Die Staatsanwältin - Thriller
mehr zu ändern. Ich hatte mehrere Anrufe und SMS bekommen, unter anderem von Mace James und L. A. Ich war versucht, L. A. anzurufen, aber ich hatte in dieser Beziehung plötzlich gemischte Gefühle. Es war nicht nur, dass uns unsere mangelnde Diskretion vielleicht die Verurteilung gekostet hatte. Ich bekam auch langsam ein schlechtes Gefühl deswegen, wie L. A. die Wahrheit anpassen konnte, wenn es seinen Zwecken diente. Er kam ethisch aus einer anderen Ecke als ich, und unsere Werte waren sehr verschieden.
AuÃerdem war da die Frage nach dem Vertrauen. Er hatte nach seiner Aussage genauso erschüttert gewirkt wie ich, aber was, wenn das alles nur gespielt war? Meine Gefühle fuhren Achterbahn, was übrigens genau der Grund war, warum alle immer sagten, man solle mitten in einem Dampfkochtopf wie dem Tate-Fall keine Beziehung anfangen.
Als es um halb eins an der Tür klingelte, flog Justice förmlich vom Wohnzimmer zur Haustür und bellte auf dem ganzen Weg. Halb erwartete ich, L. A. drauÃen stehen zu sehen, vielleicht mit J-Lo an der Leine. Ein groÃer Teil von mir wollte L. A. dort stehen sehen. Stattdessen öffnete ich die Tür und blickte einem Mann in die Augen, den ich eigentlich nie hatte wieder sehen wollen.
Justice wand sich durch den Türspalt und sprang an Professor Mace James hoch.
»Justice!«, schalt ich. »Sitz!«
Aber Justice mit seiner miesen Menschenkenntnis ignorierte mich. Mace lachte und streichelte ihm den Kopf. »Der ist okay«, sagte er.
Obwohl ich Mace James am liebsten befohlen hätte, für immer aus meinem Leben zu verschwinden, ertappte ich mich dabei, wie ich mich entschuldigte: »Tut mir leid«, sagte ich. »Er glaubt, alle kommen nur, um ihn zu besuchen.«
Mace ging auf ein Knie und tätschelte Justice ein bisschen. Er sah zu mir auf. »Sein Name ist Justice, was?«
»Ja.«
»Das passt. Haben Sie eine Minute Zeit?«
Nicht für Sie . »Ich bin ziemlich beschäftigt.«
Mace richtete sich zu voller GröÃe auf. Er trug Jeans, Flip-Flops und ein weiÃes Hemd, das eng genug war, um jeden daran zu erinnern, dass er einen Kleinwagen stemmen konnte. Er hatte eine verspiegelte Sonnenbrille auf, und es sah aus, als hätte er sich seit Tagen nicht rasiert. »Das kann wirklich nicht warten«, sagte er.
Ich schaute finster drein.
»Ich weiÃ, Sie vertrauen mir nicht, Jamie. Aber geben Sie mir nur fünf Minuten.«
Es war Ende August und über dreiÃig Grad drauÃen, aber ich würde diesen Mann nicht in mein Haus lassen. Auf der Veranda standen zweihölzerne Schaukelstühle, und ich beschloss, sie mussten genügen. »Warten Sie kurz«, sagte ich.
Ich ging ins Haus und holte Justices Leine, meine Lauf-Uhr und meine Sonnenbrille. Wenn ich seine Augen nicht sehen konnte, wollte ich auch nicht, dass er meine sah. Ich kam zurück nach drauÃen und deutete auf die Schaukelstühle. »Drei Minuten«, sagte ich. »Keine Sekunde länger.«
Beim letzten Mal, als mich jemand um ein paar Minuten meiner Zeit gebeten hatte, hatte Caleb Tate die Bombe über meinen Vater platzen lassen. Diesmal hatte ich ein ähnliches Gefühl in der Magengegend.
Wir gaben dort auf meiner Veranda wahrscheinlich ein ziemlich merkwürdiges Bild ab, wie wir da nebeneinander sanft in unseren Stühlen schaukelten. Ein Bodybuilder von fast eins neunzig mit Schweià auf dem kahlen Schädel und eine eins zweiundsiebzig groÃe Kajakerin in Schlafshirt und kurzer Hose, der die Haare in alle Richtungen standen, ohne Make-up, das Gesicht zu einem permanenten finsteren, möglichst kalten Blick verzogen. Justice legte sich zwischen uns, immer noch an der Leine, und legte den Kopf auf die Vorderpfoten.
Ich startete meine Stoppuhr, und Mace sagte: »Ich nehme an, das ist mein Stichwort.«
»Noch zwei Minuten fünfzig«, sagte ich mit Blick auf die Uhr.
Mace verschwendete keine Zeit mehr. »Bevor Antoine Marshall starb, habe ich ihm versprochen, weiter daran zu arbeiten, seinen Namen reinzuwaschen. Obwohl ich nach dem Hirnscan-Test Zweifel hatte, habe ich zwei Wochen damit verbracht, jeden Aspekt seines Falles neu anzuschauen. Ich habe die ganze Fallakte noch einmal gelesen und mich gefragt, ob es irgendwelche Hinweise gab, dass vielleicht jemand anders Ihre Mutter umgebracht haben könnte. Ich habe eine ganze Anzahl Fälle Ihrer Mutter und Ihres Vaters
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