Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
Vom Netzwerk:
Streifenwagen und auf die Straße, sie winkte mit den Armen und rief: »Hier, wir sind hier!« Der Pontiac bremste quietschend und zwei Männer sprangen heraus. Im Scheinwerferlicht sah sie Jake Romano – und Sheppard.

3
    Zu sagen, dass der Augenblick Sheppard surreal erschien, war untertrieben. Es fühlte sich an, als wäre sein gesamtes Leben genau auf diesen Moment hinausgelaufen, auf diesen Augenblick hier – fünfunddreißig Jahre in der Vergangenheit. Er rannte auf Mira zu, er stemmte sich gegen den Wind, er platschte durch die Pfützen und warf seine Arme um sie, er drückte sie an sich, als fürchtete er, er würde wieder in seinem Bett im Jahr 2003 erwachen, wenn er sie losließe.
    »Du bist echt«, hauchte sie und löste sich ein wenig von ihm, um zu ihm hochzuschauen, ihr nasses Haar klebte an ihrem Kopf und in ihrem Gesicht, Regentopfen wie Sommersprossen auf ihren Wangen.
    »Ich habe deine Nachricht erhalten«, sagte er. »Ich bin so schnell gekommen, wie es ging. Ist Annie …«
    »Nicht hier. Er hat sie mitgenommen. Er ist unterwegs nach …«
    »Sugarloaf«, schloss er.
    Romano hielt neben ihnen und riss die Beifahrertür auf. »Springt rein.«
    Sheppard und Mira quetschten sich hinein, Mira zwischen die beiden Männer, und Augenblicke später hielt er hinter dem Käfer. Sie rannten hinüber, und eine Art Schock durchfuhr Sheppard, als er Lydia sah, fünfunddreißig Jahre jünger als die Frau, die letzte Nacht auf dem Anleger von Tango Sea and Air gestanden hatte, und Rusty Everett, den Kopf in Lydias Schoß, die Hand in blutige Handtücher gewickelt. »Was ist das für eine Verletzung?«, fragte er.
    »Schusswunde. Er hat ihm den kleinen Finger abgeschossen und ins Bein geschossen«, entgegnete Lydia.
    Abgeschossen. Aber der erwachsene Rusty hatte gesagt, Wheaton hätte seinen Finger abgehackt. Dieser Zeitlauf veränderte sich bereits. Sheppard zog seine Erste-Hilfe-Ausrüstung hervor und nahm eine Spritze mit Penizillin heraus. »Ist er gegen irgendetwas allergisch, Lydia?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Wissen Sie, wie man eine Injektion gibt?«
    »Ja. Kenne ich Sie?«
    »Noch nicht«, entgegnete er und reichte ihr die Spritze.
    Ihr Blick huschte hinüber zu Mira, die in der anderen Tür stand und hineinschaute. »Er ist aus deiner Zeit.«
    Sie nickte.
    »Scheiße«, murmelte Lydia. »Das ist wie Halloween, massenweise Leute durch den Korridor.«
    Sie gab Rusty das Medikament, dann reichte sie Sheppard die leere Spritze zurück.
    Ein Krankenwagen kam, die Sirene kreischte. Romano lief auf die Straße und winkte sie in die Auffahrt, zugleich kam ein Mann aus dem Haus gelaufen. »Wer ist das?«, fragte Sheppard Mira, als sie Zuflucht auf der Veranda suchten.
    »Sheriff Fontaine.«
    »Joe Bob?«, fragte er, und Mira schaute ihn erstaunt an. »Lange Geschichte«, sagte er.
    Die Notärzte kamen mit einer Trage, und die Polizei erschien sechzig Sekunden später, zwei Streifenwagen kamen angerast, die Lichter blinkten, die Sirenen jaulten, die Funkgeräte knisterten. »Ich fahre im Krankenwagen mit«, rief Romano und hastete neben der Trage her, ein Hund lief voraus, heulte, bellte, sprang hoch und versuchte, Everett zu erreichen.
    Lydia kam zu ihnen auf die Veranda gelaufen. Sie umarmte Mira und drückte Sheppards Arm. »Ich scheine eine Erinnerung daran zu haben, dass wir uns irgendwo auf einem Anleger treffen, ich bin aber sicher, das ist nicht geschehen. Wie ist das möglich?«
    »Wie ist das alles möglich?«
    »Überlebt Rusty?«
    »Rusty hat mich in meiner Zeit zum schwarzen Wasser geflogen, Lydia.«
    »Gott sei Dank«, sagte sie leise, dann lief sie die Treppe hinunter und sprang zusammen mit Romano und der Hündin hinten in den Krankenwagen, der Everett abtransportierte.
    Während Fontaine mit seinen Männern redete und mithilfe ihres Funkgerätes Kontakt zu dem Hubschrauber aufnahm, gingen Sheppard und Mira ins Haus. Sie kamen nicht sehr weit. Sie ließ seine Hand los und stand am Anfang des Flurs, sie schüttelte den Kopf. »Ich kann hier nicht bleiben, Shep. Er ist … er ist hier überall.«
    »Es gibt einen Schuppen im Wald. Dort hat er sie gefangen gehalten. Sie hat uns eine Nachricht hinterlassen, eingeritzt in die Badezimmerwand. Als ich das Haus fand, war es ausgebrannt. Rusty hat es irgendwann angesteckt.«
    Mira rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Shep, wir müssen los, wir müssen hinter ihm her, wir …«
    »Der Hubschrauber ist schneller. Wir wissen, wohin er

Weitere Kostenlose Bücher