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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Oder Kokoshüte und Pareos, die buntbedruckten Tücher.
    Der Wolkenkratzer der „Banque de Tahiti“ stand mit viel Glas direkt neben einem alten Backsteingebäude aus der Kolonialzeit.
    Krumpeter hatte sich vom Hotel aus telefonisch angemeldet und dabei durchblicken lassen, weshalb er kommen würde. Kaum, daß er sich in der vollklimatisierten Schalterhalle an der Information gemeldet hatte, begrüßte ihn auch schon ein farbiger junger Mann, lächelte, verbeugte sich ein wenig und führte ihn zum Lift, der sie anschließend zur einundzwanzigsten Etage emporschoß.
    „Bonjour, Monsieur Kolbe“, ein eleganter Mann im anthrazitfarbenen Anzug, der an seiner schlanken Figur saß wie ein Handschuh, hielt ihm die Hand entgegen. „Ich bin einer der zwei Direktoren dieser Bank und begrüße Sie.“
    „Es ist sehr freundlich von Ihnen, daß Sie die Zeit für mich finden“, entgegnete Krumpeter. „Mein Französisch ist leider nicht olympiareif, entschuldigen Sie.“ Für einen kurzen Moment war er verunsichert gewesen, als ihn der Bankdirektor mit seinem Paßnamen angesprochen hatte. Das durfte ihm nicht wieder passieren.
    „Wir können auch deutsch sprechen, wenn Sie wollen“, meinte der Bankdirektor. Eine Perle schmückte seine helle Krawatte, und die schmalen Spitzen seiner Schuhe sahen aus, als hätte er sie noch nie zuvor getragen. Sein dunkelhäutiges Gesicht war glattrasiert und wirkte ungeheuer liebenswürdig. „Ich hab’ zwei Jahre in Hamburg studiert.“
    „Dann bitte deutsch“, sagte Krumpeter mit einem jungenhaften Lächeln, das er schon oft genug erfolgreich ausprobiert hatte.
    „Mein Name ist, Jean Robinet“, erklärte der Bankdirektor jetzt auf deutsch. Er hatte seitlich gescheiteltes schwarzes Haar. „Bitte, nehmen Sie doch Platz.“
    Als Krumpeter zu einem der Klubsessel ging, versanken seine Füße förmlich im dicken Teppich. Man hätte sich leicht einen Knöchelbruch holen können.
    Das Büro war sehr geräumig, auf dem breiten Schreibtisch waren zwei Computer installiert, und durch eine hohe Glasfront konnte man über einen Teil der Stadt bis zum Hafen sehen.
    „Sie wollen ein Konto eröffnen?“ fragte Direktor Robinet, als er sich gesetzt hatte.
    Krumpeter blickte ihn an, nickte und schob mit einem Finger im Hemdkragen seine Krawatte zurecht .
    „Und wieviel wollen Sie einbezahlen?“
    Krumpeter legte die Hand auf seinen Handkoffer, der dicht neben ihm stand. „Es müßten so etwa eine Million deutsche Mark sein“, erwiderte er so kaltschnäuzig, daß ihm fast selbst die Spucke wegblieb. „Meine Firma hat über Nacht Pleite gemacht“, flunkerte er drauflos, „und das da im Koffer ist alles, was ich in letzter Minute vor dem Finanzamt retten konnte —“
    „Sie haben das Geld also noch gar nicht gezählt?“ fragte Monsieur Robinet belustigt. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und beobachtete Krumpeter unauffällig. „Noch gar nicht gezählt –„ wiederholte er für sich und schüttelte den Kopf.
    „Was wir jetzt nachholen sollten“, schlug Ekke vor. Sein Sessel war so weich und niedrig, daß seine Knie im spitzen Winkel standen und höher als sein Gesicht. „Vermutlich gibt es bei Ihnen im Haus Fachleute, die das in Null Komma nix erledigen können.“
    „Allerdings, die gibt es.“ Der Direktor stand auf, ging zu seinem Schreibtisch und nahm den Telefonhörer ab.
    Schon wenige Minuten später kamen zwei Männer herein. Der eine war der junge Tahitianer, der Krumpeter zuvor in der Schalterhalle empfangen hatte. Der andere war älter, etwa fünfzig Jahre alt, und hatte ein Gesicht mit einer hohen sonnenverbrannten Stirn und einer dunklen Sonnenbrille, die er auch jetzt im Zimmer nicht abnahm. Beide in weißen Hemden mit halblangen Ärmeln, dunkelblauen Hosen und dunkelblauen Krawatten. Das war vermutlich die Einheitskleidung der Bankangestellten.
    Da ihnen der Direktor bereits am Telefon gesagt hatte, was zu tun sei, brachten sie eine schmale elektronische Rechenmaschine mit, Papier und Schreibzeug.
    Als Krumpeter seinen Handkoffer öffnete, blieben ihre Mienen unverändert. Wenn sie erstaunt oder verblüfft waren, ließen sie es sich nicht anmerken. Sie verteilten den Inhalt des Koffers wortlos über einen ovalen Konferenztisch, der seitlich im Raum auf dem großen Teppich stand, und fingen an, die gebündelten Geldscheine nach ihrem Wert zu sortieren, bauten kleine Türme mit ihnen.
    Inzwischen ließ Direktor Robinet seinen Besucher ein Formular ausfüllen und sagte

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