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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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über seinen Knien lag, und brüllte los vor Lachen.
    Der Taxifahrer hatte schon zweimal erstaunt in den Rückspiegel gespäht. Jetzt grinste er und zeigte dabei ein paar Goldzähne. Er war so um die Sechzig, und sein gekräuseltes Haar wurde an den Seiten bereits weiß.
    Ekke Krumpeter wußte, daß es vom Flugplatz bis zur Stadt etwas mehr als fünf Kilometer waren.
    Die Sonne war inzwischen dabei, ihre Kraft zu zeigen. In den Bergen über den Palmenwäldern verdunstete der Nachttau und schwebte als ganz dünner Nebel am Himmel.
    Das Hotel „Nahoata“ lag tatsächlich direkt am Hafen. Eine breite Treppe führte zum Eingang, der von einer roten Jalousie beschattet wurde. Nahezu gegenüber ankerte die ,Jeanne d’Arc’ an der Pier, ein riesiger französischer Flugzeugträger.
    Krumpeter gab seinen Handkoffer nicht aus der Hand, und er hatte immer noch die Blütenkette um den Hals. Da er die Auswahl zwischen verschiedenen Zimmern hatte, entschied er sich für die Nummer 73. Es hatte angeblich einen schönen Blick zum Meer, und außerdem war die Quersumme von 73 seine Glückszahl. Die Zehn.
    Während ein chinesischer Hausdiener seine zwei prallgefüllten Koffer zum Lift schleppte, wollte Krumpeter wissen, um welche Zeit die Geschäfte und die Büros öffnen würden.
    „Das nimmt man hier nicht so genau“, meinte der Portier und lächelte Krumpeter an. Er hatte eine hellbraune Haut und war die Freundlichkeit in Person. „Aber So gegen zehn Uhr ist alles offen.“
    „Dann wecken Sie mich um neun — “
    „Ist das nach Ihrer langen Reise nicht zu früh, Monsieur?“
    „Die meisten Menschen verschlafen drei Viertel ihres Lebens“, Krumpeter lächelte zurück, „das soll Ihr großer Napoleon einmal bemängelt haben.“
    „Wir gehören wohl zu Frankreich“, erklärte der Mann hinter der Portiersloge und drückte dabei seine halbaufgerauchte Zigarette aus, „aber für uns auf Tahiti ist Napoleon trotzdem nicht der liebe Gott. Das liegt an der großen Entfernung und am Klima.“
    „Sie hätten Diplomat werden sollen“, meinte Krumpeter. Er beugte den Kopf etwas nach vorn zu dem kleinen Namensschild am Jackett des Portiers. „Daniel Sola“, las er und blickte wieder auf. „Sie gefallen mir sehr, Monsieur — “
    „Sagen Sie einfach Daniel zu mir“, erwiderte der Tahitianer. „Auch ich finde Sie sympathisch
    Das Zimmer mit der Nummer 73 lag im dritten Stock, hatte eine blaugrün gestreifte Tapete und einen Fußboden aus falschem Marmor. Der chinesische Hausdiener, der sein Gepäck gebracht hatte, war bereits wieder verschwunden. Krumpeter verschloß die Tür und war mit drei schnellen Schritten, fast wie im Sprung, an dem kleinen Tisch, der neben der Minibar an der Wand stand. Er hob seinen Handkoffer hoch. Seitdem er ihn im Kassenraum des Kaufhauses in Berlin zugemacht hatte, war es nicht mehr möglich gewesen nachzuprüfen, ob das Geld überhaupt noch da war. Er fingerte an den Zahlenschlössern herum, bis sich das Ding öffnen ließ.
    Und jetzt konnte Krumpeter ein paar Mal erleichtert durchatmen. Die gebündelten Geldscheine lagen nach wie vor dicht nebeneinander und übereinander. Sie füllten den Koffer bis zum Rand.
    Krumpeter machte den Deckel wieder zu, brachte die Ziffern der Zahlenschlösser durcheinander und schob den Koffer unter das Bett. Vorsicht war schon immer die Mutter der Porzellankiste.
    Jetzt erst entdeckte er den schmalen Balkon hinter dem Vorhang. Ais er den Vorhang zurückgezogen hatte und das Fenster öffnete, schlug ihm wieder die Hitze ins Gesicht.
    Dicht neben dem Flugzeugträger hatte ein schneeweißes Kreuzfahrtschiff festgemacht.
    Daneben ankerten an einem Pier, der weiter zum Meer hinausging, Frachtkähne und ein breiter Dampfer, der gerade von einem Kran beladen wurde. Eine Menge Segelboote dümpelten auf den leichten Wellen, und die Sonne spiegelte sich im Wasser.
    Es war ein Bilderbuchblick, und es war nicht zu fassen.
    Noch vor knapp zwei Tagen hatte er in seiner Berliner Wohnung nichts als einen grauen S-Bahnhof mit einem Dutzend Geleise vor dem Fenster gehabt.
    Er ließ den Rolladen herunter, zog den Vorhang zu, zog sein Jackett aus und hängte es über eine Stuhllehne. Dann zog er auch seine Hose aus, faltete sie sorgfältig und legte sie daneben. Seine beiden großen Koffer ließ er unausgepackt. Nur aus einem von ihnen kramte er frische Wäsche und sein Waschzeug heraus.
    Die Dusche war nur lauwarm, die Klimaanlage klickte ständig und brachte bloß die schwüle

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