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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hänssler-Verlag
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Geschichten von den Büropartys gehört. Das meiste davon gehörte für mich in den Bereich der Legenden. Jeder, der für Masterson arbeitete, wusste, dass er ein gerechter Chef war, der alle gleich behandelte. Er war ein bisschen ungehobelt, aber tolerierte nichts, das auch nur entfernt den Beigeschmack von Belästigung oder Schikane hatte.
    Seine Frau hatte vor sechs Jahren die Scheidung eingereicht, weil Bill ein unverbesserlicher Workaholic war; sie hatte am Ende einfach nicht mehr versucht, mit seiner Arbeit zu konkurrieren. Soweit ich wusste, gabes nicht einmal das Gerücht einer Affäre. Er hatte sich in den letzten paar Jahren mit ein paar Frauen getroffen, aber den Großteil seiner Zeit im Büro verbracht, vollkommen eingenommen vom Job.
    Â»Sie haben ein paar Vergewaltigungsopfer zitiert, die behaupten, ich verfolgte ihre Fälle nicht gerade enthusiastisch. Dasselbe gilt für drei oder vier verprügelte Ehefrauen. Nehmen Sie dann noch ein paar anonyme Quellen dazu, die behaupten, ich mache gern schmutzige Witze im Büro, und Sie haben einen ziemlich guten Beitrag für die Presse.«
    Allein das zu hören, erinnerte mich daran, warum ich nie in die Politik wollte. Ich mochte den Gerichtssaal, wo es wenigstens Beweisregeln gab und größtenteils unvoreingenommene Richter. Die Politik verkam meistens eher zu Schulhofzänkereien, statt die erhabene Demokratie zu sein, die unsere Staatsgründer sich vorgestellt hatten.
    Â»Meine politischen Berater haben mich gefragt, ob die Frauen in meinem Büro bereit wären, eine Petition zu unterzeichnen, in der erklärt wird, was für ein vorurteilsfreier und gerechter Chef ich bin«, fuhr Masterson fort. »Ich habe ihnen gesagt, Sie würden das vielleicht tun, solange Sie es nicht unter Eid unterzeichnen müssen.«
    Es gab ein wenig nervöses Gekicher, und ich gewann den Eindruck, dass die anderen Staatsanwältinnen genau wie ich auch gerne helfen wollten. Wir wussten alle, Politik konnte hässlich werden, aber es war schwer, dabei zuzusehen, wie ein guter Mann wie Masterson für etwas mit Schmutz beworfen wurde, das er nicht getan hatte. Er war mehr als einmal für fast alle hier am Tisch in den Ring gestiegen, und Staatsanwälte hielten zusammen.
    Â»Meine Berater wollen einen ›Frauen-für-Masterson‹-Beitrag zusammenstellen, den wir an die Medien verteilen könnten. Sie werden Sie alle noch einzeln darum bitten, aber ich wollte mich erst mit Ihnen treffen und Ihnen sagen, dass Sie das nicht tun müssen und – obwohl es sich von selbst versteht – dass es in keinem Fall Ihre Arbeitsbewertung beeinflussen wird. Um ehrlich zu sein, habe ich gezögert, Sie da mit hineinzuziehen, und es tut mir leid, dass ich Sie darum bitten muss. Ich würde es lieber einfach aussitzen. Aber man hat mir gesagt, wenn wir nicht aggressiv reagieren, wird die Öffentlichkeit annehmen, diese Behauptungen seien wahr.«
    Â»Das ist Blödsinn«, sagte Regina, sobald Masterson Luft holte. Bills Stimme war ruhig und bedächtig gewesen, aber Regina war aufgebracht. »Ich bin mir sicher, jede von uns wäre bereit, zu unterzeichnen, was immer Sie brauchen. Und Sie können auch gleich eine Kampagne zum Thema ›Afroamerikaner für Masterson‹ machen lassen, denn das wird wahrscheinlich der nächste Angriff sein.«
    Als Regina fertig war, begann die Bauchpinselei erst richtig, und wir sagten dem Chef alle, wir seien mit dabei. Er dankte uns für unsere Unterstützung, sagte uns, wir sollten nicht alles glauben, was wir in den Zeitungen lasen, und entschuldigte sich noch einmal für seine Bitte. Ein paar meiner Kolleginnen fingen an, sich gegenseitig in Erinnerung zu rufen, wie Bill für sie eingetreten war, als sie von diesem oder jenem Strafverteidiger angegriffen wurden, aber Bill unterbrach sie. Er sagte, er wolle unsere wertvolle Zeit nicht verschwenden, indem er sich von uns auf die Schulter klopfen ließe. »Die Straßen werden nicht sicherer, während wir hier herumsitzen und ›Kumbaya, My Lord‹ singen«, sagte er. »Machen wir uns wieder an die Arbeit!«
    Ich stand mit den anderen Frauen auf, aber Masterson hatte etwas anderes vor. »Brock, kann ich Sie einen Moment sprechen?«, knurrte er.
    Regina blieb auch zurück und hörte zu, als Bill seine Bitte vorbrachte. »Ich habe Regina gebeten, bei unserer Fernsehwerbung

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