Die Spur Des Feuers
Spürhunde das machen, aber ich weiß nicht, was ich ohne sie täte. Ich werde wohl nochmal mit Chin Li reden. Eine Schande. Ich dachte, er wär ein netter Kerl.«
»Und nicht dumm?« Kerry stand auf und klopfte sich den Ruß von den Händen. »Dann hat vielleicht jemand anders das Feuer gelegt. Einer, der keinen Zugang zur Küche hatte. Versicherungs-betrug ist nicht immer die richtige Antwort. Nur die leichteste.«
Perrys Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wollen Sie damit andeuten, es ginge mir darum, mir die Sache möglichst leicht zu machen?«
Sie grinste. »Das würde ich mir niemals anmaßen. Aber Sie sollten Chin Li mal fragen, ob er irgendwelche Feinde hat.
Vielleicht Konkurrenten? Und vergessen Sie nicht, dass dies eine Gegend mit hoher Kriminalitätsrate ist – könnte ja auch sein, dass hier Schutzgelderpresserbanden ihr Unwesen treiben, die ein Exempel statuieren wollten.«
»Möglich«, erwiderte Perry. »Es gibt hier ein paar Teenagerbanden, die versuchen, das Viertel unter ihre Kontrolle zu bringen.«
»Könnten die wissen, wie man einen Zeitzünder bastelt?«
»Jeder, der Zugang zum Internet hat, kann sich jede Art von Information beschaffen. Wollen Sie eine Atombombe bauen?
Gehen Sie ins Internet.«
Sie hatte getan, was sie konnte. Zeit, sich zurückzuziehen, bevor er streitlustig wurde. »Tja, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind, werden wir mehr wissen. Sam und ich haben unsere Arbeit hier abgeschlossen.«
Sie lächelte. »Und wir sind erst mal fertig. Schönen Tag noch, Detective.«
»Moment. Das hier ist ein gefährliches Pflaster«, sagte er verlegen. »Wenn Sie warten, bis ich mit Chin Li fertig bin, bringe ich Sie in Ihr Büro.«
»Sehr freundlich von Ihnen, aber ich will gar nicht zurück in die Stadt. Heute ist mein freier Tag und ich möchte ein paar Freunde auf der Feuerwache in Morningside besuchen.«
»Wenn das Ihr freier Tag ist, warum sind Sie dann hier?«
»Weil Sams Nase gebraucht wurde.«
»Dann werde ich Sie und Sams Nase zur Feuerwache fahren.«
Er runzelte die Stirn. »Wieso schicken die Sie überhaupt allein in so eine Gegend? Sie sind so ein kleines, zierliches Persönchen.«
Kerry unterdrückte den Unmut, den seine Bemerkung bei ihr auslöste. Sie war durchschnittlich groß, wusste aber, dass ihr zarter Körperbau sie kleiner erscheinen ließ. Detective Perry war ein netter Kerl, und sie war daran gewöhnt, dass sie bei Männern den Beschützerinstinkt weckte. Sie gab ihm eine Antwort, die er wahrscheinlich akzeptieren würde. »Sam ist mein Beschützer.«
Perry schaute den Labrador skeptisch an. »Er mag vielleicht eine großartige Spürnase haben, aber auf mich wirkt er nicht besonders gefährlich.«
»Das liegt daran, dass er schielt. Aber er ist ein ausgezeichneter Wachhund.« Sie hob die Hand zum Gruß, dann bahnte sie sich vorsichtig durch den Schutt ihren Weg zur Tür.
Sam war vor lauter Freude kaum zu halten und riss sie vorwärts.
»Du Blödmann!«, schalt Kerry. »Willst du, dass wir uns beide den Hals brechen? Ich dachte, du hättest inzwischen dazugelernt.«
Sam rannte auf die Straße und begann zu bellen.
»O Gott!« Ihr lag nicht gerade daran, in dieser Slumgegend die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Eilig nahm sie den Hund an die kurze Leine. Sie wusste ebenso gut wie der Detective, dass Sam in etwa so gefährlich wirkte wie ein Koalabär. »Warum habe ich mir eigentlich keinen Schäferhund zugelegt?«, murmelte sie vor sich hin.
Weil sie sich auf den ersten Blick in Sam verliebt hatte, als sie ihn in dem Käfig gesehen hatte. »Gehen wir, Sam. Und halt gefälligst die Klappe, verdammt!«
»Full House.« Grinsend zog Kerry den Teller mit dem Geld zu sich heran, der mitten auf dem Tisch stand. »Das dürfte für diesen Monat für die Miete reichen. Noch ’ne Runde?«
»Vergiss es.« Charlie verzog das Gesicht und schob seinen Stuhl zurück. »Ich bin blank. Ich schneid schon mal die Zwiebeln fürs Abendessen.« Er lächelte gespielt schadenfroh.
»Bœuf Stroganoff. Erinnerst du dich? Die Spezialität der Feuerwache zehn.«
»Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Kann ich bleiben?«
»Nein. Fahr du schön in dein vornehmes Stadtbüro und hol dir was aus eurer versnobten Kantine.«
»Du bist grausam.« Kerry schaute Jimmy Swartz und Paul Corgin fragend an. »Wie steht’s mit euch beiden? Noch ’ne Runde?«
»Ich nicht.« Jimmy stand auf. »Ich muss aufpassen, dass ich nach Feierabend noch genug Geld in der
Weitere Kostenlose Bücher