Die Spur der Woelfin
ein paar
Vorteile ergeben, die ich durchaus zu schätzen weiß«, erwiderte sie trocken und
grinste verschmitzt, als er sich wieder von ihr löste. »Patrick hat mich
gestern darauf hingewiesen, dass ich wohl demnächst heiraten werde«, fuhr sie
fort und sah, wie Ken-neths Augen erst groß wurden, ehe er tatsächlich ein
seltenes Lächeln zeigte.
»Ich gratuliere«, meinte er, und sie kicherte.
»Und ich mir erst. Wart's nur ab, mit dem Rest komme ich auch noch klar.
Mir ist in meinem Leben schon so oft in den Hintern getreten worden, da fallt
dieser Tritt auch nicht mehr auf.«
Zum ersten Mal hatte Laura das Gefühl, etwas geschafft zu haben, was ihr
die ganzen Wochen vorher nicht gelungen war. Sie war zu Kenneth durchgedrungen
und hatte das Eis gebrochen. Und auch wenn er sich später wieder von ihr
zurückziehen sollte, das würde sie vermutlich nie vergessen.
Patricks Hoffnung auf die Rückkehr zur ruhigen Normalität sollte sich
innerhalb der nächsten Tage als Wunschtraum herausstellen. War wohl auch etwas
viel verlangt, wenn man bedachte, dass sie nun als einziger weiblicher Werwolf
in einem Haus lebte, das noch immer von neun Männern bewohnt wurde, von denen
keiner Anstalten machte, endlich wieder in sein eigenes Heim aufzubrechen. Wohin
Laura auch trat, ständig fiel sie über einen von ihnen, selbst Vince machte da
keine Ausnahme. Mit Argusaugen wachte er über jeden ihrer Schritte, bis Laura
ihm gereizt vorschlug, Kameras im Haus zu installieren, um es sich leichter zu
machen. Damit hätte sie ihn fast auf eine falsche Idee gebracht, und zwei Tage
lang fürchtete sie wirklich, dass er ihren Rat befolgen würde.
Nur langsam fand Laura sich mit ihrer Rolle als Unikum im Rudel ab.
Plötzlich kam sie in den zweifelhaften Genuss, wenigstens sieben große Brüder
zu haben, die sie entweder verwöhnten oder sie mit ihren kleinen Spielchen in
den Wahnsinn trieben. Ruhe fand sie dabei auf jeden Fall nicht, und so war sie
am vierten Tag heilfroh, als Patrick sie allesamt aus dem Haus warf und es
ihnen verbot, sich in den nächsten zwei Wochen hier wieder blicken zu lassen.
Eine Galgenfrist, denn sie ahnte, dass wenigstens Daniel nach dieser Zeit
wieder hier auf der Matte stehen würde. Aber so, so glaubte sie zumindest,
bekäme sie wenigstens mal die Möglichkeit, ein bisschen Ruhe zu finden.
Doch auch diese Hoffnung stellte sich als Trugschluss heraus. Patrick
hatte nämlich andere Pläne mit ihr, und Laura stöhnte, als er sie am Abend des
vierten Tages mit sich auf die Terrasse zerrte. Er wollte, dass sie sich
verwandelte. War er denn von allen guten Geistern verlassen?
»Patrick, ich kann das nicht«, stieß sie etwas verzweifelt aus, doch
dieser blieb hart.
»Entweder du bekommst deine Wandlungen in den Griff, oder ich sperre
dich beim nächsten Mal wieder ein.«
Das war eine Drohung, und wütend kniff sie die Lider zusammen. »Ich
lasse mich nicht von dir erpressen«, zischte sie verärgert, doch unbeeindruckt
hob Patrick eine Braue.
»Ich glaube nicht, dass es dir andernfalls gefallen würde, wenn du
danach feststellen musst, dass du auf Menschenjagd gegangen bist«, erklärte er
kühl, und sie schnappte nach Luft.
»Das werde ich ganz bestimmt nicht«, gab sie giftig zurück, doch er
grinste boshaft.
»Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher. Wenn deine Instinkte
die Oberhand gewinnen, wirst du alles jagen, was dir in den Sinn kommt. Und sie
werden die Oberhand gewinnen, wenn du nicht lernst, deine Wandlungen zu
kontrollieren.« Lange stand sie so schwer atmend vor ihm, beobachtete ihn, wie
er sich entspannt in seinem Stuhl zurücklehnte und darauf wartete, dass sie
nachgab.
»Es ... es tut weh«, brachte sie schließlich hervor, und er seufzte.
»Ich weiß.«
Er ließ sich nicht erweichen, und schließlich war es tatsächlich Laura,
die nachgab. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, während sie mit zitternden Fingern
ihre Kleider auszog und über den Stuhl hängte, ehe sie nach Patricks Anweisung
in die Hocke ging und sich mit den Händen auf dem Boden abstützte. Sie kam sich
reichlich bescheuert dabei vor. Sie hockte splitternackt auf der Terrasse und
wartete auf etwas, was überhaupt nicht passieren konnte. Oder doch?
»Lass den Kopf hängen und konzentrier dich«, hörte sie Patrick sagen und
schloss die Augen, ehe sie tat, was er sagte.
Laura hielt die Luft an, als ihre Haut an einigen Stellen zu kribbeln
begann, atmete aber bewusst wieder aus, als sie Patricks >Atme<
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