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Die Spur des Dschingis-Khan

Titel: Die Spur des Dschingis-Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Gott den Siedlern!«
    »Sie sehen zu schwarz, Herr General«, erwiderte der Oberst, indem er seine Verlegenheit nur schlecht verbarg. »Ist es doch noch ganz ungewiß, ob und wann die Gewitterwolke zur Entladung kommt. Übrigens sind, wie mir vor kurzem gemeldet wurde, starke deutsche Truppenmassen vom Ural her im Anfliegen.
    Sichern Sie hauptsächlich das Ilital, Herr General. Für das Irtyschtal können Sie im Falle der Not auf russische Verstärkungen rechnen.«
    »Das Ilital! Sehr schön, Herr Oberst«, entgegnete Bülow in bitterem Ton. »Ich könnte es, wenn ich mehr Flugschiffe hätte. So werde ich voraussichtlich das Siebenstromland preisgeben müssen.«
    Sein Adjutant trat ein und überbrachte ihm eine Karte. »Georg Isenbrandt«, las er. Ging hinaus, um ihn zu empfangen.
    Der streckte ihm die Hand entgegen und begrüßte ihn. »Immer noch die gefurchte Stirn, Herr General?«
    »Man verliert die Lust, Herr Isenbrandt, wenn man immer wieder gegen Unvernunft und Eigennutz anrennt.«
    »Kommen Sie mit mir, Herr General! Zu einem kleinen Gang ins Freie. Vielleicht sehen Sie danach etwas freundlicher aus.«
    Sie verließen die Stadt und schlugen den Weg zu einer kleinen Anhöhe ein, von der man nach allen Seiten einen freien Blick hatte. Weithin sichtbar dehnte sich die in voller Frühlingspracht stehende Landschaft vor ihnen aus. Nicht umsonst galt das Siebenstromland als die Riviera Westsibiriens.
    »Wieder war mein Kampf umsonst, Herr Isenbrandt, dieses Paradies vor dem Untergang zu bewahren. Der Russe will keine Vernunft annehmen. Solange es geht, werde ich es zu verteidigen suchen. Aber ich weiß bestimmt, daß ich eines Tages das ganze Gebiet bis zum See hin räumen muß. Bei Telek will ich den Gelben ein Thermophylä errichten. Ich glaube nicht, daß ich es länger als eine Woche halten kann. Die Bewohner müßten schon jetzt zur Räumung veranlaßt werden. Man möchte verzweifeln, wenn man daran denkt, daß die russischen Luftstreitkräfte uns das alles ersparen könnten. Vermögen Sie nicht noch einen letzten Schritt zu tun?«
    Er blickte auf und sah, daß Isenbrandt ihm kaum zugehört haben konnte. Dessen Auge hing wie weltverloren an den fernen grauen Kämmen des Gebirges. Minuten verstrichen. Dann fielen die Worte von Isenbrandts Lippen:
    »Nein, Herr General! Nein! Nichts wird von dem geschehen, was Sie befürchten! Mit eigener Kraft, ohne Hilfe der anderen werden wir das Land schützen, den Feind abwehren.«
    Den General drängte es zu fragen. Aber ein Blick auf die Züge des Ingenieurs ließ die Frage verstummen. Da begann dieser wieder zu sprechen.
    »Sie werden, Herr General, alles, was an schnellen Flugzeugen zu Ihrer Verfügung steht, ohne Rücksicht auf die Ladefähigkeit hier in Wierny konzentrieren und zu kleinen Geschwadern zusammenstellen. An dem Tage, an dem es gilt … ich werde ihn bestimmen … werden Sie von einem Orenburger Schiff der Compagnie die Ladungen für dieses Geschwader empfangen. Die Geschwader werden die Grenze überfliegen. Jedes Geschwader bekommt vor dem Abflug sein bestimmtes Ziel … und das Ziel wird sein … Wasser … Wasser überall dort, wo gelbe Streitkräfte in größeren Mengen versammelt sind …«
    »Wollen Sie dampfen? … Dynothermdampf?«
    Isenbrandt überhörte die Frage.
    »Kämpfe sind nur anzunehmen, wenn es zur Erreichung des Zieles unvermeidlich ist.«
    »Das dürften nicht viele sein, die gegen die Übermacht ihr Ziel erreichen.«
    »Ich rechne zehn Prozent«, kam es kalt von den Lippen Isenbrandts. »Das wird genügen.«
    »Und was wird dann geschehen?« drängte der General, indem er an Isenbrandt herantrat.
    Einen Augenblick stand Georg Isenbrandt wieder wie geistesabwesend. Dann neigte er seinen Mund zu dem Ohr des Generals und sprach zu ihm … flüsternd, als fürchte er, der Wind könne die Laute an menschliche Ohren tragen.
    Und während er sprach, trat Grauen in die Augen des Generals.
    Sein Auge starrte auf die frühlingsprangende Landschaft, als sähe er die fürchterlichen Bilder der Vernichtung, des Todes …
    Mit Gewalt raffte er sich zusammen. Er warf einen schrägen Blick hinüber zu dem anderen. Der stand starr. Wie aus Marmor gehauen die bleichen, kantigen Züge. Die Augen regungslos in die Ferne gerichtet.
    »Es wird geschehen, wie Sie es befehlen«, kam es da von den Lippen des Generals.
    »Noch heute! Sofort! Kommen Sie!«
    Sie schritten der Stadt zu.
    * »Der Kaiser … der Sohn des Himmels … tot.«
    Um die Mittagsstunde

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