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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Baines
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also
schon wach, als sie gegen seine Zimmertür klopfte und auf seine Aufforderung
hin den Raum betrat.
    Die ganze Zeit über, die sie nun hier war, hatte sie es in ihrer
Aufräumwut stets vermieden, die Schlafzimmer der anderen zu betreten. Sicher,
im Prinzip waren es nur Gästezimmer, da keiner von ihnen, bis auf Vince, hier
ständig lebte. Dennoch war sie davor zurückgeschreckt. Was die Herren in ihren
Zimmern anstellten, sollten sie gefälligst auch selbst wieder in Ordnung
bringen. Sie machte ja eine Menge, aber irgendwo musste die Liebe auch mal
aufhören.
    Sein Zimmer überraschte sie. Sie hatte mal einen Blick in Daniels und
Miles' Zimmer werfen können und hatte sich ob des Chaos in beiden Räumen
schaudernd abgewandt. Die Unordnung war bezeichnend für die beiden
    gewesen, und sie ahnte, dass es auch bei Steve nicht viel anders
aussehen würde. Und jetzt war sie überrascht von der peniblen Sauberkeit in
Kenneths Zimmer. Obwohl er hier schon seit mehreren Wochen wohnte, wirkte es
irgendwie unbewohnt. Kein Koffer, der achtlos in einer Ecke stand. Keine
Kleider, die über dem Fußende des Bettes hingen. Nicht mal ein Buch auf dem
Nachttisch. Ein Schrank, ein Bett mit Nachttisch, eine Kommode und ein
Schreibtisch. Das war alles, was sie hier finden konnte. Einzig das Notebook
auf dem Schreibtisch ließ darauf schließen, dass der Raum nicht wirklich unbewohnt
war. Ach ja, und der Mann, der davor saß und bei ihrem Eintreten hastig
aufgesprungen war.
    »Du bist nicht zum Frühstück gekommen, also dachte ich, dass das Essen
vielleicht seinen Weg zu dir finden sollte«, meinte sie mit einem vorsichtigen
Lächeln. Noch immer hatte sie ein angespanntes Gefühl im Magen, wenn sie in
seiner Nähe war. Aber sie schätzte, dass sie darüber würde hinwegkommen müssen.
    Stirnrunzelnd sah er ihr dabei zu, wie sie an den Schreibtisch trat und
das Tablett darauf abstellte. Sie versuchte, seinen Blick aufzufangen, doch
jedes Mal wich er ihr aus, sodass sie es schließlich seufzend aufgab. »Warum
machst du das?«
    Fragend sah sie ihn an. »Warum mache ich was?«, hakte sie nach, als er
nicht fortfuhr, und sah, wie er gereizt die Lider verengte.
    »Warum tust du so, als wäre nichts passiert?«, fuhr er sie an, und Laura
hob überrascht die Brauen. Für gewöhnlich neigte Kenneth nicht zu großen
Gefühlsausbrüchen. Aber das hier war einer. Die sonst so kühlen blauen Augen hatten
sich verdunkelt, wirkten plötzlich alles andere als kalt, und instinktiv
verschränkte Laura die Arme vor der Brust, während sie sich gegen die
Tischplatte lehnte. »Warum gehst du einfach zur Tagesordnung über?«
    »Weil ich im Moment noch viel zu schockiert bin, um das alles überhaupt
begreifen zu können«, erwiderte sie leise. »Weil ich immer noch erwarte, dass
ich gleich aufwache und feststelle, dass das alles nur ein Traum gewesen war.«
Die ganze Zeit über hatte er auf einen unbestimmten Punkt an der Wand in ihrem
Rücken gestarrt, nun aber richtete er endlich seinen Blick wieder auf sie.
    »Das wird nicht passieren, also fang endüch an, mir Vorwürfe zu machen.«
    Perplex sah sie ihn an. »Wozu?«, fragte sie schließlich nach und hörte
ihn abfällig schnauben.
    »Weil ich es nicht verhindert habe«, stieß er zwischen
zusammengepressten Zähnen hervor, und unwillkürlich stiegen in ihr die
Erinnerungen an diesen Moment auf. Kenneth hatte versucht, Dave von ihr
wegzuzerren. In Gedanken konnte sie sehen, wie er immer wieder auf dem
schlammigen Untergrund ausglitt und erst viel zu spät seinen Halt wiederfand.
Er hatte es gar nicht verhindern können, und das sagte sie ihm
schließlich auch.
    »Ich hätte schneller reagieren müssen. Ich hätte ...«
    Lächelnd unterbrach sie ihn. »Es macht keinen Sinn mehr, sich darüber
noch Gedanken zu machen, findest du nicht? Das Kind ist schon längst in den
Brunnen gefallen. Es ist nicht mehr zu ändern, aber ich glaube, ich bin noch
glimpflich davongekommen.«
    Er sah sie an, als wäre sie von allen guten Geistern verlassen.
    Doch sie lächelte einfach nur stumm zurück. »Und schließlich habe ich es
überlebt, oder?«
    Ganz langsam kam Kenneth auf sie zu, und gebannt wartete Laura ab, was er
wohl tun würde. Und als er sie plötzlich vorsichtig an sich zog, stellte sie
sich auf die Zehenspit zen und schlang lächelnd die Arme um seinen Hals.
    »Es wird nicht leicht werden«, murmelte er dicht an ih rem Ohr, und sie
gluckste.
    »Davon gehe ich auch nicht aus. Aber es haben sich dadurch

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