Die Staatsanwältin - Thriller
Er will nur diesen Aktenberg abarbeiten, damit er mit seinen Kumpels ein Bier trinken kann und nach Hause zu seiner Frau kommt. Wenn die Staatsanwaltschaft mir die Spritze geben wollte, würde er das auch in einen Deal aufnehmen! Als ich ihm gesagt habe, ich will eine Verhandlung, dachte ich, er macht sich in die Hose! Also: Nein, ich bin nicht zufrieden mit meinem Anwalt. Ich finde, der Staat Georgia lässt sich ausnehmen, wenn er diesem Kerl mehr als zwanzig Mäuse für meinen Fall zahlt.«
Richter Browns Gesicht rötete sich. »Sind Sie fertig?«
»So ziemlich.«
»Gut. Dann machen wir zwei Dinge: Als Erstes werde ich Ihrem Anwalt erlauben, sich von dem Fall zurückzuziehen, und wir finden einen neuen Anwalt für Sie. Und Zweitens werde ich diesen Vergleich abweisen, und die Staatsanwaltschaft wird den Fall gegen Sie verfolgen und die höchste Strafe fordern, die das Gesetz hergibt. Ist das klar, Ms Brock?«
Ich stand auf. »Glasklar.«
Der Richter besprach ein paar Minuten lang die Modalitäten mit dem Pflichtverteidiger. Hazlett grinste, als er aus dem Gerichtssaal geführt wurde.
Als die beiden nächsten Angeklagten ebenfalls ihre Deals sabotierten, wusste ich, da war etwas faul. Es war selten, dass auch nur eine Absprache in Rauch aufging. Aber drei hintereinander trotzten jedem Zufall. Aus irgendeinem Grund hatten die Angeklagten vereinbart, dass sie ihr Glück mit einem Prozess versuchen wollten. Das hatte ich weder je zuvor erlebt noch davon gehört. Die Pflichtverteidiger fingen an zu tuscheln, und der Gerichtsdiener setzte sich aufrechter hin und machte Notizen. Da alle zwölf Angeklagten zusammen in derselben Zelle auf die Verhandlung gewartet hatten, nahm ich an, dass einer von ihnen unzufrieden war mit seinem Deal und durchsetzungsstark genug, die anderen zuüberreden, ihre Absprachen ebenfalls abzulehnen. Hazlett war der wahrscheinlichste Kandidat.
Als nacheinander fünf Angeklagte ihre Deals ablehnten, ging Richter Brown die Geduld aus. Beim Nächsten verzichtete er auf jede Einleitung.
»Haben Sie vor, die Absprache, die für Sie getroffen wurde, anzunehmen oder abzulehnen?«, fragte er den Angeklagten, noch bevor ich die Grundlagen des Falls zusammenfassen konnte.
Der überraschte Angeklagte stand auf. »Ich habe meine Meinung geändert, Euer Ehren.« Der Mann starrte auf den Boden, als schämte er sich dafür.
»Der Nächste!«, sagte Brown.
Die Überraschungen nahmen kein Ende. Der neunte Angeklagte des Morgens, ein junger Mann namens Ronald Powell, hatte zugestimmt, sich wegen Totschlags im Straßenverkehr schuldig zu bekennen. Er hatte bereits zwei Anklagen wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss, und diesmal war das Ergebnis seiner Trunkenheitsfahrt der Tod seines Kumpels gewesen.
Powell war angemessen reuig und hatte für eine leichte Strafmilderung eingewilligt, sich schuldig zu bekennen.
»Bekennen Sie sich schuldig und nehmen den Vergleich an, den Ihr Anwalt für Sie ausgehandelt hat, oder haben Sie auch vor, sich aus Ihrem Deal herauszuwinden?«, fragte Richter Brown.
Powell stand zitternd auf. »Nein, Euer Ehren. Ich habe getan, wofür ich angeklagt bin, und ich werde mir das nie verzeihen. Ich will den Deal immer noch annehmen.«
Der Gerichtsdiener hörte auf zu tippen, und selbst der Gerichtsreporter wirkte überrascht. Ein Schuldeingeständnis, das vielleicht tatsächlich standhielt!
Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal so begeistert sein würde, wenn ein Angeklagter einen Deal schloss.
Richter Brown stellte die üblichen Fragen und zur Sicherheit noch ein paar mehr. Powell, das musste man ihm lassen, sah dem Richter in die Augen und beantwortete alle korrekt. Mir tat der junge Mann so leid, dass ich daran dachte, aus reinem Mitgefühl noch ein Jahr von seiner Strafe abzuziehen.
Brown verurteilte Powell zu zehn Jahren Gefängnis, davon fünf auf Bewährung, und der Junge dankte ihm tatsächlich dafür. »Ich habe meine Lektion gelernt, Euer Ehren. Das kann ich Ihnen versprechen.«
»Das hoffe ich«, sagte Brown.
Ich bemerkte, dass die Familie des Opfers gekommen war, um sich Powells Verurteilung anzuhören. Meine Aktenvermerke besagten, dass sie an Powells Reue glaubten und seinen Deal voll unterstützten.
Doch Powell war die einzige Erfolgsgeschichte an diesem Tag. Nachdem die anderen Angeklagten ihre Vergleiche abgelehnt hatten, rief Richter Brown die Pflichtverteidiger und mich nach vorn an die Richterbank.
»Was ist hier los?«, fragte er.
»Ich habe nicht
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