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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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„Sechstausend.“
    „Einverstanden, sechstausend“, stimmte der Kapitän zu und schlug seine rechte Hand in die von Krumpeter. „In Nuku Hiva wird übrigens ein weiterer Passagier an Bord kommen —“
    „Eine zweite Ausnahme für sechstausend?“
    „Nein, der Baron zahlt keinen einzigen Franc“, erwiderte der Kapitän. „Wir sind Freunde, und er lebt nun schon eine halbe Ewigkeit als einziger Europäer auf Fakarava. Weil die ansässigen Perlenhändler auf der Nachbarinsel besser bezahlen als die Einkäufer, die direkt zu den Fischern kommen und die Preise drücken, fährt er so alle drei oder vier Monate mit mir nach Nuku Hiva, und wenn ich aus Papeete zurückkomme, nehm’ ich ihn wieder mit zurück. Ein interessanter Mann, der Baron, Sie werden Spaß mit ihm haben —“
    „Warten wir’s ab“, entgegnete Ekke Krumpeter und stürmte los. „Bis in einer Stunde“, rief er noch hinter sich, als er bereits über das schwankende Fallreep lief.
    Im Hotel bezahlte er geschwind seine Rechnung, und dabei gab er dem freundlichen Portier ein paar Geldscheine extra. Dafür sollte Daniel hinter den neuesten deutschen Zeitungen her sein, und sie ihm postlagernd nachschicken. Fakarava hatte bestimmt nur eine kleine Poststelle, und dort würde er sich gleich nach seiner Ankunft bekannt machen. Es mußte aufregend sein zu lesen, was und in welcher Aufmachung die Presse über den Berliner Millionenraub schrieb und natürlich auch, ob man schon irgendeinen Verdacht durchblicken ließ.
    Da er seine beiden großen Koffer gar nicht ausgepackt hatte, konnten sie von dem chinesischen Hausdiener umgehend zum Taxi gebracht werden, zusammen mit der Staffelei, dem Palmenholzkasten und der Leinwandrolle. Und weil ihm das inzwischen zur Gewohnheit geworden war, trug er den leeren Handkoffer selbst.
    „Alles Gute, Monsieur“, sagte Daniel, als Krumpeter sich bereits bückte, um in den Wagen zu klettern. „Die Zeitungen besorge ich Ihnen, und wenn Sie sich auf der Insel langweilen, kommen Sie ganz schnell wieder hierher. Bonne chance!“
    „Alles Gute auch für Sie, Daniel“, entgegnete Krumpeter. Dabei zog er auch schon die Taxitür zu.
    Beim Quai du Commerce kam das Taxi in einen Stau.
    Ein Laster hatte sich mit seinem Anhänger zum Entladen mitten in die Straße gestellt. Die behinderten Fahrzeuge veranstalteten ein empörtes Hupkonzert, aber es war umsonst.
    Erst nach einer langen Viertelstunde kam der Verkehr wieder in Bewegung.
    Krumpeter saß in seinem Taxi wie auf glühenden Kohlen, und als der Fahrer endlich zum Frachthafen hineinkurvte, schoß ihm eine heiße Blutwelle ins Gesicht.
    Die „Aurora“ war in diesem Moment dabei, vom Pier abzulegen.
    Auf dem Schiff waren inzwischen im Rumpf die Ladeluken gesichert und mit Wachstuch bedeckt. Vorne bei der Schiffsmaschine standen ein halbes Dutzend dunkelhäutiger Männer mit nacktem Oberkörper, bis zu den Knien in Schwaden von zischendem Dampf. Der Tender war bereits fort, und der Kapitän rief seine Kommandos durch ein Sprachrohr vom Brückendeck her. Eine Glocke läutete, und eine Sirene heulte auf Aus dem Innern des Schiffes kam ein gedämpftes Pochen. Die „Aurora“ drehte sich schwerfällig dem offenen Meer zu.
    In der allerletzten Sekunde schoß ein weißes Motorboot vom Kai her. Den spitzen Kiel steil in der Luft, peitschte es über das ölige Wasser.
    Der Kapitän erkannte Krumpeter, der sich mit dem einen Arm am Dach der Kajüte festhielt und den anderen in die Luft streckte. Das Motorboot war jetzt nur noch knappe zweihundert Meter von dem Frachter entfernt. Und nach zwei Minuten polterte es schon gegen die Bordwand.
    Der Kapitän befahl seinen Männern, das Fallreep herunterzulassen, stoppte die Maschinen und ließ sie dann gegen die Strömung im Rückwärtsgang wieder anlaufen.
    Währenddessen kletterten zwei tahitische Matrosen barfuß die Strickleiter an der Bordwand hinab. Nicht viel später schoben sie Krumpeters Gepäck über die Reling und dann ihn selbst. Das semmelblonde Haar klebte naß an seiner Stirn, und der Schweiß lief ihm über das Gesicht. Sein weißer Leinenanzug war von der Jagd im offenen Motorboot total durchnäßt, und augenblicklich bildeten sich auf den Holzplanken zwei kleine Pfützen um seine Schuhe herum.
    „Da bin ich -“ japste Krumpeter und griente.
    „- was nicht zu übersehen ist“, bemerkte der Kapitän, ohne den Kopf zu wenden.
    Er hatte wie vorhin ein Zigarettenstück an seiner Unterlippe und knurrte noch irgend etwas

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