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Die Spur des Verraeters

Die Spur des Verraeters

Titel: Die Spur des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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gegen die Besatzung Deshimas und dass Pfingstrose mit ziemlicher Sicherheit ihres brisanten Wissens wegen ermordet worden war. Er erzählte von der Brandstiftung, der Alter Karpfen und die anderen Diener zum Opfer gefallen waren, und bezeichnete sie als Beweis einer Verschwörung gegen ihn, in die mit Sicherheit auch der allwissende, allmächtige Statthalter von Nagasaki verstrickt sei. Zum Schluss erzählte Sano von den gefälschten Inventarverzeichnissen, von Kommandant Ohiras Geständnis und seinem Plan, die wahren Schmuggler zu ergreifen und den oder die wirklichen Mörder von Jan Spaen und Pfingstrose zu ermitteln.
    »Ehrenwerte Richter! Ich schwöre bei meiner Ehre, dass ich die Wahrheit gesagt habe«, endete Sano, heiser und zittrig von der gewaltigen geistigen und körperlichen Erschöpfung. »Ich bitte Euch, mir zu glauben und den wahren Tätern dieser verabscheuungswürdigen Verbrechen die gerechte Strafe zukommen zu lassen!«
    Beamte und Schreiber legten ihre Tuschepinsel nieder; die Wachposten standen wie bewegungslose Schatten da. An den nachdenklichen Mienen der Richter erkannte Sano, dass sie die Schlüssigkeit seiner Darlegungen erkannt hatten und wussten, dass sie ihrer richterlichen Verantwortung nicht aus dem Weg gehen konnten, indem sie Sanos Worte als bloße Erfindungen abtaten. Hoffnung stieg in Sano auf.
    Dann fragte der oberste Richter Takeda: »Seid Ihr im Besitz der Akten, die Ihr erwähnt habt?«
    »Nein, ehrenwerter Richter«, musste Sano zugeben. »Sie wurden nach meiner Festnahme beschlagnahmt.«
    Richter Segawa lachte – ein hässliches, schrilles Krächzen. »Ich glaube viel eher, dass es diese Papiere niemals gegeben hat.« Richter Segawa und sein Kollege Dazai nickten einander selbstzufrieden zu: Ihr Ziel, den Auftrag Kammerherr Yanagisawas zu erfüllen und Sano zu vernichten, war wieder in greifbare Nähe gerückt.
    »Aber wir haben doch das Geständnis von Kommandant Ohira!«, sagte Sano rasch. »Auch er will der Gerechtigkeit zum Sieg verhelfen. Dass die Akten verschwunden sind, wird dabei keine Rolle für ihn spielen.« Sano war sich zwar nicht sicher, ob er mit dieser Behauptung Recht hatte; aber darüber konnte er sich immer noch den Kopf zerbrechen, wenn der oberste Richter Takeda sich zur Zusammenarbeit bereit erklärt hatte. »Lasst Kommandant Ohira vor Gericht erscheinen. Inzwischen müsste er erfahren haben, wann und wo die Schmuggler sich wieder treffen wollen. Gebt mir die Gelegenheit, und ich werde euch diese Verbrecher allesamt ausliefern.«
    Der oberste Richter Takeda zog die dichten Augenbrauen zusammen und blickte Sano finster an. »Ihr beleidigt mich, sôsakan Sano, wenn Ihr glaubt, ich würde auf der Grundlage der gegenstandslosen Behauptungen eines Mannes, der seinen Kopf nur retten kann, indem er andere Menschen verleumdet, irgendwelche Schritte unternehmen. Haltet Ihr mich für einen Dummkopf?«
    Die beiden anderen Richter grinsten. Sano wusste, dass sein Schicksal besiegelt war.
    »Der ursprüngliche Richterspruch bleibt bestehen: schuldig in allen Punkten«, sagte Takeda. »Ich werde nun das Urteil verkünden.
    Sano Ichirō wird das Privileg verwehrt, seine Ehre durch rituellen Selbstmord wiederherzustellen. Ich verurteile ihn zur öffentlichen Hinrichtung durch Enthauptung. Seine Überreste werden als Warnung an andere mögliche Verräter an einem öffentlichen Ort zur Schau gestellt.« Takeda klatschte zwei Mal in die Hände.
    Wachen eilten zu Sano und packten ihn. »Nein!«, rief er. »Ich habe die Wahrheit gesagt! Ich schwöre es!«
    Es war der schlimmste Albtraum eines jeden Samurai: seinem Herrn über viele Jahre hinweg treue Dienste geleistet zu haben, um dann ehrlos und in Schande zu sterben. Aus Sanos tiefstem Inneren stieg eine gewaltige Feuerkugel aus Zorn empor und explodierte, vernichtete die Richter, Kammerherr Yanagisawa und den gesamten bestechlichen bakufu . Sano trat nach den Wachen, schlug um sich und schleuderte den weißen Sand der Wahrheit empor, bis die Wachposten ihm eiserne Fesseln um die Hand- und Fußgelenke legten.
    »Lasst mich los! Ich bin unschuldig!«
    Als die Wachen Sano davonzerrten, flog plötzlich die Tür auf, und eine Gestalt stürmte in den Saal, gefolgt von einem brüllenden, mit den Schwertern fuchtelnden Pöbel. Vor Schreck aus seinem Schmerz, seiner Scham und seiner Wut gerissen, erkannte Sano die Gestalt. »Hirata? Hirata!«, rief er freudig, bis ihm schockhaft klar wurde, dass die Soldaten seinen Gefolgsmann

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