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Die Spur der verlorenen Kinder

Die Spur der verlorenen Kinder

Titel: Die Spur der verlorenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.J. MacGregor
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einer Wunde, Bäche von Blut und Regenwasser flossen herunter. Sein Bein blutete ebenfalls. Lydia ging neben ihm in die Hocke und der Hund begann zu winseln, er leckte Lydias Hände, dann legte er sich neben sie und sah zu. Sie fuhr mit den Händen über das nasse Gesicht des jungen Mannes, und als er zu sprechen versuchte, schüttelte sie den Kopf und sagte: »Nein, nein, bleib ruhig.«
    »Wer ist das?«, fragte Mira.
    »Rusty. Rusty Everett. Der erste Überlebende. Hilf mir, ihn zum Käfer zu tragen.«
    Mira nahm seine Füße, sie achtete darauf, seine Haut nicht zu berühren in der Befürchtung, dass sie sonst seine Verletzungen übernähme. Aber in dem kurzen Augenblick, den sie und Lydia brauchten, um ihn hinüber zum Janis-Mobil zu tragen, blitzten bereits Bilder in ihr auf, Bilder von diesem jungen Mann und ihrer Tochter. Er hat sie befreit, aber nicht rechtzeitig.
    Der Hund rannte hinter ihnen her, bellte, und Lydia schob den Vordersitz mit dem Fuß nach vorne. »Na los, Sunny, Mädchen, steig ein.« Die Hündin quetschte sich nach hinten, und obwohl der Rücksitz fehlte, ließ sie sich hechelnd nieder. Sie mussten Rusty auf den vorderen Sitz legen, seine Beine in Miras Schoß und seinen Oberkörper und Kopf in Lydias. Er war ohnmächtig geworden, und Lydia sah nach dem triefnassen Verband an seiner Hand, Mira spürte die Wärme des Blutes von seiner Beinwunde auf ihren Schenkeln. Das Brummen in ihrem Kopf war zurück, laut und stetig, aber nicht unerträglich. Noch nicht.
    Sie bog in eine Auffahrt und hielt hinter einem Streifenwagen. »Bleib bei Rusty«, flüsterte sie und stieg aus.
    Sie eilte schnell durch den Regen, erreichte die Stufen, die Veranda, ging hinein. Dort, im Glimmen einer Deckenlampe, marschierte Joe Bob Fontaine vor dem Küchentresen auf und ab, ein Telefon ans Ohr gedrückt, seine Finger rieben seine Brust.
    »Joe.«
    Er wirbelte herum, als er ihre Stimme hörte. »Mira.« Sein Blick hielt ihren, während er noch ein paar Worte zu jemandem am anderen Ende sagte, dann legte er den Hörer auf. »Was …«
    »Rusty ist draußen in meinem Wagen und verblutet. Rufen Sie einen Krankenwagen.«
    »Rusty? Lieber Gott.« Er erledigte den Anruf, nicht einfach 911, sondern über die Vermittlung. Dann knallte er den Hörer auf. »Seit wir diesen jungen Wheaton getroffen haben, habe ich versucht, sein Gesicht unterzubringen. Und heute Nacht ist es mir eingefallen. Peter Wheat ist der wahre Vater des jungen Wheaton.«
    Was? Aber natürlich musste er es so sehen. Sie korrigierte ihn nicht. »Und das Mädchen, das er hat, ist meine Tochter«, sagte sie, dann brach ihre Stimme, und sie begann zu weinen.
    Fontaine nahm sie bei den Armen. »Hören Sie. Er hatte sie in seinem Bus. Sie hat geschrien und mit den Armen gewunken. Dann hat er auf mich geschossen. Ich habe die Weste getragen, wie Sie es gesagt hatten, aber der Schuss hat mich trotzdem außer Gefecht gesetzt. Als ich zu mir kam, waren sie verschwunden. Ein Hubschrauber kommt. Wir werden ihn kriegen, Mira, verlassen Sie sich darauf. Sehen wir nach Rusty.«
    Mira nahm ein paar Handtücher vom Tresen und rannte hinter Fontaine her.
    Lydia saß auf dem Beifahrersitz des Käfers, Rustys Kopf im Schoß. »Er hat viel Blut verloren. Er wurde auch ins Bein geschossen, aber das ist nicht so schlimm wie die Hand. Zerreiß die Handtücher für mich, Mira.«
    Mira riss Handtücher in Streifen, Fontaine tigerte hin und her, und Lydia wickelte den nassen Verband von Rustys Hand ab. »Mein Gott«, flüsterte sie und bat dann um Streichhölzer oder ein Feuerzeug oder eine Lampe.
    Fontaine reichte ihr ein Zippo-Feuerzeug und schaltete seine Taschenlampe ein. Sie wickelte einen Stoffstreifen um ihren Zeigefinger, zog den Stoff eng zusammen, dann hielt sie das Zippo daran und steckte ihn in Brand. Sie ließ den Stoff einen Augenblick brennen, blies ihn aus, dann hielt sie den glühenden Überrest an Rustys zerschmetterten Finger. Er kam zu sich und schrie, sein Körper hob sich ein wenig aus ihrem Schoß, dann sackte er wieder auf ihre Schenkel und stöhnte.
    »Das wird die Blutung stoppen.«
    »Wo zum Teufel bleibt der Krankenwagen? Und der Hubschrauber?«, fragte Mira.
    »Der Hubschrauber hat vielleicht Probleme mit dem Regen«, sagte Fontaine. »Ich laufe noch einmal ins Haus und frage.«
    Er verschwand im Haus, und Mira schaute zurück. Sie sah Scheinwerferlicht auf den nassen Baumstämmen. »Da kommen sie.« Sie lief die Einfahrt entlang, vorbei an dem

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