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Die Spur des Spielers

Die Spur des Spielers

Titel: Die Spur des Spielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Marx
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Mein Leben hängt davon ab!«
    »Wie bitte? Ihr Leben? Aber warum denn?«
    Bevor Mr Blake antworten konnte, öffnete sich plötzlich die Tür und ein großer Mann mit blonden, lichten Haaren und in einem weißen Arztkittel kam herein. Über seine randlose Brille hinweg blickte er Peter überrascht an. Ein seltsamer Zug umspielte seinen Mund, doch das kam vielleicht nur von der kleinen Narbe, die über die Oberlippe bis zur Nase reichte. Vermutlich der Überrest einer operierten Hasenscharte oder wie immer man das politisch korrekt nannte. »Nanu? Ich dachte, Mr Blake dürfe noch keinen Besuch empfangen.«
    »Das ... äh ... stimmt«, sagte Peter und erhob sich rasch vom Stuhl. »Aber die Dame am Empfang war so nett, eine Ausnahme ftir mich zu machen. Damit ich nach meinem ... Onkel sehen kann.«
    »Tatsächlich? Mrs Esposito macht normalerweise keine Ausnahmen.«
    »Es war auch bloß ein Kurzbesuch!«, versicherte Peter eilig. »Ich bin schon wieder weg.«
    Plötzlich packte Bishop Blake ihn unerwartet fest am Handgelenk und zog ihn dicht zu sich heran. »Helft mir bitte!«, flüsterte er. »Findet das Schachspiel!«
    Peter, der die Blicke des Arztes im Rücken spürte, nickte knapp. »Alles klar. Gute Besserung, Onkel Bishop. Ich melde mich bald. Du kannst mich ja anrufen!« Er wies auf die Visitenkarte und nickte dem Mann verschwörerisch zu. »Wärst du dann so freundlich, den Raum, in dem du nichts zu suchen hast, zeitnah zu verlassen?«, fragte der Arzt. Peter hatte das deutliche Gefühl, dass er nicht mehr lange ein Auge zudrücken würde.
    »Ja, Verzeihung.« Unter dem strengen Blick des Arztes ging er aus dem Krankenzimmer.
    Draußen auf dem Flur fluchte er leise vor sich hin. Noch ein bisschen länger und er hätte bestimmt mehr in Erfahrung bringen können. Warum musste dieser blöde Arzt auch ausgerechnet jetzt auftauchen? Peter überlegte, ob er einfach warten sollte, bis der Arzt wieder gegangen war. Aber wenn er noch einmal erwischt wurde, dann war es wahrscheinlich vorbei mit der Nachsicht und Peter würde nie wieder einen Fuß in dieses Krankenhaus setzen dürfen.
    Der Zweite Detektiv beschloss, für heute aufzugeben und zurück zum Schrottplatz zu fahren. Doch als er auf den Fahrstuhl wartete, fiel ihm auf, dass etwas fehlte.
    Seine Geldbörse. Er war so damit beschäftigt gewesen, eilig zu verschwinden, dass er sie auf Mr Blakes Nachttisch hatte liegen lassen. Es half nichts, er musste noch einmal zurück. Er kehrte um und beschloss, einfach schnell reinzuhuschen, das Portemonnaie zu schnappen und wieder zu verschwinden. Ohne zu klopfen, trat er leise ein — und sah den Arzt drohend über Mr Blake gebeugt, die Hände links und rechts seines Kopfes auf das Bettgestell gestützt. Er hatte Peters Eintreten nicht bemerkt.
    In Bishop Blakes Augen lag nackte Angst, als der Arzt ihm mit hasserfüllter Stimme zuraunte: »Ich warne Sie genau ein Mal, alter Mann: Lassen Sie alles, was mit dem Schachspiel zu tun hat, auf sich beruhen, sonst ...«
    Bishop Blakes Blick fiel über die Schulter des Mannes hinweg auf Peter und der Arzt erkannte, dass jemand ins Zimmer gekommen sein musste.

Die Zwillinge hinter dem Fliegengitter
    Eudora Kretchmer lebte mit ihrer Familie in einem der vornehmeren Viertel von Rocky Beach in einem strahlend weißen Haus mit ebenso strahlend weißer Veranda. Im prachtvollen Vorgarten, für den Eudora Kretchmer einmal einen Preis gewonnen hatte, explodierten die Farben geradezu: Hortensien, Goldregen und Kalifornischer Flieder standen in voller Blüte. Der Rasen war so akkurat geschnitten, dass Justus für eine Sekunde glaubte, er wäre gar nicht echt. Aber das war er natürlich.
    Der Erste Detektiv strich sich die Haare glatt und atmete noch einmal tief durch, bevor er an der Tür klingelte.
    Nichts passierte.
    Justus klingelte erneut.
    Die innere Tür öffnete sich und hinter dem Fliegengitter erschienen zwei etwa zehnjährige, genau gleich aussehende Mädchen in rosa Kleidern und mit blonden Zöpfen. »Hallo«, sagte Justus irritiert. »Ihr beide seid bestimmt Purity und ... ich meine Chastity und Charity.«
    »Ich bin Chastity«, sagte das linke Mädchen. »Und wir dürfen niemanden reinlassen.«
    »Wir dürfen auch mit niemandem reden, sagt Mama«, fügte Charity hinzu. »Wenn man mit Fremden redet, kann das böse enden.«
    »Ihr müsst auch nicht mit mir reden«, sagte Justus, »denn ich möchte eigentlich zu eurer Mutter.« »Die ist nicht da«, sagte Chastity bestimmt. Und schon

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