Die Staatsanwältin - Thriller
zurückzubringen und um mehr zu betteln. Ich suchte mir einen Platz im Schatten und ertappte mich dabei, wie ich über die zwei Alphahunde grinsen musste, die versuchten, sich gegenseitig zu übertreffen.
Als ich schlieÃlich glaubte, Justice würde vor Erschöpfung untergehen, wenn er noch einmal in den Fluss sprang, rief ich die Hunde zurück â bildlich gesprochen â und schlug vor, mit dem Picknick zu beginnen. Mace hatte sich richtig Mühe gemacht. Es gab eine Kühltasche mit Obstsalat, Energiedrinks, einen Chefsalat mit geschnittenem Fleisch und Eiern und drei verschiedene Dressings in kleinen Tupperdosen. Ich fragte mich, wie er die Kühltasche überhaupt zum Wagen getragen hatte. AuÃerdem hatte er Stangensellerie, Karotten und zwei Energieriegel zum Nachtisch.
»Was bist du, ein Gesundheitsfanatiker?«, fragte ich.
»Im Grunde ja.«
Die erste Hälfte unseres Mittagessens sprachen wir über Trainingsprogramme, und die zweite Hälfte versuchten wir zusammenzupuzzeln, was genau mit Caleb Tate, Aaron Gillespie und Antoine Marshall passiert war. Es fiel mir schwer, weiterhin wütend auf einen Mann zu sein, der versucht hatte, mir das Leben zu retten. AuÃerdem entdeckte ich, dass Mace James viel weniger arrogant und dafür viel lustiger war, als ich mir je vorgestellt hätte.
In den letzten sieben Tagen war mir manches klar geworden. Gillespie war derjenige gewesen, der Caleb Tates Mandanten hypnotisiert hatte und ihnen half, die Lügendetektortests zu bestehen. Mit ein wenig Wühlarbeit hatte die Polizei zwei ehemalige Patientinnen von Gillespie gefunden, die behaupteten, er habe sie während ihrer Beratungssitzungen sexuell ausgenutzt. Die Arbeitshypothese der Staatsanwaltschaft war, dass er dasselbe mit Rikki Tate gemacht hatte und Caleb das herausgefunden hatte. Wir gingen davon aus, dass Caleb Tate gedroht hatte, Gillespie zu melden, wenn der nicht mitspielte.
Die Frauen, die von Gillespie missbraucht worden waren, inklusive Rikki Tate, entsprachen alle einem ähnlichen Muster. Sie waren als Kinder missbraucht worden. Sie hatten von Gillespie Narkotika verschrieben bekommen. Sie gehörten offensichtlich zu den 20 Prozent Menschen, die leicht auf Hypnose ansprachen. Als ich davon erfuhr, dachte ich an meine eigene Beziehung zu Gillespie, und das machte mir Angst. Er hatte mich mit Betäubungsmitteln vollgepumpt und auch an mir seine Manipulation versucht, aber zum Glück hatte es nicht funktioniert.
Die Verbindung zwischen meiner Mom und Gillespie war inzwischen auch geklärt. Bei der Untersuchung einiger alter Festplatten im Archiv des Psychiatrischen Zentrums meiner Mutter hatten die Ermittler herausgefunden, dass Mom eine Zeit lang Rikki Tate therapiert hatte. Die Notizen dieser Beratungssitzungen waren in der Nacht ihrer Ermordung gestohlen worden. Aber dass sie Rikkis Therapeutin gewesen war und die Tatsache, dass meine Mutter Nachforschungen über Psychiater angestellt hatte, die Betäubungsmittel und Tiefenhypnose benutzten, um ihre Patientinnen sexuell auszunutzen, machte deutlich, dass Moms Tod kein Unfall war.
Antoine Marshall hatte offensichtlich für Gillespie und Caleb Tate gearbeitet. Vielleicht hatte er nicht erwartet, dass mein Vater an diesem Abend zu Hause sein würde. So oder so: Meine Mutter war wohl so weit gewesen, Gillespie zu verpfeifen, und irgendwie hatten er und Tate das erfahren.
Mace nahm an, dass Antoine Marshall hypnotisiert worden war und den Mord unter Hypnose beging.
»Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass sie ihn dafür bezahlten, meine Mum umzubringen, und ihn dann hinterher hypnotisierten, damit er den Lügendetektortest bestand?«, fragte ich.
Keiner von uns konnte seine Theorie beweisen, und wir einigten uns darauf, dass wir uns nicht einig waren. »So viel weià ich«, sagte Mace. »Antoine Marshall war am Ende ein geläuterter Mensch.« Ich aà einenLöffel Obstsalat. Wir saÃen an einem Picknicktisch in einem Pavillon, aber trotz einer leichten Brise war es drückend heiÃ.
»Du hast wahrscheinlich recht«, sagte ich.
Mace sah mich überrascht an. »Es muss viel passieren, damit du so etwas sagst.«
»Mein Bruder hat mir die ganze Woche Predigten gehalten«, sagte ich. Ich erwähnte nicht, dass Todesnähe auch dazu beitrug, dass man als Mensch ganz neu nachdachte. »Und ich glaube, mit einem hat er recht. Jemandem nicht
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