Die Staatsanwältin - Thriller
getroffen hat?«
»Das ist lächerlich.«
»Und nur damit die Geschworenen das richtig verstehen â das bedeutet, Sie streiten es ab?«
L. A.s Gesicht war rot angelaufen. Seine Muskeln waren angespannt und sein Kiefer zusammengebissen. »Das stimmt; ich streite es ab.«
Caleb Tate stand einen Augenblick da, als versuche er zu entscheiden, ob er den nächsten Schritt machen sollte. Dann griff er in seine Aktentasche und zog ein paar Fotografien heraus. Ich sah L. A. rasch an und hoffte, er habe den Wink verstanden. Er starrte die Fotos an, aber Tate hielt sie mit dem Bild nach unten.
»Ich will sichergehen, dass ich das richtig verstehe. Streiten Sie ab, dass Sie und Ms Brock gestern Abend intim waren?«
»Nein. Wir waren nicht intim.«
»Haben Sie ihr auf der Couch den Rücken massiert?«
L. A. schluckte trocken und schien seine Möglichkeiten abzuwägen. Woher wusste Tate das? Hatte er Fotos? »Das könnte sein.«
»Könnte sein«, höhnte Tate. »Ist das ein Ja oder ein Nein?«
»Ich habe ihr den Rücken massiert. Sie ist neben mir auf der Couch eingeschlafen. Danach bin ich wieder an die Arbeit gegangen.« L. A.s Stimme klang nun defensiv.
Er starrte Tate an, während er diese Geständnisse machte, und vermied den Blickkontakt mit mir.
»Dann ist das alles, was ich von diesem Zeugen brauche«, sagte Tate.
Auf dem Weg an meinem Platz vorbei sah L. A. mich an und flüsterte ein »Sorry!«. Ich tat, als sei ich damit beschäftigt, etwas auf meinem Block zu notieren. Ich hoffte, die Jury hatte unseren raschen Austausch nicht gesehen.
Ich konnte praktisch den Dampf spüren, der von Mastersons Körper ausging. Deshalb hatte er mir an meinem ersten Tag im Büro die Regel Nummer eins eingebläut â keine Beziehung mit Opfern oder Mitgliedern der Ermittlungsbehörden.
»Es ist fast fünf Uhr«, sagte Richter Brown. »Die Verhandlung ist vertagt auf Montag.«
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82
Masterson bat mich, ihm zurück ins Büro zu folgen, zu einem kurzen Meeting, wie er sagte. Ich erwartete eine wütende Standpauke. Doch als wir ankamen, sprach er in kontrolliertem Ton mit mir und vermittelte eher tiefe Enttäuschung als Ãrger. Ich wünschte, er hätte mich einfach angeschrien.
Er schätzte unsere Chancen auf eine Verurteilung auf »gering bis nicht existent« ein. Die Fortsetzung des Prozesses würde nur den Ruf meines Vaters aufs Spiel setzen und die Staatsanwaltschaft rachsüchtig aussehen lassen. Und selbst wenn wir gewannen, hatte Tate jetzt zu viele Gründe für die Berufung. Statt Tate für diesen Mord zu bekämpfen, sollten wir daran arbeiten, ihn mit den Bandenmorden an Ronald Powell, Rontavius Eastbrook, Jimmy Brandywine und mit der brutalen Ermordung von Latrell Hamptons Freundin und ihrem kleinen Sohn in Verbindung zu bringen. »Wir stellen das Verfahren sofort am Montagmorgen ein«, erklärte mir Masterson. »Keine Widerrede.«
Ich sagte nichts. Aber ich fragte mich, wie viel Politik hinter dieser Entscheidung stand. Das Verfahren einzustellen, würde Masterson groÃmütig erscheinen lassen, als wäre ihm die Gerechtigkeit wichtiger als ein Sieg. Das Urteil der Jury, zu verlieren, würde uns beide inkompetent aussehen lassen.
»Wir lassen Rivera frei, und er kann bekommen, was er verdient«, fuhr Masterson fort. »Ich schicke ihn nicht nach Kalifornien, und ich verschwende keinen Polizeischutz an ihn. Er hat im Zeugenstand gelogen, auch wenn das Band zu mehrdeutig ist, als dass wir ihn wegen Meineids drankriegen könnten. Aber jetzt, da er seinen Deal gemacht hat, werden wir sehen, wie lange er überlebt.«
Selbst mir, der wohl abgebrühtesten aller Staatsanwältinnen, erschien das hartherzig. Der Mann hatte einen Meineid geschworen und uns als Dummköpfe hingestellt, aber mir gefiel der Gedanke nicht, ihn einfach auf die StraÃe zu setzen und sterben zu lassen. Andererseits war ich im Moment wütend auf so viele Leute â inklusive Rafael Rivera â, dass ich auch nicht für ihn eintreten wollte.
»Und Jamie, ich hoffe, Sie haben heute ein paar Dinge gelernt. Sie sind eine verflixt gute Staatsanwältin, aber Sie müssen Ihre Gefühle auÃen vor lassen.« Masterson schwieg kurz und warf mir einen Blick zu, der Stahl hätte schneiden können. »Und ich meine das mit allem
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