Die Staatsanwältin - Thriller
eingereicht«, sagte Mace. »Und erwarten jetzt das Urteil.«
»Danke, Professor James«, sagte Staci. »Ich weiß, Sie haben einen arbeitsreichen Tag vor sich und danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit genommen haben.«
Mace wusste, von ihm wurde erwartet, einfach seinen eigenen Dank zu murmeln. Die Programmablaufkarten hinter der Kamera zeigten fünf Sekunden an. Aber er musste nicht nach ihren Regeln spielen.
»Antoine Marshall ist meines Wissens der einzige Angeklagte im Todestrakt, der einen Lügendetektortest bestanden hat«, fügte er hinzu.
Die Zeit war um, bevor Staci den nächsten Beitrag ansagen konnte. In der Pause dankte sie Mace, dann begann sie mit ihrem Regisseur die nächsten Programmpunkte zu besprechen.
Mace ließ eine Kopie der Aufzeichnung von Freddie Cooper beim Sender und sah auf die Uhr. Es war Zeit, sich auf den Weg zum Todestrakt zu machen.
Den ganzen Morgen arbeitete ich an meinem Schreibtisch und lud mit schwitzenden Handflächen immer wieder die verschiedenen Gerichtshome-pages neu, die ich verfolgte. Ich sah die Petition mit der angehängten eidesstattlichen Erklärung von Freddie Cooper um halb elf. Sofort rief ich im Büro des Generalstaatsanwalts an, wo man mir sagte, man arbeite daran. Eine Reaktion werde in spätestens zwei Stunden herausgegeben.
»Das passiert ständig«, sagte einer der Anwälte. »Sie müssen sich keine Sorgen machen.«
Ich bekam eine SMS von einer Freundin, die mich auf die Nachrichten um zwölf hinwies. Ich schaute mir eine Aufzeichnung an und ertappte mich dabei, wie ich mit den Zähnen knirschte. Mace James besaß kein Schamgefühl. Mein Vater lag ohne Bewusstsein in einem Krankenhausbett, und James schoss aus dem Hinterhalt auf ihn.
Sie zeigten einen Ausschnitt von Coopers Widerruf, und er sah aus, als sei er verprügelt worden. Ich rief zum zweiten Mal im Büro des Generalstaatsanwalts an.
»Haben Sie das Video gesehen?«, fragte ich. »Es sieht aus, als hätten sie die Aussage aus ihm herausgeprügelt.«
»Das haben wir bemerkt«, versicherten sie mir. »Wir nehmen es in unsere Schriftsätze auf.«
Ein paar Stunden später, direkt bevor ich zu Hause ankam, rief ich Chris an. »Ich bin in ein paar Minuten da. Hast du Justice rausgelassen?«
»Ungefähr ein Dutzend Mal.«
Ich wusste, Justice nutzte meinen Bruder aus und sammelte ein bisschen zusätzliche Aufmerksamkeit. Bei diesem Gedanken musste ich lächeln.
Als ich zu Hause ankam, parkte ich in der Einfahrt, und Chris war schon vor der Tür, bevor ich hupen konnte. Der Himmel war immer noch wolkenverhangen, aber es hatte aufgehört zu regnen. Als Chris am Wagen ankam, zog er seinen Mantel aus und warf ihn auf den Rücksitz. Mein Vater war ein paar Zentimeter kleiner als Chris und vor seinen Schlaganfällen ungefähr zwanzig Pfund schwerer gewesen. Aber für diesen Anlass hatte Chris beschlossen, eines der Sakkos und die Lieblingskrawatte meines Vaters anzuziehen. Die Krawatte sah super aus, aber das Sakko war an den Ärmeln ein paar Zentimeter zu kurz und an den Schultern viel zu weit.
Chris hatte mir gesagt, ich sähe gut aus, bevor ich am Morgen zur Arbeit gegangen war. Ich hatte ihm gesagt, dass ich Moms Ohrringe und Kette trug. Jetzt stiegen mir beim Anblick meines Bruders im Sakko meines Dads die Tränen in die Augen.
Chris stieg wortlos ein.
»Du siehst super aus«, sagte ich mit rauer Stimme.
»Ich wünschte, er könnte dabei sein«, sagte Chris.
Ich fuhr rückwärts aus der Einfahrt, ohne noch etwas zu sagen.
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
10
Mace James kam um Viertel nach drei am Gefängnis von Jackson an. Es waren 107 Männer im Todestrakt, alle im selben Flügel der Anlage, nur wenige Meter von der Hinrichtungskammer entfernt, wo die meisten von ihnen sterben würden. Andere Staaten transportierten ihre Gefangenen in speziell gebaute Hinrichtungsräume meilenweit entfernt von dort, wo die Gefangenen im Gefängnis saßen. Aber Georgia glaubte an Effizienz.
Eine Handvoll Demonstranten hatte sich schon vor dem Gefängnis versammelt, und Mace nahm sich die Zeit, allen die Hand zu schütteln. Es erstaunte ihn immer noch, wie gering der öffentliche Aufschrei war, den der Fall ausgelöst hatte, sogar nach seinem Fernsehinterview. Der Fall von Troy Davis hatte ein Jahr vorher noch weitreichende öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Aber nichts hatte sich geändert. Wenn überhaupt, hatte sich das Publikum inzwischen an Anträge in letzter Minute von Anwälten der Todeskandidaten
Weitere Kostenlose Bücher