es unter ihren linken Oberschenkel, wo sie es schnell erreichen konnte.
Jetzt das Taschentuch. Sie schob es hoch auf ihre Stirn, achtete aber darauf, es nicht ganz beiseitezulegen, sie wollte es schnell herunterziehen können, wenn sie musste. So, besser.
Und denk nicht an Rusty, der blutend im Regen liegt.
Aber sie konnte nicht anders. Das Bild war für immer in ihr Hirn gebrannt, es nährte ihren Hass auf Peter und zugleich ihre Entschlossenheit, am Leben zu bleiben. Annie wusste, dass sie sich nicht ganz würde aufsetzen können, die Handschellen waren zu kurz. Und selbst wenn sie sich aufsetzen könnte, befand sie sich auf der rechten Seite des Busses, und Peter war zu weit weg, um ihn mit dem Messer zu erreichen. Sie würde mit der Klinge auch nicht das Metall der Handschelle durchschneiden können, aber vielleicht konnte sie irgendwie diesen Bügel, oder was immer es war, an einer Seite aus dem Bodenblech lösen und die Handschelle abstreifen. Vielleicht auch nicht.
Sie griff nach dem Messer und rollte sich auf die rechte Seite. Sie wandte Peter jetzt ihren Rücken zu. Das machte sie nervös, weil sie ihn nicht sehen konnte, aber andererseits konnte er sie auch nicht sehen. Von seinem Platz aus würde es wirken, als wäre sie einfach auf die Seite gerollt. Annie hielt das Klappmesser dicht vor ihre Brust, die Klinge immer noch eingeklappt, die Decke bis zu den Schultern hochgezogen, sie tastete mit den Fingern der linken Hand umher und erforschte den metallenen Bügel.
Eine Stange, definitiv eine Art Stange, wahrscheinlich ein Teil der Befestigung für den mittleren Sitz. Der Teppichboden auf beiden Seiten fühlte sich an, als wäre er herausgeschnitten worden, und als sie ihre Finger darunterschob, begann ihr Herz zu klopfen. Eine lockere Schraube schien das Einzige zu sein, was den Bügel noch festhielt. Sie drückte den Knopf des Klappmessers, und die Klinge schnappte heraus. Mit großer Entschlossenheit und Sorgfalt schob sie die Klinge unter den Teppich, sie schnitt noch ein kleines bisschen weg, damit sie nicht auch noch ihre Finger darunterschieben musste. Sie hielt inne und drehte den Kopf, um einen Blick auf Peter zu werfen.
Er schaute immer noch nach vorn, der Bus fuhr immer noch, der Regen fiel immer noch, der Wind wehte immer noch, heulte, pfiff. Sie spürte, wie die Böen auf beiden Seiten gleichzeitig auf den Bus eindroschen, und wusste, dass sie einen Teil des Overseas Highway erreicht hatten, an dem es keine Bäume gab, keinen Puffer, wo das Einzige zwischen dem Golf und dem Atlantik ein schmaler Streifen Asphalt war.
Schnell, warte nicht. Der Teppich war weggeschnitten, sie drückte ihren Zeigefinger gegen die Schraube und versuchte, sie entgegen dem Uhrzeigersinn zu drehen, herauszudrehen. Aber ihre Finger waren feucht, die Schraube war vermutlich abgenutzt. Und sie wagte es nicht, an der Handschelle zu zerren, um die Schraube zu lösen, weil Peter das hören würde.
Der Wind schüttelte den Bus durch, und plötzlich bog er scharf nach rechts ab, der Wagen holperte über Buckel, durch Schlaglöcher. Kies spritzte gegen die Radkappen, die Bremsen quietschten. Er hielt an. Sie schloss schnell das Messer, drückte ihr Kinn an die Brust und zog das Taschentuch über ihre Nase, nicht aber über ihren Mund. Sie schob ihre linke Hand zwischen die Beine, das Klappmesser fest in die Handfläche gedrückt, durch den Daumen festgehalten.
Weil ihr Gesicht an ihrer Schulter lag, das Kinn an die Brust gedrückt, vermutete Annie, dass er nicht sehen würde, dass das Taschentuch ihren Mund nicht mehr bedeckte. Solange sie also durch den Mund atmete, wäre alles in Ordnung.
Der Bus hielt an, Peter schaltete den Motor aus, die Scheinwerfer. Annie schloss die Augen und wartete. Ihr Herz hämmerte. Sie hörte ihn seine Tür öffnen. Der Regen wurde lauter, der Wind heulte in den Wagen hinein, er schloss seine Tür. Sie vermutete, dass er etwa fünf bis acht Sekunden brauchen würde, um auf die rechte Seite zu kommen und die Tür aufzuschieben. Sie begann zu zählen, ganz langsam, bei fünfzehn war ihr klar, dass er woanders hingegangen war.
Sie
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