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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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seine Fettmassen wie Gelee. „Mein Name ist Le Fong“, stellte er sich vor. Auf seiner Oberlippe saß ein kleiner Schnurrbart, und am Zeigefinger der linken Hand trag er einen ovalen Jadering.
    „Schon Gauguin hat vor hundert Jahren seine Farben hier gekauft“, verkündete Herr Le Fong mit Stolz. „Sie bestimmt kennen Gauguin, was eine ganz berühmte Maler ist gewesen und hier in Tahiti gelebt hat.“ Er faltete seine Hände vor dem dicken Bauch...Malen Sie Öl, Kreide oder Aquarell? Ich haben alles…“
    Krumpeter hatte das Taxi warten lassen.
    Als er jetzt aus dem Geschäft des Chinesen zurückkam, mußte der Fahrer in seinem Gepäckraum eine Staffelei verstauen, einen Kasten aus Palmenholz mit den Farbtuben und eine Rolle Leinwand. Krumpeter hatte sich doch für Ölmalerei entschieden. Die Geräte, die man dazu braucht, wirkten eindrucksvoller.
    Im Hotel „Nahoata“ gab er dem Portier Daniel seinen leeren Handkoffer und das gerade Gekaufte zur Aufbewahrung. Dann wanderte er wieder an der Rue Lagarde vorbei über den Boulevard Pomare. Es war inzwischen Mittag geworden, und die Geschäfte hatten bei dieser Hitze zugemacht. Sie würden erst am Nachmittag wieder öffnen, dann allerdings bis in den späten Abend hinein.
    Am Kai entlang gab es klitzekleine Restaurants und Buden mit zähen Haifisch-Sandwiches, hartgekochten Kalamariringen oder fettem Schweinefleisch. Ein Schnellimbiß neben dem anderen. Und alle hatten sie sich hochtrabende Namen zugelegt wie „Place Pigalle“ oder „Pont Royal“ oder „Champs Elysees“. Und überall wieder die streunenden Hunde, die in den Abfällen schnüffelten.
    Ekke Krumpeter fragte sich durch, bis er in den Frachthafen kam und dort zum Ankerplatz der „Aurora“, von der zwei Matrosen behauptet hatten, daß sie gelegentlich Fakarava anlaufen würde.
    Das Schiff wurde gerade beladen. Ein Kran hievte Kisten und Fässer, die in einem großen Netz aus dicken Tauen zusammengepackt waren, vom Pier in die Luken. Die „Aurora“ war ganz aus Stahl, hatte einen verhältnismäßig schlanken Bug und einen breiten Rumpf. Der dunkelbraune Schornstein qualmte leicht.
    Krumpeter kletterte über das heruntergelassene Fallreep zum Deck hinauf.
    Da stand bei der Brücke fest aufgepflanzt ein großgewachsener Mann mit breiten Schultern. Er trug trotz der Hitze eine uniformähnliche dunkelblaue Jacke und hatte eine weiße, goldumbortete Mütze auf dem Kopf. Beide, Jacke und Mütze, waren schon ziemlich abgenutzt. An der Unterlippe des Mannes klebte eine halbe Zigarette. Sein Blick war auf das Netz gerichtet, das gerade mit seiner Last zur Ladeluke einschwebte.
    Krumpeter grüßte und stellte sich vor.
    „Nun, Monsieur“, sagte der Mann, „Sie sehen hoffentlich, daß ich beschäftigt bin.“
    „Entschuldigen Sie, capitaine, ich möchte Sie nur fragen, ob Sie vielleicht in den nächsten Tagen mit Ihrem Schiff die Insel Fakarava anlaufen?“
    Der Mann mit dem goldenen Eichenlaub auf dem Mützenschirm drehte sich zu Krumpeter um. Er hatte helle, graue Augen und lächelte belustigt, und dieses Lächeln paßte eigentlich gar nicht zu seinem faltigen, sonnenverbrannten Gesicht.
    „Ja, ich fahre nach Fakarava“, sagte der Kapitän, „und zwar noch heute.“ Er klopfte die Zigarettenasche von den Aufschlägen seiner Jacke. „Zuerst hab’ ich allerdings Fracht für Nuku Hiva, eine andere Insel. Aber das ist kein großer Umweg.“
    „Würden Sie mich mitnehmen?“ Krumpeter war auf einmal ganz zappelig. „Und wann laufen Sie aus, capitaine?“
    „Sobald wir geladen haben, und das ist in einer guten Stunde, schätze ich.“ Er nahm den winzigen Rest seiner Zigarette, die ihm fast schon die Lippe verbrannt hätte, vom Mund und schnippte ihn über Bord. „Aber gewöhnlich nehme ich keine Passagiere mit. Für Passagiere ist mein Schiff nicht eingerichtet. Allerdings, wenn Sie es eilig haben er lächelte wieder. „Man könnte vielleicht doch eine Ausnahme machen, es käme auf die Bezahlung an —“
    „An welche Summe denken Sie?“
    „So ab zehntausend Francs bin ich käuflich.“
    „Aber, mon capitaine“, Krumpeter grinste, „ich will kein Raumfahrtprogramm finanzieren.“
    Jetzt zeigte auch der Kapitän wieder sein Lächeln. Krumpeter schlug vor, daß man sich auf die Hälfte der geforderten Zehntausend einigen sollte.
    Der Mann mit der Goldmütze schüttelte den Kopf. „Also gut, weil mir die Zeit davonläuft.“ Krumpeter hielt seine offene rechte Hand hin:

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