Die Spur des Drachen
sporadisch, in kurzen Stößen. Die Wachen des Sheik wurden einer nach dem anderen ausgeschaltet.
Auf dem Monitor wurde das Hotel jetzt rasch größer. Rosen huschte zum Eingang, dicht gefolgt von den zwei Mitgliedern des Kommandos, die die Vorderseite abdeckten. Danielle konnte sie rechts und links vom Captain sehen. Dann hob Rosen einen Fuß und trat gegen die Tür.
Plötzliche Gewehrsalven betäubten Danielles Gehör. Das Einsatzkommando wurde beschossen! Das Bild auf dem Monitor wackelte; Captain Rosen ging mit einem Hechtsprung zu Boden, rollte sich herum und feuerte aus der Bewegung. Danielle wurde schwindelig. Das Bild zeigte einen weiteren der Posten des Sheik, der von einem Geländer im ersten Stock stürzte.
Weiteren Schüssen in anderen Teilen des Hauses folgten Meldungen über weitere gefallene feindliche Wachen. Im Kopf zählte Danielle mit, wie viele es waren. Sie atmete leichter, als alle bis auf einen sich gemeldet hatten. Dies erlaubte es dem Team, in den ersten Stock vorzudringen – für den letzten und entscheidenden Angriff auf Sheik Hussein al-Akbar.
Ein Hinterhalt, vom letzten Posten oben am Treppenabsatz gelegt, scheiterte kläglich und endete damit, dass seine von Kugeln durchlöcherte Leiche die Stufen hinunterrollte. Die Mitglieder des Kommandotrupps hatten keinen Grund, oben mit weiteren Wachen zu rechnen; dennoch bewegten sie sich vorsichtig, nachdem sie den ersten Stock erreicht hatten.
Danielle konnte den leeren Flur dahinter überblicken; die zuckenden Bilder ließen erkennen, dass Captain Rosen den Blick hierhin und dorthin schweifen ließ. Plötzlich bemerkte Danielle, wie der Lichteinfall sich fast unmerklich veränderte, als hätte jemand eine Tür einen Spalt weit geöffnet, sodass mehr Licht aus einem Zimmer fiel.
Danielle packte ihre Kopfhörer. »Zurück!«
»Was? Wiederholen!«, befahl Rosen.
»Zurück! Da stimmt was nicht. Ich glaube, es ist eine Falle!«
»Negativ. Wir sind …«
Rosens Worte brachen abrupt ab, als eine Gestalt in langem Mantel und Cowboyhut durch die offene Tür brach, die Danielle aufgefallen war. Er sprang vor die heranrückenden Israelis. Danielle schrie im selben Moment in ihr Mikro, als sie die zwei Maschinengewehre sah, die der Unbekannte schussbereit in den Händen hielt.
Die Salven erreichten ihre Ohren als verzerrtes Rattern. Captain Rosens versteckte Kamera sendete ununterbrochen die aus den Läufen des Schützen hervorzuckenden Blitze.
Rosen ging als Erster zu Boden. Seine Kamera wirbelte wild umher, bevor der Blick auf die Decke gerichtet stehen blieb. Danielle konnte nichts mehr sehen, während das unaufhörliche Rattern zweier Maschinengewehre wirkungslos von den Mitgliedern des Kommandotrupps erwidert wurde, deren verzweifelte Schreie in Danielles Ohren widerhallten.
»Nein!«, stieß sie hervor, und ihr Magen verkrampfte sich. »Nein!«
Danielle riss sich das Headset vom Kopf, hechtete aus ihrem Stuhl und griff nach einer Uzi, die an der Wand hing. Sie war fast schon zur hinteren Tür hinaus, als der arabische Fahrer des Teams, ein örtlicher Informant, sie von hinten packte.
»Das dürfen Sie nicht!«
»Lassen Sie mich gehen!«, befahl Danielle und stieß ihn zur Seite.
»Sie wissen, was Sie zu tun haben! Sie haben Ihre Befehle!« Ihre Hand lag jetzt auf dem Riegel. »Halten Sie das Maul, verdammt!«
Dann aber blieb sie stehen. Der Mann hatte Recht: Sie musste das Protokoll einhalten, auch wenn eine Sache schiefging. Und dieses Protokoll besagte, dass sie nun flüchten und einen Bericht über die Lage einreichen musste.
»In Ordnung, bringen Sie uns hier raus«, befahl Danielle und wandte sich zögernd von der Tür ab. Der Araber kletterte wieder hinters Steuer. Danielle kehrte an ihren Platz zurück, um das System abzuschalten und das Band zu sichern. Der Van war gerade auf die Allenby Street eingebogen und sauste davon, als ein Gesicht aus dem Innern der Festung auf dem Monitor erschien; es war in einem seltsamen Winkel zu sehen, da der Mann offensichtlich von oben auf die Leiche von Ofir Rosen schaute. Doch Danielle erkannte das Gesicht deutlich genug, und sie sah auch wieder den Cowboyhut, den sie zuvor erblickt hatte.
Das Gesicht, in das sie blickte, würde sie niemals vergessen.
Unvermittelt lächelte der Mann. Er tippte sich an den Hut, der von lange getrocknetem Schweiß an der Krempe verfärbt war, bevor die Sohle eines Stiefels sich über die Kamera hob.
Ein Tritt beendete die Übertragung.
»Nach meiner
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