Die Staatsanwältin - Thriller
rangelten eine Weile im Wohnzimmer, und Justice kauerte sich nieder, sprang auf Chris los, wälzte sich auf dem Boden und knurrte spielerisch. Die einzige Art, wie ich ihn beruhigen konnte, war, ihm Abendessen zu machen.
Chris und ich setzten uns einander gegenüber an den Küchentisch und warteten, bis die Burger auf dem Grill gar waren. Ich wusste, Chris erwartete, dass ich weinte, aber ich hatte in den letzten Monaten genug geweint. Heute war ich nur verwirrt, frustriert und wütend. Ich redete mir alles von der Seele – die Schuldgefühle, weil ich nicht zu Hause gewesen war, als Mom starb, meine Verachtung meinem Dad gegenüber, weil er Strafverteidiger war, der Frust, nicht zu wissen, ob Antoine Marshall wirklich Moms Mörder war, und sogar meine Enttäuschung gegenüber Chris, weil er kein energischerer Verfechter der Gerechtigkeit war. Aber hauptsächlich meine Bitterkeit über alles, das in Caleb Tates Mordprozess passiert war.
»Ich kann nicht fassen, dass Gott ihn mit dem Mord an seiner Frau davonkommen lässt«, sagte ich.
Chris hörte geduldig zu und antwortete leise. Er hatte die Hände auf dem Tisch verschränkt und hielt den Blick gesenkt, während er sprach. Er sagte mir, ich könne mir nicht die Schuld an Moms Tod geben. Und er versicherte mir, dass Caleb Tate mit gar nichts davonkommen würde.
Er schwieg kurz und sah mich an. Heute Abend war es Chris, derTränen in den Augen hatte. »Wenn du leidest, leide ich mit«, sagte er. Dann wurde er philosophisch. »Wir können in dieser Welt keine vollkommene Gerechtigkeit erreichen, Jamie. Es gefällt Gott, wenn wir es versuchen. Aber letzten Endes ist dies eine gefallene Welt. Selbst die besten Systeme, die sich Menschen ausgedacht haben – und ich glaube, unser Justizsystem ist ziemlich gut – müssen unvollkommen sein. Aber es gibt einen Vers in 1. Mose, den ich immer geliebt habe: ›Sollte nicht der Richter der ganzen Welt gerecht handeln?‹
Daran halte ich mich fest. Selbst an Tagen wie heute, wenn die Welt ein einziges Chaos ist. Diese Jury hat nicht das letzte Wort. Und Richter Brown hat nicht das letzte Wort. Und Bill Masterson auch nicht.«
Chris wischte sich mit der Rückseite des Zeigefingers eine Träne vom Unterlid. »Entschuldige die Predigt«, sagte er. »Ich schaue besser mal nach den Burgern.«
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83
Meine Schlaftabletten funktionierten, und ich hätte sicher ewig geschlafen, wenn Justice nicht mit der Pfote nach mir geschlagen hätte, bis ich ihn ungefähr um 10 Uhr morgens rausließ. Chris war früh aufgestanden, um sich auf seine Predigt für den nächsten Tag vorzubereiten, und hatte Pancakes mit Schokostückchen zum Frühstück gemacht.
»Womit habe ich einen Bruder wie dich verdient?«, fragte ich.
Mein Heiliger von einem Bruder fuhr gegen Mittag wieder ab. Ich war immer noch in Schlafshirt und kurzen Hosen und hatte vor, das heute auch nicht mehr zu ändern. Ich hatte mehrere Anrufe und SMS bekommen, unter anderem von Mace James und L. A. Ich war versucht, L. A. anzurufen, aber ich hatte in dieser Beziehung plötzlich gemischte Gefühle. Es war nicht nur, dass uns unsere mangelnde Diskretion vielleicht die Verurteilung gekostet hatte. Ich bekam auch langsam ein schlechtes Gefühl deswegen, wie L. A. die Wahrheit anpassen konnte, wenn es seinen Zwecken diente. Er kam ethisch aus einer anderen Ecke als ich, und unsere Werte waren sehr verschieden.
Außerdem war da die Frage nach dem Vertrauen. Er hatte nach seiner Aussage genauso erschüttert gewirkt wie ich, aber was, wenn das alles nur gespielt war? Meine Gefühle fuhren Achterbahn, was übrigens genau der Grund war, warum alle immer sagten, man solle mitten in einem Dampfkochtopf wie dem Tate-Fall keine Beziehung anfangen.
Als es um halb eins an der Tür klingelte, flog Justice förmlich vom Wohnzimmer zur Haustür und bellte auf dem ganzen Weg. Halb erwartete ich, L. A. draußen stehen zu sehen, vielleicht mit J-Lo an der Leine. Ein großer Teil von mir wollte L. A. dort stehen sehen. Stattdessen öffnete ich die Tür und blickte einem Mann in die Augen, den ich eigentlich nie hatte wieder sehen wollen.
Justice wand sich durch den Türspalt und sprang an Professor Mace James hoch.
»Justice!«, schalt ich. »Sitz!«
Aber Justice mit seiner miesen Menschenkenntnis ignorierte mich. Mace lachte und streichelte ihm den Kopf. »Der ist okay«, sagte er.
Obwohl ich Mace James am liebsten befohlen hätte, für immer aus meinem Leben zu
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