Die Staatsanwältin - Thriller
des Nachmittags ständig ein Knäuel Menschen um mich herumstehen, denen ich erklärte, wie schwer Bill Masterson arbeite, damit die Verbrecher mit ihrer Dealverweigerungs-Strategie nicht durchkamen.
Um drei am Nachmittag kam Masterson selbst vorbei, und unsere kleine Menge von Wohlgesonnenen wuchs. Er blieb ungefähr zwei Stunden und stupste seine Faust an meine, bevor er ging. »Sie sind die geborene Politikerin«, sagte er.
»Sie schulden mir was«, antwortete ich ihm.
An diesem Abend versammelten sich Mastersons Unterstützer im Festsaal des Marriott. Es gab unbestätigte Gerüchte, dass Bill die Nase vorn hatte. Ich nippte an einer Cola light, machte SmallTalk mit meinen Kollegen und wünschte, ich wäre daheim und könnte an Caleb Tates Fallarbeiten. Um Viertel nach neun begannen die Fernsehsender, von Mastersons Vorsprung im Rennen zu berichten. Um halb zehn betrat er die Bühne, und der ganze Raum brach in Jubel aus.
Ich freute mich ehrlich für den Mann. Er dankte einer langen Liste von Leuten, unter anderem mir und den meisten anderen Staatsanwälten in unserem Büro. Ich mochte den Politikbetrieb nicht, aber ich war froh, dass ein guter Mann eine Chance bei einem hohen Amt hatte. Und ganz egoistisch gesehen schadete es auch meiner Karriere nicht, den Generalstaatsanwalt persönlich zu kennen.
Ich kam erst um elf nach Hause und schnappte mir gedankenverloren die Post am Ende der Einfahrt. Mein erster Tagesordnungspunkt war, Justice hinauszulassen. Während er drauÃen war, ging ich die Rechnungen und Zeitschriften durch, die ich aus dem Briefkasten geholt hatte. Darunter war ein Brief in einem handbeschrifteten Umschlag und der Absenderadresse von Antoine Marshall. Ich starrte einen Augenblick darauf, bevor ich endlich die Kraft aufbrachte, ihn zu öffnen.
Der Brief bestand aus zwei Seiten kleiner Blockschrift. Es war Jahre her, seit er mir ein paar Briefe geschrieben hatte, und ich konnte nicht glauben, was ich jetzt las.
Ich war so schockiert, dass ich den Brief zweimal lesen musste, nur um mich zu überzeugen, dass er echt war. Marshall focht diesen Fall seit zwölf Jahren durch alle Instanzen, und jetzt, nur sieben Tage vor seinem zweiten Hinrichtungstermin, hatte ich endlich, wonach ich mich immer gesehnt hatte: ein Schuldeingeständnis.
Liebe Ms Brock,
ich schreibe Ihnen, um Ihnen zu sagen, wie leid es mir tut und um Sie um Verzeihung zu bitten. Mein Anwalt weià nicht, dass ich Ihnen diesen Brief schicke und würde mir wahrscheinlich sagen, ich solle es nicht tun, aber ich musste einfach.
Zwölf Jahre lang glaubte ich, unschuldig an dem Mord an Ihrer Mutter zu sein, der mir vorgeworfen wurde. Ich habe einen Lügendetektortest bestanden â eigentlich sogar zwei â und ich erinnere mich wirklich nicht, in Ihrem Haus gewesen zu sein.Aber ich habe gerade einen Test gemacht, in dem mein Gehirn gescannt wurde, während man mir Aussagen zu den Schüssen auf Ihre Mutter vorlas. Der Doktor, der den Test mit mir machte, sagt, meine Hirnaktivität zeige, ich sei in der Nacht dort gewesen.
Ich muss völlig high gewesen sein oder so, denn ich kann mich ehrlich nicht erinnern.
Ich weiÃ, Sie können mir wahrscheinlich nicht vergeben, aber ich habe zu Gott gebetet und weiÃ, dass er mir vergeben hat. Nachdem ich ihm mein Leben übergeben hatte, habe ich ihm gesagt, dass ich von jetzt an das Richtige tun würde, und das scheint mir jetzt das Richtige zu sein.
Es tut mir leid, dass Sie meinetwegen zwölf Jahre durch die Hölle gegangen sind, aber bald werden Sie sich darüber keine Sorgen mehr machen müssen.
Ich bete, dass Sie mir vergeben können. Es fällt mir schwer, mir selbst zu vergeben.
Hochachtungsvoll
Antoine Marshall
Ich las den Brief zu Ende, faltete ihn wieder sorgfältig und steckte ihn zurück in den Umschlag. Ich wusste nicht, was ich fühlte. Ich war ganz betäubt von dem Schock. Konnte das wirklich passiert sein? Nach all den Jahren?
Ich musste es jemandem erzählen, also rief ich L. A. an. Ich fing an, ihm den Brief vorzulesen, aber auf der Hälfte musste ich innehalten, weil meine Stimme versagte.
»Geht es dir gut?«, fragte er. Ich freute mich über die Sorge in seiner Stimme, aber ich wusste ehrlich nicht, was ich ihm antworten sollte.
Er gab mir einen Augenblick Zeit, um mich zu fassen, und fragte dann leise: »Willst du, dass ich vorbeikomme?«
»Alles in
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