Die Staatsanwältin - Thriller
nicht derjenige, der diesen Kerl in den Zeugenstand geholt hat.«
»Eine sehr kurze Leine, Mr Tate!«
Nach unserer Besprechung kehrte Tate in die Mitte des Gerichtssaals zurück und stellte die Frage erneut.
»Das habe ich nie gesagt«, behauptete Rivera.
»Streiten Sie ab, mich bedroht zu haben, als ich Ihnen sagte, ich würde nichts dergleichen tun und dass Sie so etwas nie wieder vorschlagen sollten?«
»Noch so eine lächerliche Frage. Nichts davon ist passiert.«
»Stimmt es nicht, Mr Rivera, dass Sie gedroht haben, zur Staatsanwaltschaft zu gehen und in diesem Fall gegen mich auszusagen, weil ich Richterin Snowden nicht bestechen wollte?« Caleb Tate erhob jetzt die Stimme, das erste Anzeichen von echten Emotionen und Zorn in diesem Fall. Er stach mit dem Finger in die Luft, und ich konnte nicht verstehen, warum Masterson keinen Einspruch erhob. »Stimmt es nicht, dass Sie sagten, Sie hätten etwas, das die Staatsanwaltschaft glauben musste ? Dass Sie zusehen würden, wie sie mir eines Tages eine Nadel in den Arm stechen?«
»Mr Tate!«, unterbrach ihn Richter Brown. »Das sind drei Fragen. Lassen Sie ihn die erste beantworten.«
Masterson warf mir einen Blick zu. Sehen Sie, es ist besser, wenn man den Richter eingreifen lässt .
»Das waren drei Lügen«, sagte Rivera. »Keine Fragen.«
Caleb Tate stand einen Augenblick lang nur da und nickte. Er gingzurück zu seinem Konferenztisch und nahm ein Diktiergerät in die Hand. Er gab Bill Masterson eine Abschrift und reichte dem Gerichtsdiener ebenfalls eine, damit das Gericht mitlesen konnte.
Ich spürte, wie mir das Herz bis zu den Knien rutschte. Er hatte ein Band?
Diesmal war es Caleb Tate, der lächelte. »Sie haben mich nach dieser ersten Drohung zurückgerufen, um mir noch eine Chance zu geben. Erinnern Sie sich?«
Rivera beäugte ihn misstrauisch. In all unseren Gesprächen, in all unseren endlosen Befragungen zu diesen Ereignissen hatte Rivera nie ein Telefongespräch erwähnt. Aber ich konnte erkennen, dass seine Gedanken jetzt rasten und er versuchte, sich zu erinnern, was genau er gesagt hatte.
»Sie erinnern sich, nicht wahr?«, höhnte Caleb Tate. »Oder brauchen Sie eine Gedächtnisstütze?«
An Riveras Körpersprache konnte ich ablesen, dass er sich an den Anruf erinnerte.
Die einzige verbleibende Frage war, wie dumm er gewesen war – wie viel er gesagt hatte und was er ungesagt gelassen hatte.
»Euer Ehren, es scheint, als bräuchte der Zeuge Hilfe beim Erinnern«, sagte Tate.
Jetzt stand Masterson doch endlich auf. »Wir erheben Einspruch, Euer Ehren. Die Verteidigung hat das Band noch nicht beurkunden lassen. Wir haben es nie gehört. Wir wissen nicht einmal, ob es Mr Riveras Stimme ist.«
Richter Brown studierte das Transkript und sah Masterson über seine Lesebrille hinweg an. »Wir machen eine kurze Pause«, sagte er.
Ein paar Minuten später, in Abwesenheit der Geschworenen, bat Richter Brown Caleb Tate, die Aufnahme abzuspielen. Ich las in Mastersons Kopie der Abschrift mit, und mein Herz wurde mit jedem Wort schwerer.
Rivera: Sie haben vierundzwanzig Stunden; dann rede ich.
Tate: Tun Sie sich keinen Zwang an, Rafael. Dann können Sie eine Anklage wegen Drogenhandels und zusätzlich eine dafürhaben, dass Sie die Staatsanwaltschaft belogen haben. Man wird einem dreimal verurteilten Gangster wie Ihnen niemals glauben.
Rivera: Die Leute reden. Ich weiß Dinge, die ich nicht wissen sollte. Man wird mir glauben.
Tate: Was zum Beispiel?
Rivera: Sie haben vierundzwanzig Stunden.
Tate: Wenn Sie zur Staatsanwaltschaft gehen, bin ich nicht länger Ihr Anwalt. Dann kann ich ihnen alles sagen, was Sie mir je erzählt haben. Vielleicht können sie noch eine Anklage wegen versuchter Bestechung dazunehmen.
Rivera [lacht]: Wie kommen Sie darauf, dass sie einem Gangster wie Ihnen glauben werden?
[Ende des Gesprächs.]
Nachdem die Aufnahme abgespielt war, stand Masterson langsam auf. Genau wie ich versuchte er, das alles in Warpgeschwindigkeit zu verarbeiten.
Das Band schien zu bestätigen, was Tate sagte. Aber in der Aufnahme war nichts, das uns explizit Gründe gab, Rivera den Deal zu verweigern. Die Aufnahme war zu mehrdeutig, als dass wir ihn dafür hätten anklagen können, uns belogen zu haben.
»Euer Ehren, Sie können so etwas nicht als Beweis zulassen, ohne zumindest die Stimmen authentifizieren zu lassen!«
»Ich habe das Recht, die Aufnahme abzuspielen und den Zeugen zu fragen, ob das seine Stimme ist«, schoss
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