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Die Stadt am Ende der Zeit

Die Stadt am Ende der Zeit

Titel: Die Stadt am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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warf Farrah ein, »dass wir es uns leisten können, die freie Zeit auf angenehme Weise totzuschlagen. «
    »Wie auch immer, meine Damen «, fuhr Ellen fort, »jedenfalls hat Agazutta nach dem Tod ihres Vaters dessen Haus entrümpelt, das schon seit über hundert Jahren in Familienbesitz ist. Auf dem Dachboden stieß sie im hintersten Winkel auf eine verstaubte alte Kiste und entdeckte darin ein ungewöhnliches
Buch. Vermutlich lag es dort schon seit Urgroßvaters Zeiten.«
    Bidewell rieb sich die Hände und beugte sich vor. Obwohl ihm das hohe Alter anzusehen war, wirkte er wendig – fähig, sich auf neue Situationen einzustellen –, wenn auch nicht agil. Und zäh.
    Agazutta schien sich bei diesem Aufwärmen von Erinnerungen zu langweilen. »Ja, ja, gib mir nur die Schuld an allem«, sagte sie.
    »Agazutta brachte das Buch zu einem unserer Treffen mit. Nach einer Flasche Pinot Gris und einem köstlichen Melonensalat mit Pinienkernen und Prosciutto waren wir alle der Meinung, das Buch könne kostbar sein. Allerdings war es nicht auf Englisch verfasst – in überhaupt keiner Sprache, die wir kannten. Es schien Teil einer mehrbändigen Reihe zu sein. Wir bekamen Lust, es jemandem zu zeigen, der mit solchen Dingen handelt – einem Bekannten von mir, John Christopher Brown.«
    »Im College hatten die beiden mal was miteinander«, posaunte Farrah hinaus.
    »Stimmt.« Ellen warf Farrah einen scharfen Blick zu. »Darf ich die Geschichte auf meine Weise erzählen?«
    Farrah lächelte zuckersüß.
    Jack sank noch tiefer in den Klappstuhl.
    »Mr. Brown besitzt ein Buchantiquariat am Stone Way. Offenbar weiß er alles über Bücher und auch ein bisschen über jeden, der irgendwie mit Büchern zu tun hat, mit alten Büchern, seltsamen Büchern. Er kannte einen Käufer vor Ort, der sich genau für solche Dinge wie Agazuttas Fund interessierte. «
    Bidewell lauschte so aufmerksam wie ein Kind.
    »Gemeint ist unser lieber Conan«, sagte Ellen.
    »Aha, jetzt werde ich also mit hineingezogen«, warf Bidewell ein.
    »Du hast uns hineingezogen. Jedenfalls hast du unser Buch gekauft. Anfangs hat Mr. Brown deinen Namen nicht verraten, sondern uns lediglich unseren Anteil von der Summe ausgehändigt, die Conan für das Buch bezahlt hat. Eine verdächtig hohe Summe, zumindest so hoch, dass wir Lust bekamen, auf unseren Dachböden, in den Kellern und selbst in den Hausmauern weiter nach solchen Schätzen zu graben.«
    »Farrah hat dann auch eins gefunden«, meldete sich Agazutta.
    »Ja, in meinem Keller, in einer Schuhschachtel. Ich hatte es nie zuvor bemerkt, wirklich nicht. Es war so, als wäre in einem Schrank unverhofft ein verschollener Bügel samt Kleidung aufgetaucht. Das Buch war nicht alt, es stammte aus den 1950er-Jahren. Außerdem war es nur ein Taschenbuch.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Mit einem entsetzlichen Cover.«
    »Mit einem entsetzlichen Cover und Rechtschreibfehlern in jedem Wort, außer auf einer einzigen Seite«, ergänzte Agazutta. »Und diese Seite war eine Transkription aus dem Hebräischen, wie sich herausstellte. Mr. Brown verkaufte das Buch zu einem noch höheren Preis als das andere.«
    »Wirklich bemerkenswert, diese Damen«, sagte Bidewell. »Fast nicht zu glauben, dass sie zwei derart seltsame Bücher in ihrer unmittelbaren Umgebung aufstöbern konnten! Offensichtlich hatten sie ein Händchen dafür. Also gab ich Mr. Brown die Erlaubnis, den Damen meinen Namen zu verraten. Solche Funde sind mehr als reiner Zufall.«
    »Was sind sie dann?«, fragte Ginny.
    »Kann man nicht wissen …«, setzte Bidewell an, und sofort fielen alle, bis auf Jack, ein: »Kann man nicht wissen, ganz sicher nicht, kann man nicht wissen!«
    Bidewell nahm es mit Humor. »Das Taschenbuch war zwar faszinierend, aber nur ein Symptom. Doch bei ihrer ersten Entdeckung waren die reizenden Hexen von Eastlake auf etwas gestoßen, das sich als dreizehnter Band einer bemerkenswerten und äußerst seltenen Enzyklopädie entpuppte.«
    »Jetzt kommt er in Fahrt!«, warf Agazutta ein.
    »Die ganze mehrbändige Ausgabe war offenbar in Schanghai gedruckt worden, in den 1920er-Jahren, und zwar nach den Vorgaben eines Argentiniers namens Borges. Allerdings hat Señor Borges darin keine Spuren hinterlassen, bis auf ein Namensschild im Register und eine Signatur auf Seite 412 des ersten Bandes. Und so haben unsere Damen eine der größten Entdeckungen dieses Jahrhunderts gemacht, denn sie haben einen Band der verschollenen Encyclopedia

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