Die Spur fuehrt nach Tahiti
ihm freundlich, daß er sich ausweisen müßte.
Damit hatte Krumpeter gerechnet. Er holte seinen Paß aus der Innentasche der Jacke und legte ihn vor seinem Gegenüber auf den Tisch. „Auf das Bankgeheimnis kann man sich in Ihrem Hause verlassen?“ fragte er so beiläufig wie möglich.
„Da müssen Sie sich wirklich keine Gedanken machen“, meinte der Direktor. Er schmunzelte ein wenig. „Wissen Sie, wir freuen uns über jeden Franc, über jeden Dollar und selbstverständlich auch über jede Deutschmark, die in unsere Kasse kommt.“ Er verglich mit einem kurzen Blick das Paßbild mit dem Gesicht des Mannes, der ihm gegenübersaß. „Aber wir sind überhaupt nicht neugierig.“ Jetzt gab er den Paß zurück. „Die Geschichte vom Ruin Ihrer Firma genügt uns vollkommen.“
Währenddessen hatte das leise Summen der Rechenmaschine aufgehört.
Monsieur Robinet hob den Kopf und blickte hinüber zu den beiden Männern am ovalen Konferenztisch. „Wieviel?“ fragte er.
„Eine Million-“ erklärte der junge Tahitianer.
„- und zwanzigtausendfünfhundert“, ergänzte der Ältere, der mittlerweile nun doch seine Sonnenbrille abgenommen hatte.
Und jetzt ging der Rest ziemlich schnell.
Eine Quittung wurde ausgestellt, das von Krumpeter ausgefüllte Formular wurde zuerst von ihm, dann von dem Direktor unterschrieben, und dann wurden die Daten in einen Computer eingegeben, der schließlich die Kontozahl des neuen Kontos ausspuckte.
Der elegante Bankdirektor sagte noch eine ganze Menge Nettigkeiten, für die sich Krumpeter höflich bedankte. Und kurz bevor die „Banque de Tahiti“ ihre Mittagspause machte, stand er wieder in der Straße. Mit einem leeren Handkoffer, aber mit einem Konto von etwas mehr als einer Million und mit einigen tausend Francs in der Tasche, die er schon mal gleich in bar abgehoben hatte.
Krumpeter spürte plötzlich wieder das sagenhafte Glücksgefühl, wie heute am frühen Morgen, als ihn das Taxi vom Flughafen in die Stadt gebracht hatte.
Es war ganz einfach unglaublich und grotesk, wie bisher alles nach Plan funktioniert hatte. Eigentlich hätte er aus lauter Freude in die Luft springen müssen.
Statt dessen suchte er ein Reisebüro auf.
Dort mußte er dann erfahren, daß Fakarava nur einen Miniaturflugplatz hatte, auf dem lediglich eine Art von Taxiflugzeug landen konnte.
„Und wann fliegt die nächste Maschine?“
„Erst wieder so in etwa vierzehn Tagen, die Flugverbindung ist nicht regelmäßig“, antwortete das Mädchen hinter dem Schalter. Es war nicht sehr groß, hatte kleine Hände und vermutlich auch kleine Füße. Ihr Gesicht war lebhaft, und sie trug einen Pareo mit aufgedruckten Palmenblüten um den schlanken Körper und über der braunen Schulter. „Aber es gibt immer wieder Frachtschiffe, die zur Insel auslaufen. Versuchen Sie Ihr Glück im Hafen, wenn Sie es eilig haben.“
„Das mache ich“, meinte Krumpeter. Er befingerte sein Kinn und guckte das Mädchen an. „Und jetzt habe ich noch eine ganz andere Frage. Können Sie mir sagen, wo ich ein Geschäft für Malutensilien finde?“
„Malutensilien?“
„Ja. Leinwand, Farben, Pinsel und so’n Zeug-“
„Mon dieu“, sprudelte das Mädchen heraus, „so was finden Sie höchstens in der Altstadt bei den Chinesen. Was Sie bei denen nicht finden, gibt es sonst nirgends.“ Also nahm sich Krumpeter ein Taxi in die Altstadt. Hier war das Gedränge in den schmalen Straßen noch größer als zuvor in der Umgebung der Bank. Die meisten Häuser waren alt und noch aus Holz, ohne Zwischenraum dicht nebeneinander gebaut.
Krumpeter hatte sich überlegt, daß er bei seiner Ankunft auf Fakarava am wenigsten auffiele, wenn er sich als unbedarfter und völlig harmloser Tourist und Hobbymaler ausgab, der nichts andres im Sinn hatte, als schöne Motive für seine Bilder zu finden.
Endlich, nachdem er mehrere Läden abgeklappert hatte, fand Krumpeter, was er suchte.
Der Eingang lag zu ebener Erde, und er mußte eine ausgetretene Treppe hinuntersteigen. Zuerst krächzte die Holztür, als er eintrat, und dann krächzte ein Papagei. Rundherum stapelten sich alte Bücher in den Regalen. Von der niedrigen Decke hingen bunte Fische und Drachen aus Papier herunter.
Krumpeter sagte, weshalb er gekommen war.
„Du Maler?“ fragte der Besitzer und kicherte, weil der Papagei ein paar Worte quäkte, die Krumpeter nicht verstand. Aber den Chinesen erheiterten sie ungemein. Er war dick und rund, und jetzt beim Lachen wackelten
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