Die Staatsanwältin - Thriller
gelassen. Mace fragte sich, ob er von Jamie sprach â oder vielleicht von seinem Vater.
»Wie kann man die Christenpflicht der Vergebung mit der Todesstrafe in Einklang bringen, Pastor?«, fragte Mace. Er wusste, die Frage war sehr direkt, aber er fand es eine gröÃere Beleidigung, um den heiÃen Brei herumzureden, wenn offensichtlich war, weshalb er hier war.
Chris dachte kurz nach. Er hatte zweifellos schon früher mit dieser Frage gekämpft, schien aber seine Worte umsichtig zu wählen. Vielleicht machte er sich auch Sorgen, dass Mace versuchen würde, seine Antwort gegen ihn zu verwenden. »Individuen sollten vergeben. Aber die Rolleder Regierung ist, das Böse einzudämmen, und manchmal erfordert das die Todesstrafe. Ich bin nicht generell gegen die Todesstrafe. Es ist nur so, dass sie nicht angewendet werden sollte, wenn es auch nur den kleinsten Zweifel an der Schuld des Verurteilten gibt.«
»Glauben Sie an zweite Chancen?«
Das löste ein weiteres Schweigen von Chris aus, den Blick auf den Altar gerichtet. »Ich glaube nicht, dass irgendwer unrettbar ist, wenn Sie das meinen. Aber unsere Taten haben Konsequenzen. In dieser Hinsicht glaube ich also nicht, dass ein Kerl wie Antoine Marshall freikommen sollte, damit er noch eine Gelegenheit bekommt zu töten.«
»Was ist mit König David? Was ist mit Moses?«
Diesmal reagierte Chris mit einem verärgerten Schnauben. »Was wollen Sie von mir?«
Mace wandte sich dem Pastor zu. »Ich habe die letzten Jahre in der Gefängnisseelsorge verbracht. Das wissen Sie wahrscheinlich, aber ich habe auch selbst einige Zeit im Gefängnis verbracht â vor dem Jurastudium. Ich bin einer von vielleicht drei oder vier Anwälten im ganzen Staat mit einer Vorstrafe wegen einer schweren Straftat. Wenn jemand weiÃ, wie man eine falsche Gefängnisbekehrung erkennt, dann ich.
Ich will Ihnen nur sagen, dass Antoine Marshall wirklich ein geläuterter Mann ist. Wer auch immer er vorher war ⦠diese Person ist er nicht mehr. Wie Sie wissen, sagt die Schrift, dass der alte Mensch fort ist und alles neu wird.
Ich bitte Sie darum, sich mit ihm zu treffen, Pastor. Urteilen Sie selbst. Wenn Sie seine Hinrichtung danach immer noch wollen, werde ich Sie nie wieder belästigen. Aber Sie können einen Mann nicht nach seinen Briefen beurteilen oder sein Herz kennen, solange Sie ihm nicht in die Augen geblickt haben. Ich bitte Sie, nach Jackson zu fahren und meinen Mandanten kennenzulernen.«
Chris rutschte auf der Bank herum. »Professor James â¦Â«
»Bitte ⦠nennen Sie mich Mace. Das tun alle.«
»Okay ⦠Mace. Mein Problem mit Ihrer Bitte ist ganz einfach: Jeder Gläubige lernt, wie vergeben werden sollte. Wenn mich jemand auf die eine Wange schlägt, muss ich die andere hinhalten. Aber bevor Absolution erteilt wird, muss die Person, die Unrecht getan hat, bereuen. Sieklingen, als hätten Sie die Bibel ein paar Mal durchgelesen. Also wissen Sie, dass Johannes der Täufer und Jesus und alle Jünger Jesu eines gemeinsam hatten â sie sagten den Leuten überall, sie sollten bereuen. Und Reue beginnt mit dem Geständnis dessen, was wir falsch gemacht haben.«
Chris stand auf und signalisierte damit das Ende des Treffens. Seine Stimme war immer noch leise, aber gleichzeitig auch fest. »Ich fahre hin und treffe mich mit Ihrem Mandanten«, sagte er. »Aber das Erste, das ich ihn fragen werde, ist, ob er meine Mutter getötet hat und ob es ihm leidtut. Veränderte Herzen beginnen mit Reue. Wenn er wirklich bereut, wird er in mir seinen gröÃten Fürsprecher haben. Aber wenn nicht, kann ich ihm nicht helfen.«
»Na gut«, sagte Mace. »Ich werde alles in die Wege leiten.«
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19
Zu Beginn der Ermittlungen gegen Caleb Tate hatte ich Bill Masterson gebeten, seinen Einfluss geltend zu machen, damit ein paar erfahrene Polizisten aus der Mordabteilung dem Fall zugeteilt wurden. Aber Masterson hatte mich daran erinnert, dass er die Polizisten nicht in seine Angelegenheiten pfuschen lieÃ, genauso wenig wie sie ihn in die ihren.
Also wurde der Fall stattdessen Tyler Finnegan zugeteilt, einem jungen Detective, der erst vor drei Jahren von Los Angeles nach Atlanta gezogen war und konsequenterweise den einfallslosen Spitznamen »L. A.« erhalten hatte. Er war erst Anfang dreiÃig und besaà nichts von
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