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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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hab’ es ja schon gesagt: Wir müssen an diesem Sonntag tatsächlich ein blendendes Horoskop gehabt haben. Jupiter ganz oben oder so was in der Art.“
    „Und wie ging’s jetzt weiter?“
    „Wir schlüpften in die Overalls, die wir uns ja in der vergangenen Nacht aus dem Dachgeschoß besorgt hatten.“
    „Aha, endlich die Overalls, auf die ich so neugierig war. Von denen steht nämlich in den Polizeiakten keine einzige Silbe.“
    „Ich wollte dem Gericht ja nicht alles auf die Nase binden“, meinte Manfred Zasche. Er ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und schlug die Arme um seine Knie. „Wir mußten jetzt mit unseren prallgefüllten Koffern aus dem Warenhaus hinaus, und zwar so schnell wie möglich. Da gab es nur einen einzigen Weg, eine Tür am Ende eines schmalen Korridors direkt vom Vorraum des Kassenraums zur Tiefgarage. Wir ließen alle mitgebrachten Werkzeuge und Geräte liegen, wo sie gerade lagen. Mit einer Million an den Beinen kann man großzügig sein. Zudem hatten sie ja mit Sicherheit keine Fingerabdrücke von uns, konnten uns also nicht verraten. Wir sprinteten also durch diesen Korridor und zu dieser Tür. Ekke Krumpeter hatte sie schon zuvor unter die Lupe genommen und wußte genau, wie er sie im Handumdrehen aufkriegen konnte. Die Sache hatte allerdings einen Haken. Wir mußten befürchten, daß das Ding mit der zentralen Alarmanlage verbunden war, von der Paule Schulz wohl behauptet hatte, daß sie ziemlich vorsintflutlich sei, aber der Teufel ist ein Eichhörnchen, und sie hätte ja trotzdem funktionieren können. Deshalb die Overalls mit dem großgedruckten Namen des Warenhauses auf dem Rücken. Falls tatsächlich irgendeine Sirene losheulen sollte, und zwar genau in dem Augenblick, wenn wir uns aus dem Gebäude endgültig in Sicherheit bringen wollten, mußte ein zufälliger Beobachter in der Tiefgarage annehmen, daß wir betriebseigene Techniker seien, also unverdächtig und augenblicklich darum bemüht, den Alarm aufzuklären. Aber es passierte vorerst nichts. Erst als wir die Tür schon vier oder fünf Schritte hinter uns hatten, war der Teufel los. Es dröhnte aus dem Warenhaus heraus, als sausten drinnen wenigstens ein halbes Dutzend Funkstreifen mit eingeschalteten Martinshörnern und Blaulicht durch die sieben Etagen. Die Tiefgarage war zum Glück menschenleer. Aber dann kam doch ein Mann angelaufen, der hier vermutlich zur Aufsicht angestellt war.
    Bevor er etwas fragen konnte, rief ihm Ekke zu, er solle auf der Stelle anrufen. ,Sie würden uns damit in jeder Weise einen großen Gefallen tun. Vermutlich spielt die Anlage ja nur wieder einmal verrückt, aber sicher ist sicher.’
    Der Mann kam sich in diesem Moment bestimmt ungeheuer wichtig vor, hatte einen knallroten Kopf und keuchte: ,Wird erledigt!’ Damit verschwand er, so schnell ihn seine Füße tragen konnten. Wir hatten es nicht weniger eilig, rissen unsere Overalls herunter, feuerten sie in irgendeine Ecke und jagten mit unseren Koffern wie Raketen an den geparkten Autos vorbei oder zwischen ihnen hindurch zum Ausgang an der Hinterfront des Warenhauses auf die Straße. Auch sie lag freundlicherweise noch wie ausgestorben in der Sonne. Alles, was an Menschen unterwegs war, drängelte sich immer noch an der Vorderseite auf den abgesperrten Gehsteigen, um den festlichen Aufwand des königlichen Besuchs bis zu den letzten vorbeimarschierenden Trompeten mitzuerleben. ,God save the Queen!’
    Es reichte zwischen Ekke Krumpeter und mir gerade noch zu einem letzten Schubs mit der Faust, jeder an die Schulter des anderen, zu einem ,Mach’s gut, alter Junge’, zu einem Zwinkern mit dem linken oder rechten Auge. Und dann trabten wir auch schon in verschiedenen Richtungen auseinander. Ekke würde sich das nächste Taxi zum Flugplatz Tegel angeln, soviel hatte er mir noch verraten, mehr nicht.“
    Der Häftling blickte auf und fragte: „Man hat wirklich nichts mehr über ihn erfahren?“
    „Nicht die Bohne“, mußte der Gefängnisdirektor zugeben.
    „Er war ja für die Polizei ein völlig unbeschriebenes Blatt und deshalb in keiner Fahndungsliste erfaßt. Seinen Namen in einem sicherlich gefälschten Paß kannte man nicht, wie schon gesagt, und da hätte sogar Interpol nur mit der Stange im Nebel herumstochern können
    „Ja, Ekke ist ein kluges Kerlchen“, erklärte Manfred Zasche und starrte wieder einmal zu dem vergitterten Fenster hinüber, das inzwischen voll von der Sonne getroffen wurde, dein Köpfchen hätte ich

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