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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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hinunter warf, stürzten sie sich darauf und blieben zurück.
    Wenig später kletterte der Baron mit Panamahut und Spazierstock über die schmale Eisentreppe zur Brücke hinauf. Zusammen mit Krumpeter, den er aufgefordert hatte mitzukommen. „Sie müssen es unbedingt von oben sehen, wenn die Insel in Sicht kommt, und das kann jetzt nicht mehr lange dauern“, bemerkte er. „Für mich ist das jedesmal wieder ein Anblick, der das Herz hüpfen läßt.“ Der Kapitän hatte in der vergangenen Nacht kein Auge zugemacht. Er lehnte neben dem dunkelhäutigen Steuermann am offenen Fenster und tippte, ohne sich umzudrehen, an seinen Mützenschirm mit dem goldenen Eichenlaub. „Morgen, die Herren.“
    „Guten Morgen, mon capitaine“, grüßte der Baron zurück, „wie Sie geschlafen haben, will ich gar nicht wissen.“
    „Das wäre auch eine total überflüssige Frage“, murmelte der Mann in der uniformähnlichen blauen Jacke, und dann fügte er hinzu: „Man hat mir übrigens über Funk gesagt, daß in diesem Augenblick die ,MS Europa’ vor Fakarava auf Reede geht.“
    „Ich dachte, so große Schiffe können die Insel nicht anlaufen“, warf Krumpeter verwundert ein. Das fehlt gerade noch, schoß es ihm durch den Kopf, daß eine ganze Schiffsladung deutscher Touristen auf der Insel herumwimmelt, wenn wir ankommen.
    „Fakarava ist ein Atoll, wie Sie wohl wissen“, erklärte der Baron. „Ist also eine Insel mit einer Lagune und einem Ring aus Korallen rund um sie herum. Durch dieses Korallenriff gibt es in die Lagune hinein drei Einfahrten. Aber nur eine davon ist für ein so großes Schiff, wie es die ‚Europa’ ist, passierbar.“
    „Und das nicht ohne Risiko“, warf der Kapitän dazwischen. „Da gibt’s immer wieder Korallenfelsen, zwischen denen man sich durchfinden muß. Das Wasser ist an manchen Stellen nicht tief genug, und zwischen den beiden Enden des Riffs wird es verteufelt eng. So ein riesiger Kahn hat da backbord und steuerbord nicht mehr als zehn Meter Abstand zwischen Schiffswand und Ufer. Ganz schön mutig von diesem Kapitän —“
    Krumpeter dachte insgeheim, daß er es lieber gehabt hätte, wenn der „Europa“-Kapitän weniger mutig gewesen wäre.
    Als Fakarava im Licht der Morgensonne am Horizont auftauchte, war die Insel nur ein heller Strich oder ein winziger Fleck im riesigen Ozean.
    Aber für Ekke Krumpeter lag schon jetzt Musik in der Luft. Er stand da auf der Brücke im weißen Hemd und in der weißen Hose seines Leinenanzugs, nahm ab und zu aus einer Dose einen Schluck lauwarmes Bier und schaute auf die Insel hinüber. Vor Aufregung wippte er immer wieder leicht mit den Fußballen.
    Als sie näher kamen, begann der Kapitän die Fahrt der „Aurora“ zu drosseln.
    Das Atoll lag niedrig auf dem Wasser.
    Es war ein Oval mit hellem Korallensandstrand und hohen Palmen. Manche hatte der Wind gebogen, und so wuchsen sie waagrecht in den Himmel. Zwischen ihren Stämmen schimmerten Häuser hindurch. Dahinter gab es eine hohe Gebirgskette. Davor die schneeweißen Brecher, die vom Meer her gegen das Riff donnerten. Und mitten in der Lagune, wie ein langgestrecktes Hotel mit vier Stockwerken, die „MS Europa“.
    Die Luft flimmerte bereits in der heißen Sonne, als der Kapitän auf die Durchfahrt zusteuerte, durch die er mit seinem Schiff an den Korallen wänden vorbei auch in die Insel hineinschlüpfen wollte.
    Um dem Sog der Brandung auszuweichen, ließ er die „Aurora“ weit einlaufen. Am Bug standen zwei von den gutmütigen, immer vergnügten halbnackten Burschen der Besatzung bereit, um bei der Einfahrt durch das Riff das Fahrwasser auszuloten.
    Als das Schiff jetzt die Fahrt herausnahm, begann es für einen Moment wieder einmal zu schlingern und zu ächzen. Danach liefen die Maschinen rückwärts, und mächtige Schaumwolken sprudelten bis zum Deck hinauf. Eine kurze Drehung, und dann glitt die „Aurora“ ganz vorsichtig und langsam in den Kanal hinein.
    Der Kapitän hatte den Baron und Krumpeter vor der Einfahrt gebeten, ihn zusammen mit dem Steuermann allein auf der Brücke zu lassen. Dort ging er jetzt von einer Seite zur anderen, um den Abstand von den Seitenwänden seines Schiffes zu den Korallenufern zu kontrollieren. Er brüllte seine Kommandos und ließ sich dazwischen von den beiden Burschen im Bug immer wieder die Wassertiefe unter dem Kiel zurufen.
    Kleine schwimmende Mangroveninseln stießen gegen die Bordwand. Möwen und Kormorane nahmen das Schiff in Empfang und

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