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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randy Siger
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Derartiges erlebt. Manchmal fürchtete ich ernsthaft, den Verstand zu verlieren.
    Es wurde schlimmer, als L. A. und ich Rivera via Skype für seine Zeugenaussage vorbereiteten. Es überraschte mich nicht, dass der Mann mürrisch und defensiv wirkte. »Er lügt«, sagte L. A., sobald wir aufgelegt hatten.
    Ich hatte selbst auch Bedenken, aber ich hoffte, wir irrten uns beide. »Woher willst du das wissen?«
    L. A. sah mich einen Augenblick an, als versuche er abzuwägen, ob er meine Zuversicht noch mehr zerstören sollte.
    »Sag es mir!«, beharrte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Du hast gefragt.«
    Wir hatten seinen Computer für das Gespräch benutzt, und ich hatte nicht gemerkt, dass er die Übertragung aufgenommen hatte. In der nächsten halben Stunde spielte er Teile von Riveras Aussage ab. Er deutete auf Mikroausdrücke, die in Riveras Gesicht aufgeblitzt waren. Er zeigte mir Diagramme von Frequenz und Stimmlage, die ein Programm berechnet hatte.
    Riveras Wortfluss verlangsamte sich und seine Stimmlage änderte sich, wenn er Fragen darüber beantwortete, wie er Caleb Tate Drogen beschafft hatte.
    »Die verlässlichsten Signale für Täuschung entstehen aus den kognitiven Anstrengungen und Emotionen, die eine Lüge hervorruft. Man braucht mehr gedankliche Leistung, um eine Lüge zu konstruieren als für die Erinnerung an die Wahrheit«, erklärte L. A. »Also verändern sich unser Sprechtempo und die Stimmlage, was aber für das bloße Ohr normalerweise nicht wahrnehmbar ist. Aber ein Computerprogramm kann es erfassen.«
    Die faszinierendsten Hinweise waren Riveras nonverbale Signale. L. A. nannte es die »Lust am Überlisten« – die Freude, die ein Soziopath dabei empfindet, andere zu täuschen. »Sieh dir das an – hast du gesehen, wie dieses teuflische kleine Lächeln aufgeblitzt ist?«
    Er hatte recht. In Echtzeit hatte ich es nicht bemerkt, aber wenn L. A. die Aufnahme in Zeitlupe abspielte, sah ich es. »Er spielt mit uns«, sagte L. A. »Caleb Tate mag schuldig sein. Aber dieser Kerl lügt nach Strich und Faden.«
    Diese Erkenntnisse machten mir nur noch mehr Angst. Ich konnte nicht beweisen, dass Rivera log, aber mein Bauch sagte mir, L. A. hatte recht. Also machte sich Jamie Brock, die prinzipientreue Staatsanwältin, die Frau, die Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit über alles andere stellte, dieselbe Frau, die vor Kurzem Informationen vor Mace James zurückgehalten hatte, bereit, in einem hochkarätigen Mordfall einen lügenden Zeugen in den Zeugenstand zu rufen.
    Aber wie hätten wir den Fall ohne ihn gewinnen können?

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
69
    Ausgerechnet. Es gab neun Richter am erstinstanzlichen Gericht von Milton County, und wir bekamen die eine Richterin, die ein persönliches Interesse an dem Fall hatte. Und so, wie sie mich von der Richterbank aus böse ansah, tat sie, als wäre der ganze Fall meine Schuld.
    Eine bizarre Entscheidung folgte der nächsten, und ich schien die Einzige im Gerichtssaal zu sein, der das auffiel. Wenn Tate Einspruch einlegte, gab sie ihm automatisch statt. Wenn ich versuchte, Einspruch zu erheben, befahl sie mir, mich zu setzen. Masterson, der neben mir saß, war zu beschäftigt damit, sich Notizen für sein Kreuzverhör von Caleb Tate zu machen, um darauf zu achten.
    Und dann dämmerte es mir. Ich war so auf die Ergebnisse meines Dads in Richterin Snowdens Verhandlungen fokussiert gewesen, dass ich mir Tates Statistik nie angesehen hatte. Was, wenn Tate nach Antoine Marshalls Prozess ein Licht aufgegangen war? Was, wenn er angefangen hatte, Snowden zu bezahlen wie die anderen Verteidiger? Oder sie zu erpressen oder was auch immer mein Vater getan hatte?
    Plötzlich ergab es Sinn – die Entscheidungen gegen mich und dass Tate im Gerichtssaal herumstolzieren durfte und sagen konnte, was er wollte.
    Ich wusste jetzt, wie Tate sich vor all den Jahren gefühlt haben musste, als er versuchte, Antoine Marshall zu verteidigen, und genauso gegen die Richterin gekämpft hatte.
    Wirklich bizarr wurde es, als Tate in den Zeugenstand trat und Masterson sagte, er habe keine Fragen. Ich stand auf und erhob Einspruch. Ich hatte Fragen! Aber Masterson zog mich am Ellbogen, und Snowden schrie mich an, mich zu setzen, immer wieder, ihre schrille Stimme übertönte meine Fragen.
    Tate fing an zu lachen, ein wirklich abscheuliches Lachen, das mich verhöhnte und die Justiz verspottete.
    Und dann, als ich an der Grenze meiner Belastbarkeit war, drang das Klingeln zu mir

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