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Die Spur fuehrt nach Tahiti

Die Spur fuehrt nach Tahiti

Titel: Die Spur fuehrt nach Tahiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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ersparen, wenn Sie jetzt sagen, wo Sie das Geld versteckt haben.“
    „Aber ich besitze das Geld ja gar nicht mehr“, erwiderte Manfred Zasche in aller Ruhe. „Es muß aus der Wohnung von Yvonne geklaut worden sein. Jedenfalls war es auf einmal weg. Ich war ja selbst wie vor den Kopf gestoßen —“
    „Mann, seien Sie doch nicht so stur“, sagte die Goldrandbrille ärgerlich. „Mal haben Sie die Piepen und ein anderes Mal wieder nicht. Noch vor einer Viertelstunde haben Sie zugegeben, daß Sie ein ganzes Jahr Knast kassiert haben, weil Sie das Versteck nicht verraten wollten. Was soll man davon halten?“ Er stand auf und kratzte sich nachdenklich den Kopf, während er vor Manni Zasche hin- und herging. „Wirklich stur, stur wie ein störrischer Maulesel
    „Ach was, dieses Jahr war vom Richter doch nur ein müder Trick“, meinte der Häftling. Er zeigte nicht die geringste Erregung und lächelte sogar. „Der hätte mich in jedem Fall für ein paar Jahre hinter Gitter geschickt. Für ihn stand das Urteil bestimmt schon fest, als er vor der Verhandlung zu Hause beim Frühstück sein weichgekochtes Ei geköpft hat. Ich hab’ ihm ja immer wieder gesagt, daß ich nicht weiß, wo die Million geblieben ist. Aber er hat mir das eine nicht geglaubt und nicht das andere. Ein Gericht spielt doch mit dem Angeklagten Fußball.“
    „Ich geb’s auf, aber Sie werden noch sehen, was Sie davon haben“, murrte der Gefängnisdirektor. Dabei klingelte er seine ältliche Sekretärin ins Zimmer. „Sie können jetzt dem Wachtmeister in der Kantine Bescheid sagen, Fräulein Köhler. Der Häftling Manfred Zasche ist zur Entlassung freigegeben.“
    „Klingt in meinen Ohren wie Orgelmusik“, bemerkte der großgewachsene Mann mit den strohblonden Haaren. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und schlug seine langen Beine wieder übereinander.
    Die Sekretärin blickte ihn vielsagend an und warf ihren Kopf in den Nacken, bevor sie wieder hinausging.
    Gleichzeitig hatte sich der Gefängnisdirektor aufgestützt und war hinter seinem Schreibtisch hervorgekommen. Er streckte seine rechte Hand aus. „Na, dann alles Gute, Herr Zasche. Leider habe ich Sie nicht zur Vernunft bringen können. Trotzdem hat uns die vergangene Stunde irgendwie nähergebracht —“
    „Sagen Sie jetzt um Himmels willen nicht Wiedersehen!“ fiel ihm der Häftling ins Wort.
    „Das hab’ ich mir inzwischen abgewöhnt“, meinte der Gefängnisdirektor. „Obwohl ja die meisten —“ Er unterbrach sich und winkte ab. „Wenn Leute wie Sie doch endlich begreifen wollten, daß Verbrechen sich nicht lohnen.“
    Pustekuchen, dachte Zasche, gleichzeitig sagte er leise und so, als ob er nun ganz plötzlich gerührt sei: „Sie sprechen mir aus der Seele, Herr Direktor. Lassen wir’s dabei bewenden.“
    Kaum zwei Minuten später verschloß der Wachtmeister namens Finke die schmale Eisentür neben dem Haupteingang, die er kurz zuvor geöffnet hatte. Er drehte drinnen zweimal den Schlüssel herum, und dann entfernten sich seine Schritte im Korridor.

Wieder draußen

    Nach fast viereinhalb langen Jahren stand Manfred Zasche mit einem ziemlich armseligen Koffer aus grauem Segeltuch wieder auf der Straße vor dem Gefängnis. Und in diesem Augenblick, da er endlich nicht mehr der Sträfling aus dem Block D war, trafen auch schon die ersten Blitzlichter sein Gesicht. Also doch, dachte er nur und probierte zu lächeln.
    „Hallo, Manni, wie geht’s, wie steht’s?“
    „Junge, du siehst ja blendend aus, wie vom Urlaub zurück.“
    „Das kommt von der frischen Luft in den Zellen, stimmt’s oder hab’ ich recht?“
    „Was hat dir denn so am meisten gefehlt, Sportsfreund?“
    „He, was ist los mit dir? Sag schon was!“
    „Eine Million Mäuse, das ist eine ganze Menge Moos. Dafür muß eine Großmutter ein Leben lang stricken –“
    „Holst du dir die geklauten Scheinchen heute noch ab oder erst morgen?“
    Das runde Dutzend Zeitungsreporter kam sich ungeheuer witzig vor. Sie kicherten und schubsten sich durcheinander wie eine Bande übermütiger Gassenjungen. Jeder wollte selbstverständlich ein gutes Foto schießen, und weil sie sich ständig gegenseitig im Weg standen, versuchten sie es mal so halb aus der Hocke, oder sie streckten sich in die Höhe und hielten zum Knipsen mit beiden Armen ihre Apparate über die Köpfe der anderen.
    „Wie war die Küche, Manni?“
    „Sind die Betten im Knast genauso weich wie die Matratzen in Warenhäusern?“
    „Nun sei

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