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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Gebäuden und hofften, dass der Kampf so weit abebbte, dass sie einen Ausfall aufs Regierungsgebäude hin wagen konnten.
    Ein weiterer Kampfhubschrauber zog über ihre Köpfe hinweg und feuerte abgehackte Salven aus seinen Bordwaffen. Ben hoffte, dass dieser Beschuss die Rebellen zum Rückzug bewegte. Stattdessen nahmen sie ihre Schießerei wieder auf, sobald der Kampfhubschrauber verschwunden war. Heftiger als zuvor nahmen sie Bens und Danielles Position unter Beschuss.
    Dies war die Welt seines Vaters gewesen, 1948, im ersten Krieg mit Israel, und dann wieder 1956. Die Welt, aus der sein Vater geflohen war, als deutlich wurde, dass ein dritter Krieg folgen würde – und es war der Grund dafür gewesen, dass Jafir Kamal im blutigen Kielwasser dieses Krieges nach Palästina zurückgekehrt war. Ben verstand diese Welt zum ersten Mal wirklich; er erkannte, warum sein Vater sie so gehasst und sich geweigert hatte, die Rolle des Anführers zu übernehmen, die sein Volk ihm aufzwingen wollte.
    Ben hatte erkannt, dass man durch Krieg nichts erreichte. Nicht für Israel, nicht für Palästina, nicht für Sierra Leone. Krieg war grausam und sinnlos, und doch waren Israelis und Palästinenser wieder dabei, sich in einen Krieg zu stürzen.
    Ben wollte nicht mehr Jafir Kamal sein, wollte nicht mehr in dessen Welt leben.
    Er wünschte sich, seinem Vater sagen zu können, dass er ihn jetzt verstand, dass er ihn nicht mehr hasste für das schwere Vermächtnis, das er hinterlassen hatte, oder dafür, seine Familie verlassen zu haben. Jafir Kamal hatte sein Leben eingesetzt, um zu verhindern, dass Nächte wie diese wieder in Palästina einkehrten. Wahrscheinlich hatte er in jener Nacht, als er die russischen Lastwagens in die Luft gejagt hatte, als sie die Allenby-Brücke überquerten, genau dies getan … in der Nacht, die ihn sein Leben gekostet hatte.
    Der dritte Kampfhubschrauber schwebte über ihnen. Er schoss Licht anstelle von Kugeln. Die Rebellen richteten ihre Waffen in die Luft, feuerten wild und gaben so dem nächsten Kampfhubschrauber, der unmittelbar folgte, ihre Positionen preis.
    »Jetzt!«, rief Danielle, als der Hubschrauber aus seinen beiden aufmontierten Maschinengewehren das Feuer eröffnete. »Das ist unsere Chance!«
    Sie stürmte auf die Straße, weg vom tödlichen Kugelhagel der Kampfhubschrauber. Ben folgte ihr. Im Laufen drehte er sich um, um ihr Rückendeckung zu geben. Danielle hechtete auf den Gehweg, blieb mit der Schulter dicht an der Gebäudereihe, während sie rannte, und hielt sich im Dunkeln. Ben tat es ihr gleich. Er spürte, wie das gezackte Glas ihm Schnittwunden zufügte, wenn er einem zerbrochenen Fenster zu nahe kam.
    Vor ihm wartete Danielle an einer Ecke auf ihn.
    »Über die Straße«, stieß sie keuchend hervor und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. »Siehst du?«
    »Eine Kirche …«
    »Eine Zuflucht.« Durch den wogenden Rauch blickte Danielle den Hügel hinauf zu den geisterhaften Silhouetten der Regierungsgebäude. »Heute Nacht werden wir Kabbah nicht mehr treffen.«
    Sie und Ben wechselten einen Blick; mehr brauchte es nicht. Dieses Mal liefen sie gemeinsam, die Waffen schussbereit. Die bunten Glasfenster der Kirche St. George waren zerstört worden, wie alle anderen in Freetown. Ihre majestätischen Doppelflügeltüren waren von innen verschlossen, was Danielle zwang, aus einem sicheren Winkel darauf zu schießen. Ben trat ein paar Schritte zurück und drückte die Hände auf die Ohren, als Danielle das Feuer eröffnete.
    Das Holz brach und hustete Splitter nach allen Seiten. Der Riegel gab nach, und die nach innen schwingenden Türen öffneten sich. Danielle schlüpfte hindurch, gefolgt von Ben.
    Beide erstarrten.
    In und um die Kirchenbänke wimmelte es von verstörten, schluchzenden Einwohnern Freetowns. Sie duckten sich vor Angst, klammerten sich Halt suchend an ihre Liebsten.
    »Keine Angst«, sagte Danielle leise und hoffte, dass einige von ihnen Englisch verstanden. »Wir sind nicht eure Feinde.«
    Sie und Ben hatten gerade die letzte Bank erreicht, als ein Klicken sie innehalten ließ. Es hörte sich an, als würde eine Waffe durchgeladen. Sie blickten zur Balustrade hinauf. Ein Dutzend Rebellen der Einheitsfront hielten Kalaschnikows und von Regierungssoldaten eroberte M 16-Gewehre genau auf sie gerichtet.
    Sie waren an einen Ort geraten, an dem Geiseln versammelt wurden!
    »Waffen fallen lassen! Ihr Waffen fallen lassen jetzt!«, befahl einer der Rebellen in

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