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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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in Berlin vor einer Waschmaschine und schaute zu, wie hinter den zerkratzten Bullaugen der Trocknertüren seine Socken, Unterhosen und Hemden durcheinandergebeutelt wurden.
    Manni war der einzige Kunde.
    Bis auf einen jüngeren Mann mit kurzen Haaren, der neben dem Espressoautomaten stand und abwechselnd in seine Tasse oder in eine Zeitung starrte.
    Der Waschsalon lag in der Knesebeckstraße und hatte zwei Schaufenster mit einer gläsernen Tür dazwischen.
    Manni fühlte sich so sicher wie in Abrahams Schoß.
    Er hätte es nie und nimmer für möglich gehalten, daß die Polizei bereits hinter ihm her war und ihn beobachtete.
    Aber das tat sie, und ganz besonders in diesem Augenblick, denn heute wollte sie zuschlagen, nachdem sie den jungen Mann mit den hellblonden Haaren seit zwei Tagen auf Schritt und Tritt observiert hatte. Allmählich wurde die Sache zu gefährlich. Wenn dieser Einmeterneunzigmann mit den breiten Schultern nämlich merken sollte, daß er beschattet wurde, konnte er ganz plötzlich unter den Menschen in einem U-Bahnhof oder auch mitten auf dem Kurfürstendamm in Null Komma nichts im Gewimmel der Passanten wegtauchen und war verschwunden. Dieses Risiko wollte Hauptkommissar Papenbrock nicht länger eingehen.
    Übrigens sah Manni Zasche seinem Kumpel Krumpeter zum Verwechseln ähnlich. Nicht im Gesicht, aber er hatte die gleiche Haarfarbe.
    Als Manfred Zasche seine gewaschene und getrocknete Wäsche in einer hellblauen Tasche verstaut hatte, die so groß war wie die, in denen Tenniscracks ihre Schläger von Turnier zu Turnier schleppen, bewegte er sich, vorbei an einem Mann mit kurzen Haaren, zur Straße hin.
    Kaum hatte er die gläserne Ladentür aufgemacht, pflanzte sich ein Bodybuildertyp vor ihm auf und gleichzeitig ein anderer in einer orangefarbenen Freizeitjacke.
    „Bleiben Sie stehen, Sie sind verhaftet“, sagte der Goliath und zeigt dabei seinen Polizeiausweis.
    Zasche war völlig perplex. Ihm fehlten für einen Moment Luft und Worte. Wie bei einem Fisch, der an der Angel zappelt, klappte sein Mund auf und zu. „Das — das ist ein Irrtum, Sie verwechseln mich —“
    „Halt die Klappe“, befahl der Mann mit der orangefarbenen Jacke. „Hände auf den Rücken. Bißchen plötzlich.“
    Im gleichen Augenblick trat der mit den kurzen Haaren aus dem Waschsalon hinter ihn. „Wo haben Sie das Geld?“ fragte er so, als wollte er bloß wissen, wo die nächste Telefonzelle sei.
    „Welches Geld?“ Zasche blickte von einem zu anderen. „Wer sagt mir, daß Sie echt sind stieß er heraus. „Ein Kinderspiel, so einen Ausweis zu fälschen.“ Es war ihm klar, daß er jetzt alles auf eine Karte setzen mußte, wenn er nicht alles verlieren wollte.
    Zwei Männer waren inzwischen aus einem schwarzen Mercedes gestiegen. Der eine nicht sehr groß, ein wenig dicklich und mit einer Zigarre im Mund. Der andere im grauen Flanellanzug, die Krawatte gelockert und mit einer schiefen Nase. Sie kamen ganz gemütlich heranspaziert.
    „Guten Tag, Herr Hauptkommissar“, sagte der Goliath, der sich nach den beiden Männern umgedreht hatte.
    Und das war ein Fehler.
    Zasche hatte im Nu seine Chance erkannt.
    Er wirbelte auf dem Absatz herum und warf sich so blitzartig, als hätte er einen elektrischen Schlag in die Kniekehlen bekommen, mit den Schultern gegen den Mann mit dem kurzen Haar, rammte ihn von der Seite und stieß ihn gegen eines der beiden Waschsalonschaufenster, das mit einem hellen Klirren zersprang. Anschließend rannte er an den beiden anderen Kripos vorbei auf die Straße, hechtete über die Haube eines nicht allzu schnell fahrenden Chevrolet , der ihm den Weg versperrte.
    Zasche hörte noch ein Durcheinander von quietschenden Bremsen und wütenden Autohupen. Er stürmte in die Mitte der Straße und zwischen einer entgegenkommenden Autokolonne hindurch. Danach peilte er bereits den Eingang einer S-Bahnstation an, schlug einen Haken um einen Kinderwagen, als ihn plötzlich Fäuste packten und auf den Boden warfen. Die Fäuste gehörten zu zwei uniformierten Polizisten in Lederjacken. Sie waren mit ihrem Funkstreifenwagen für alle Fälle und zur Absicherung in die Nähe des Waschsalons beordert worden. Eine zweite Funkstreife parkte drüben neben einer Plakatsäule. Man hatte auf Sicherheit gesetzt und wollte sich keine Blamage einhandeln.
    Es war für Manni Zasche ganz und gar kein Triumphzug, als ihn jetzt die beiden uniformierten Polizisten zum Waschsalon zurückbrachten. Der eine links neben ihm

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