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Die Spur des Drachen

Titel: Die Spur des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Kopf widerhallten. Die lautesten Schüsse spürte er bis in die Magengrube; sie verursachten Wellen der Übelkeit, bei denen er jedes Mal glaubte, sich übergeben zu müssen.
    Das M 16 in der Hand, fühlte er sich lächerlich. Die Waffe war schwer und schlecht ausgewogen. Nachdem sie den King Jimmy Market verlassen hatten, waren Ben und Danielle an zwei Regierungssoldaten herangeschlichen, die hinter ihrem Patrouillenjeep kauerten. Der Kampf war kurz gewesen und hatte damit geendet, dass Ben und Danielle sich nun im Besitz der M 16-Gewehre befanden, während die Soldaten in Richtung Meer flüchteten. Die zusätzlichen Magazine klapperten in Danielles Taschen, als sie sich umdrehte und Ben das Zeichen gab, dass es für sie beide an der Zeit war, weiter zu gehen.
    »Wohin jetzt?«, fragte Ben.
    »Zwei Blocks noch bis zur Siaka Stevens Street, in der die Regierungsgebäude stehen«, erklärte Danielle. »Beweg dich einfach in meinem Schatten und halte dich dicht an den Gebäuden.« Sie fühlte sich so frei und unbeschwert wie während ihrer Zeit beim Sayaret: Es stand viel auf dem Spiel, und doch hatte sie wenig zu verlieren. Das einzig Seltsame war, dass heute der einzige Mann, dem sie sich wirklich nahe fühlte, jetzt darum kämpfte, mit ihr Schritt zu halten – in einer Welt der Gewalt, die er nicht verstand. Was sagte das über ihr Leben aus? Hatte sie ihre wahre Bestimmung wiedergefunden, oder fehlte sie ihr völlig?
    Danielle konzentrierte sich auf das, was vor ihr lag. Ein stark geschwächtes und verzweifeltes Amerika würde Israel keine Hilfe mehr bieten können. Ohne die drohenden Vergeltungsschläge der USA würden die Feinde Israels die Gelegenheit nutzen und angreifen. Ein allumfassender Krieg zwischen Israelis und Palästinensern würde ausbrechen. Sie und Ben würden für immer getrennt.
    Sie hatten ein gutes Stück auf der Siaka Stevens Street zurückgelegt, als Danielle ein vertrautes Geräusch hörte.
    Hier draußen? Das konnte nicht sein.
    Doch ihre Augen zeigten ihr, dass es stimmte. Kampfhubschrauber, gefolgt von Blackhawk-Transportflugzeugen, donnerten aus Richtung Meer über ihre Köpfe hinweg.

91.
    »Wir werden angegriffen!«
    Die Worte General Lanangas ließen Matabus Inneres gefrieren. Der Schmerz in ihrem Kopf wurde zu einem Hämmern, als sie sich bemühte, die plötzliche Wendung der Ereignisse in den Straßen Freetowns zu begreifen.
    »Ich wiederhole, wir werden angegriffen! Schweres Feuer aus Kampfhubschraubern! Wir haben Verluste! Feindliche Truppen gleiten an Seilen vom Himmel!«
    Matabu schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass das Rattan splitterte. Um Haaresbreite hätte sie das Funkgerät getroffen.
    Das war der Grund gewesen, weshalb sie Lananga befohlen hatte, auf Verstärkung zu warten, bevor er seine Truppen nach Freetown einmarschieren ließ! Er hatte den Angriff übereilt geführt und war deshalb in einen Hinterhalt geraten.
    Plötzlich kamen pausenlos weitere Meldungen aus dem Funkgerät, die wegen der panischen Rufe und Schreie aber kaum zu verstehen waren. Alle ihre Generäle, so schien es, wurden in einer perfekt abgestimmten Offensive angegriffen. Doch weder Präsident Kabbahs Truppen noch seine Kommandeure waren fähig, einen solchen Angriff zu organisieren – weder was das Können anging, noch zahlenmäßig.
    Wer aber griff dann an? Und woher kam dieser Angreifer?
    Die zwei nigerianischen Bataillone … Sie mussten es sein!
    Aber das war nicht möglich. Das hatte die Bestechung des nigerianischen Außenministers Joseph Tupelo sichergestellt, und selbst wenn nicht, hatten die Nigerianer Sierra Leone in den letzten vierundzwanzig Stunden nicht betreten. Ihre Späher und Spione hatten sie dessen versichert.
    Es sei denn …
    Matabu drückte sich die Finger gegen die Schläfen, als wollte sie versuchte, den Schmerz herauszumassieren, der mit der Erkenntnis einherging, dass sie hereingelegt worden war. Präsident Kabbah hatte ihren Ehrgeiz und die Impulsivität ihrer Generäle gegen sie benutzt.
    Die nigerianischen Truppen mussten bereits seit Tagen in Sierra Leone sein.
    Die Flüchtlinge, die aus Guinea zurückgekehrt waren, angeblich an der Grenze zurückgewiesen!
    Es war genau vor ihren Augen geschehen, und doch war es Latisse Matabu entgangen. Und jetzt mussten ihr Volk und ihre Sache schrecklich darunter leiden.
    Präsident Kabbah sah mit Begeisterung zu, wie der Gegenangriff vor den Fenstern des Regierungsgebäudes vonstatten ging. Die Soldaten waren von

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